In Grafenwöhr Führung über Truppenübungsplatz als Wachstumsmotor

Stefan Neidl
Eine Stadtführung, bei der Schauspieler Szenen spielten, gab es in Grafenwöhr. Foto: Stefan Neidl

Das Kultur- und Militärmuseum ging mit der katholischen Theatergruppe auf humorvolle und gleichsam historische Stadtführung durch Grafenwöhr.

 
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Grafenwöhr wurde durch den Truppenübungsplatz erst bekannt. Er bringt Vor-, aber auch Nachteile. Und keine andere Institution hat Grafenwöhr so geprägt Das stellten Christine Meinl und Marianne Gottschalk jüngst bei ihrer Stadtführung „Militär und internationales Flair – die Stadt Grafenwöhr und der Truppenübungsplatz“ heraus.

Durch die Ausgaben der vielen Soldaten, die Investitionen in den Standort und die Arbeitsplätze ist der Truppenübungsplatz ein riesiger Wirtschaftsmotor. „Grafenwöhr war früher ein armes Örtchen, das von Landwirtschaft und dem Handwerk lebte“, erklärte Gottschalk. Mit der Entscheidung von König Leopold Anfang des 20. Jahrhunderts, einen Schießplatz zu errichten, sollte sich dies ändern. Mit dem Bau wuchs auch die Einwohnerzahl von 900 auf über 1800 an. Gottschalk reimt: „In Grafenwöhr herrschte himmelschreiende Not, durch den Bau hat sich die Stadt erholt.“

Försterin, Wirtin, Priester

Verschiedene Standorte vom Rathaus über die Alte Amberger Straße hinauf zum Tor 1 und zur Michaelskirche wurden bei der Stadtführung erklärt. An einigen Stationen warteten schon die Schauspieler der katholischen Theatergruppe um Wolfgang Bräutigam und spielten humorvoll historische Gestalten nach: Am alten Forsthaus berichtete Silke Kraus als Försterin vom Wildbestand im Truppenübungsplatz. An der Scala wartete Martina Brunner als Wirtin und erzählte die Geschichte des Brauwesens, der Gastronomie und von Elvis Presley, der in der Stadt 1958 ein Konzert gab.

Die Nonne Walburga alias Regina Bräutigam berichtete von den vielen entstandenen Arbeitsplätzen, so dass 1929 die erste Kinderbewahranstalt St. Theresia eröffnete. Erich Spahn – gespielt von Michael Bräutigam – wartete schon vor seinem Fotoladen und berichtete von der Entwicklung der Fotografie in der Stadt. Direkt an der Lagergrenze gelegen, gab es sogar die Möglichkeit, durch den Zaun die entwickelten Fotos abzuholen. Bräutigam selbst spielte einen Priester, der über die Kirche und das Jugendheim erzählte. Legendär ist die Überlieferung, dass Monsignore Ludwig Schmidt die Vision hatte, den höchsten Turm in Grafenwöhr zu bauen und die Friedenskirche darum höher als der Wasserturm sein musste.

Katharina Gietl erzählte humorvoll vom alten Grundschulgebäude und wie sich der Beruf der Lehrerin über die Jahre verändert hat. Gottschalk fasste zusammen: „Der Truppenübungsplatz bringt Schießlärm, so manchen Unfall, hohe Mieten und schottet Grafenwöhr nach einer Seite hin ab. Gleichzeitig kamen mit ihm aber auch Wohlstand, eine unvergleichbare Natur und der Besuch mancher hoher Politiker.“

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