In Heinersreuth ist die größte Anlage des Landkreises in Betrieb – Störfall in Schnabelwaid – Zwei von drei Behältern sind undicht „Biogasanlagen sind keine tickenden Zeitbomben“

Von Heike Hampl
Zehn Tonnen Gas kann die neue Anlage in Heinersreuth fassen, sie ist die größte im Landkreis Bayreuth. Foto: Harbach Foto: red

Zehn Tonnen Biogas – so viel kann die neue Biogasanlage in Heinersreuth höchstens fassen. Wenn so eine Anlage explodiert, fliegt dann nicht ganz Heinersreuth in die Luft? Eugen Ufer lacht. „Das ist Blödsinn“, sagt er. Ufer ist Sachverständiger beim TÜV Süd und dort Experte für Biogasanlagen. Er ist auf der ganzen Welt unterwegs, um die Sicherheit solcher Anlagen zu überprüfen. „Ein voller Behälter kann nicht explodieren, das ist ausgeschlossen“, sagt Ufer. Und er erklärt, warum.

 
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Biogas besteht zu 60 Prozent aus Methangas. Je mehr Methan im Biogas ist, desto energiereicher ist es. Methan ist tatsächlich explosiv. Und zwar dann, wenn es sich mit Sauerstoff mischt. Damit das Methan-Luft-Gemisch explodiert, muss der Anteil des Methans zwischen sechs und 22 Prozent liegen. „Im vollen Behälter ist viel, viel mehr Methan. Man sagt dann: Das ist zu fett. Es kann nicht explodieren.“Gefährlich ist es dort, wo ein Behälter undicht ist. Dort strömt Methan aus und mischt sich mit Luft.

Explosionszonen warnen Mitarbeiter

Das kann auch gewollt passieren, dann nämlich, wenn im Biogasbehälter zu viel Druck entsteht. Für diesen Fall gibt es Ventile, durch die überschüssiges Gas abgelassen wird. Wird das Methan-Luft-Gemisch entzündet, explodiert es. „Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert ist sehr gering“, sagt Ufer. Denn: Um diese Ventile wird eine Explosionszone ausgewiesen. Mitarbeiter der Anlage wissen, dass dort beim Umgang mit Feuer Vorsicht geboten ist.

Gefahren gibt es trotzdem

Der bessere Umgang mit Überdruck ist ohnehin die Gasfackel. Das abgelassene Methan wird direkt verbrannt, mittlerweile haben alle Biogasanlagen eine solche Fackel. Dann kann das Methan-Luft-Gemisch nicht explodieren. Allerdings gibt es zwei Situationen, in denen tatsächlich Explosionsgefahr besteht: Dann, wenn die Behälter in Betrieb genommen oder entleert werden. Weil dann auch mehr Luft in der Gasblase ist und das beschriebene gefährliche Gemisch entsteht. Während dieser Vorgänge sind die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. „Biogasanlagen sind keine tickenden Zeitbomben“, sagt Ufer. Was nicht heißt, dass keine Gefahr von ihnen ausgeht.

Gefahr für Luft und Wasser

Die Anlagen gefährden Luft und Wasser. „Es gab bereits einen Störfall im Landkreis, in Schnabelwaid ist Gärsubstrat ausgetreten und in einen Wassergraben gelaufen“, sagt Georg Sendelweck vom Landratsamt Bayreuth. Der Umweltingenieur versichert aber: „Es gab keinen Schaden.“ An neuen Anlagen muss es für solche Fälle einen Wall geben. In Heinersreuth haben die Betreiber einen solchen aufgeschüttet. Könnte auch dort ein Behälter reißen und schädliches Gärsubstrat in die Rotmainauen fließen? „Sehr, sehr unwahrscheinlich“, sagt Ufer vom TÜV. Die Behälter in Heinersreuth sind aus einem Guss und statisch überprüft. Außerdem sind sie von einer Folie umhüllt und es gibt Kontrollschächte. Wäre ein Behälter undicht, würde sich Flüssigkeit im Kontrollschacht sammeln – und die müssen täglich überprüft werden. Das Problem an dem Entnahmeschacht in Schnabelwaid war, dass er nicht aus einem Guss war, sondern auf mehreren Betonteilen bestand, von denen eines gerissen ist.

Ein wirkliches Problem geht nach Ufers Ansicht von den Biogasanlagen tatsächlich aus: „Undichte Anlagen schaden der Atmosphäre, sie sind schädlich fürs Klima.“ Der TÜV-Süd hat auf Ufers Drängen deswegen eine spezielle Wärmebildkamera angeschafft. Kosten: 80 000 Euro. Mit dieser Kamera kann man sichtbar machen, wo das eigentlich unsichtbare Biogas ausströmt. Gründe dafür können zum Beispiel alte Planen sein. Die Prüfung ist Pflicht. Das Problem ist nur: Die Behörden verfolgen die Einhaltung nicht. Ufer kritisiert diese Praxis: „Das halte ich für falsch. Ich würde es begrüßen, wenn die Behörden die Betreiber zwingen würden, ihre Anlagen möglichst dicht zu machen. “