In Egloffstein kämpft Wolfgang Bosbach mit viel Humor für mehr Selbstbewusstsein und die Demokratie Bosbach: Klamauk und klare Kante

Von Thorsten Gütling
Wolfgang Bosbach, bekann aus Funk und Fernsehen, kämpft in Egloffstein für seine Werte. Foto: Thorsten Gütling Foto: red

Wolfgang Bosbach, 65 Jahre alt, dauergebräunt von zahlreichen Urlauben auf seiner Lieblingsinsel Gran Canaria, sagt über sich selbst: „Ich weiß, dass ich nicht so alt ausschaue.“ Es ist ein äußerst humorvoller Auftritt, den der scheidende Bundestagsabgeordnete in Egloffstein bei Forchheim da hinlegt. Aber nicht nur. Bosbach, der vielleicht bekannteste Talkshowgast Deutschlands, hat auch ernste Seiten. Er habe nur noch eine halbe Lunge, er rechne in Wochen, habe kein Zeit mehr, Dinge zu verschieben, hat der krebskranke Bosbach einmal in einem Interview gesagt. In Egloffstein sind es der Islam und das mangelnde Selbstbewusstsein der Nation, die ihn umtreiben.

 
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Dass der Mann, der eigenen Aussagen zufolge zwischen 6000 Einladungen jedes Jahr auswählen kann, dass „das Zugpferde der Union“, wie ihn der Egloffsteiner Bürgermeister Stefan Förtsch nennt, in der Grundschule zu 300 Leuten spricht, ist eine Sensation. Noch dazu, wo Bosbach gar nicht mehr zur Wahl steht. Erst vor einer Woche hat dem Deutschen Bundestag nach 23 Jahren Mitgliedschaft den Rücken gekehrt. Einen Rücken mit Rückgrat, sagt Silke Launert, auf dessen Einladung Bosbach in die Fränkische Schweiz gekommen ist. Aber Bosbach eben nicht mal eben nichts tun. Er könne nicht auf der Terrasse entspannen, wohlwissend einen politischen Termin dafür abgesagt zu haben, hat Bosbach einmal gesagt. In erster Linie ist er sowieso auf Werbetour für die Demokratie und erst an zweiter Stelle für die Union. Schließlich gilt es, Werte zu verteidigen. Werte, mit denen Bosbach groß geworden ist. Werte, die zu verteidigen er mit 20 Jahren überhaupt nur in die Politik gegangen sei.

Beliebt bei weiblichen Fahrerinnen

Und so steht der, über den Silke Launert sagt, dass er bei weiblichen Fahrerinnen des Bundestags so außerordentlich beliebt sei, in der Turnhalle und schiebt als erste Handlung den Mikrofonständer zur Seite. Steht gerade da, das Mikrofon mit beiden Händen umklammert, sagt er, es sei die „verdammte Pflicht“ der Bürger zu wählen, um die bürgerliche Mitte zu stärken. „Damit gewisse kleine Parteien so klein bleiben, wie sie es verdient haben.“ Spricht davon , dass sich Europa nicht über den Euro definieren dürfe, sondern über ein „gigantisches Friedensprojekt“. Er selbst, Jahrgang 52, habe schließlich noch in ausgebombten Häusern gespielt.

Leitkultur ist doch kein Schimpfwort

Zielstrebig nähert sich Bosbach dann seinem Anliegen. „Leitkultur“ sei kein Schimpfwort, sagt er. Die Nation müsse selbstbewusster werden. Nicht nationalistischer, aber patriotischer. „Einen Lokalpatrioten finden wir komischerweise gut“, sagt der 65-Jährige. Und es müsse erlaubt sein, darauf hinzuweisen, dass 40.000 Islamisten und 10.000 Salafisten im Land zum Problem werden könnten. Das anzusprechen heiße nicht, islamophob zu sein. Die meisten Muslime würden das nämlich ganz ähnlich sehen. Unter den Opfern der Islamisten stellten Muslime schließlich die Mehrheit dar. Und man dürfe ihn auch nicht als Kritiker von Zuwanderung sehen. Deutschland sei immer ein Zuwanderungsland gewesen. Wer das anders sieht, dem empfiehlt Bosbach einen Blick auf „antike Aufstellungen von Schalke oder Borussia Dortmund“. Allerdings: Deutschland dürfe sich nicht die Konflikte anderer Kulturkreise ins Land holen. „Wenn man einmal damit beginnt, Probleme zu tabuisieren oder zu ignorieren, werden sie immer größer.“, sagt der Mann aus Bergisch Gladbach. Angst vor einer Islamisierung Deutschlands habe er nicht, eher vor einer Entchristianisierung und die trieben die Deutschen selbst voran. Indem sie darüber diskutierten, den Sankt-Martinsumzug in Laternenumzug und den Weihnachtsmarkt in Wintermarkt umzubenennen.

Spenden statt Gage

Am Ende appelliert Bosbach dafür, die Bildung zum wichtigsten Thema der Politik zu erheben. „Wer nichts im Boden hat, muss was in der Birne haben“, sagt er und dass es bei allem Kummer immer noch ein Glück sei, in Deutschland geboren zu sein und leben zu dürfen. „Und die Silke sorgt dafür, dass das so bleibt.“ Es sind die Schlussworte einer fast 90-minütigen Rede, für die Bosbach kein Geld verlangt. Stattdessen werden Sammelbüchsen für den Gnadenhof Fränkische Schweiz durch die Reihen gereicht.

Bosbachs beste Sprüche in Egloffstein

 

  • „In Obertrubach habe ich ein Schnitzel gegessen, für 9,80 Euro. Das war so groß, da sagen wir im Rheinland Buffet dazu.“

 

  • „Silke Launert ist kompetent, engagiert und ... was sollte ich als drittes noch sagen? Ach ja, bürgernah, jetzt fällt's mir wieder ein. Sie hat es mir extra aufgeschrieben.“

 

  • „Bisher haben wir immer gehofft, dass ein Präsident umsetzt, was er versprochen hat. Bei Trump ist es umgekehrt.“

 

  • „Das klingt für die Junge Union bestimmt unglaublich, aber wissen Sie, wo wir früher nach der Schule gespielt haben? Draußen. Ohne jede sozialpädagogische Betreuung, ohne Stuhlkreis. Wir haben vor alles getreten, was sich irgendwie rollen ließ. Das nannten wir Fußball.“

 

  • „Es gab nur ein Kommando von der Mutter: Daheim sein, wenn es dunkel wird. Meine Schwester war immer pünktlich zuhause, sie ist Lehrerin geworden. Ich habe hingegen gemerkt: Kommst du 30 Minuten zu spät gibt es Ärger. Kommst du zwei Stunden zu spät sind alle heilfroh, dass dir nichts passiert ist.“

 

  • „Das größte Abenteuer meiner Tochter ist heute, mit sieben Prozent Akkuladung aus dem Haus zu gehen.“

 

  • „Früher hatten wir Smartphones mit Türen, die haben wir in den Innenstädten aufgestellt.“

 

  • „Durchschnittlich 88 mal am Tag greifen wir zum Handy. Ohne dass es davor geklingelt hat oder gepupst. Wer von Ihnen ist früher ans Festnetz gegangen, ohne dass es geklingelt hat?“