In Immenreuth hetzen Unbekannte mit einem Flugblatt gegen den früheren Bürgermeister Unbekannte hetzen mit Flugblatt

Von Thorsten Gütling

Die Schlammschlacht geht weiter. Der frühere Immenreuther Bürgermeister, Peter Merkl, spricht von einer weiteren Eskalationsstufe. Der Rechtsstreit zwischen ihm und der Gemeinde hat noch gar nicht begonnen, da machen Flugblätter die Runde. Darauf werden er und der frühere Fraktionsvorsitzende der SPD als Landstreicher, Verräter und Veruntreuer bezeichnet. Und damit nicht genug. Die Bevölkerung wird in dem Brief aufgerufen, die beiden Politiker zu teeren und zu federn.

 
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Der Ton

Die Verfasser sparen nicht mit Beleidigungen. Auf dem Flugblatt bezeichnen sie den früheren Bürgermeister Peter Merkl unter anderem als „hinterhältigen Notfickl“. Weiter heißt es, Merkl gehe über Leichen. Dem früheren Fraktionsvorsitzenden der SPD, Alfred Schuster, bezeichnen die Verfasser unter anderem als „schadsamen, hinterfotzigsten Mitbürger Immenreuths“. Auf dem Blatt, das mit „Wanted“ also „Gesucht“ überschrieben ist, fordern die Verfasser den Ausschluss der beiden früheren Politiker aus der Dorfgemeinschaft. Wörtlich heißt es: „Verhängte Strafen: Ächtung, teeren und federn“.

Die Argumente

Die Verfasser stören sich offenbar an Schusters und Merkls Plänen, wonach in die Familienferienstätte Immenreuth bald Asylbewerber einziehen sollen. Schuster und Merkl sind die Geschäftsführer der Einrichtung. Ein Ehrenamt, wie beide betonen. Noch bis März sind in dem Haus bis zu 25 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht. Zuletzt war die Rede davon, dass danach bis zu 150 Flüchtlinge einziehen könnten. Auf dem Flugblatt ist die Rede davon, dass sich Schuster und Merkl an der Not der Menschen bereicherten. Die Verfasser unterstellen den beiden außerdem, sich mit der Flüchtlingsunterkunft für ihre Niederlage bei der Kommunalwahl 2014 rächen zu wollen. Merkl wurde als Bürgermeister abgewählt, Schuster blieb als Viertplatziertem der SPD-Liste nur die Rolle eines Nachrückers. Über Merkl heißt es in dem Schreiben: „Wetzt er mit den Syrern schon die Messer?“ Weiter wird behauptet, dass die Polizei bereits mehrfach in der Immenreuther Unterkunft gewesen sei. Schuster bestreitet das. Es habe seit vergangenem Sommer vier Polizeieinsätze gegeben. In einem Fall sei eine Schlägerei befürchtet worden, in den übrigen drei habe es sich um Kleinigkeiten gehandelt. Schuster sagt: „Es scheint vielleicht anders, weil die Polizei dort routinemäßig häufiger patrouilliert.“ Die Verfasser fordern: „Reißt eure Hütte ab!“

Die Spur

Die Flugblätter wurden an verschiedenen Plätzen in Immenreuth abgelegt. Am Tannenberglift, an Bushaltestellen, an Brücken und vor allem im Ortsteil Ahornberg. Schuster vermutet, dass einige Exemplare am Samstagmorgen zwischen 6 und 7 Uhr aus einem fahrenden Auto geworfen wurden. Schuster sagt auch, Form und Sprache des Schreibens erinnerten an Flugblätter, die es schon im Wahlkampf 2014 gegeben habe. Darüber, wer hinter der Kampagne stecken könnte, haben Schuster und Merkl unterschiedliche Ansichten. Beide sagen, in den Flugblättern würden Informationen genannt, die vorher nur wenige kannten. Schuster wird beschuldigt, der Flüchtlinge wegen Kinderbetten aus dem SOS-Kinderdorf an die Familienferienstätte verkauft zu haben. Schuster hatte den Vorsitz des Kinderdorfes vergangenes Jahr aus Altersgründen abgegeben. Er sagt: „Die Betten wurden von der Regierung angefragt und schließlich doch nicht gebraucht.“ Von der Anfrage hätten aber nur wenige gewusst. Merkl vermutet unterdessen einen Maulwurf im Immenreuther Rathaus. Weil der Öffentlichkeit immer wieder Details, zuletzt aus dem Mietvertrag der Ferienstätte, zugespielt würden. Diese hätten nur Mitarbeiter der Ferienstätte, der Regierung und des Rathauses gekannt.

Die Vorgeschichte

Flugblätter gab es in Immenreuth schon viele. Zuletzt vor eineinhalb Wochen, als Immenreuth mit Entenhausen und der frühere Bürgermeister mit der geldgierigen Ente Dagobert Duck verglichen wurden. Anlass damals waren Merkls Forderungen nach rund 130.000 Euro, die er nach seiner Abwahl als Bürgermeister von der Gemeinde haben will. Der Betrag stehe ihm zu, weil er mehr als 450 Tage Urlaub nicht genommen, rund 900 Überstunden und zahlreiche Ausgaben nicht abgerechnet hätte. Während die Gemeinderäte von Verjährung sprechen, beruft sich Merkl auf ein mündliches Abkommen mit der Verwaltung, wonach er das Geld erhalten sollte, sobald es der Gemeinde finanziell bessergehe. Merkl hat angekündigt, sein Geld vor dem Verwaltungsgericht Regensburg einzuklagen.

Die Folgen

Wegen des jüngsten Flugblatts haben Schuster und Merkl Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Beide sagen, dass sie sich und ihre Familien durch die Wortwahl der Verfasser bedroht fühlten. Schuster spricht von Hetze und Rufmord. Die Polizeiinspektion Kemnath hat die Ermittlungen aufgenommen.