In Hollfeld regt sich immer mehr Widerstand gegen eine mögliche Stromtrasse – Stadtrat will sich wehren Wut in Hollfeld über Stromtrasse

Von Moritz Kircher
Im Hollfelder Stadtrat wächst der Widerstand gegen eine geplante Stromtrasse durch die Fränkische Schweiz. Foto: dpa Foto: red

Kommt die Stromtrasse? Wo wird sie genau verlaufen? Wird unser Ort betroffen sein? In Hollfeld herrscht große Unsicherheit. Und aus dieser Unsicherheit erwächst allmählich Wut. Wut, die sich am Dienstagabend quer durch die Fraktionen auch im Stadtrat entlud.

 
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Obwohl die Stromtrasse offiziell nicht auf der Tagesordnung stand, sprach Bürgermeisterin Karin Barwisch über das, was sie nach eigener Aussage erst kürzlich und durch Zufall im Kreisausschuss erfahren habe: Hollfeld und Aufseß sollen im geplanten Korridor für eine neue Hochspannungs-Gleichstromtrasse drin sein. „Da war ich wirklich wütend“, sagte sie nach der Sitzung im Gespräch mit dem Kurier.

Immer wieder habe sie versucht, von der Bundesnetzagentur und vom Landratsamt Informationen über die Stromtrasse zu bekommen. „Wir haben immer wieder nachgefragt: Wo soll die Trasse verlaufen?“, so die Bürgermeisterin. Bei zwei Informationsveranstaltungen der Bundesnetzagentur in Nürnberg seien Hollfeld und Aufseß zudem vertreten gewesen. Große Neuigkeiten zum Verlauf der Trasse habe es dort nicht gegeben, nur vage Angaben zu Korridoren. Eines hat Karin Barwisch bemerkt: „Es waren Vertreter aller betroffenen Landkreise da. Nur der Landkreis Bayreuth hat gefehlt.“ Sie ärgert sich über dieses vermeintliche Desinteresse.

Durchgangsstation für Stromautobahn

Frust herrscht im Hollfelder Stadtrat vor allem deswegen, weil man sich als Durchgangsstation für eine Stromautobahnmissbraucht fühlt, von der die Region nicht profitiert. „Wenn wir Pech haben, bekommen wir eine Stromtrasse, die uns rein gar nichts bringt“, so Roland Schmidt (Grüne) in der Stadtratssitzung.

„Die haben da unten ihre Hausaufgaben nicht gemacht“, schimpft ein Stadtratsmitglied. Die, das sind die Regionen in Schwaben und Oberbayern, die sich nicht in ausreichendem Maße um den Ausbau erneuerbarer Energien gekümmert hätten. Deshalb müsse jetzt der Strom von weit her geholt werden. „Sollen sie sich doch in Österreich umschauen“, heißt es im Hollfelder Stadtrat.

Dort zweifelt man auch offen an, dass über die geplante Trasse überhaupt sauberer Windstrom fließen wird, der von Nord nach Süd transportiert werden muss. „Da geht es darum, den Strom aus den Braunkohlestrom von Vattenfall und RWE aus Ostdeutschland nach Südbayern zu bringen“, so Dirk Stephan (Bürgergemeinschaft-FW).

Diese Vermutung stützt eine Karte der Bundesnetzagentur zum Bundesbedarfsplangesetz, in der aktuelle Leitungsvorhaben eingezeichnet sind. Darin aufgeführt eine geplante, 450 Kilometer lange Hochspannungs-Gleichstromtrasse, die aus dem Süden von Sachsen Anhalt nach Meitingen in der Nähe von Augsburg führt. Zwischen dem Startpunkt der Trasse und der Trasse zweier Offshore-Windparks in der Ostsee klafft auf der öffentlich verfügbaren Karte eine mehrere hundert Kilometer lange Lücke. „Wir fördern hier nicht die erneuerbare Energie, sondern die Braunkohle“, ist Stephan überzeugt.

Hollfelder wollen sich wehren

Fest steht: Die Hollfelder wollen sich gegen die Trasse wehren. „Als einzelne Kommune haben wir kaum Chancen“, glaubt Manfred Neumeister (Grüne). Daher will er nun alle betroffenen Gemeinden anschreiben. „Wir müssen uns vernetzen“, sagt er. Bürgermeisterin Barwisch macht sich keine allzu großen Hoffnungen. „Viele Möglichkeiten werden wir nicht haben.“ Doch auch sie ist bereit, sich gegen die Trasse zur Wehr zu setzen.

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