In Deutschland waren Kreisel lange verpönt, doch mittlerweile gibt es auch in der Region immer mehr Kreisverkehre der Region senken die Unfallwahrscheinlichkeit

Von Sarah Bernhard

Blinkt man beim Reinfahren? Oder doch, wenn man rausfährt? Kreisverkehre senken die Unfallwahrscheinlichkeit - aber nur, wenn man weiß, wie es richtig geht. Und nur, wenn man beim Bau keinen Konstruktionsfehler gemacht hat. Und die kommen auch in der Region immer wieder vor.

 
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Kreisverkehre zählen ist nicht einfach. Denn wer für sie zuständig ist, hängt davon ab, welche Art von Straße sie krümmen. Immerhin so viel kann man sicher sagen: Auf Bundes-, Staats- und Kreisstraßen gibt es im Landkreis insgesamt elf Kreisel. Dazu kommen noch die, die ausschließlich Gemeindestraßen betreffen, etwa in Wohngebieten wie Buchau. Sicher ist auch: Kreisverkehre werden immer beliebter: Zehn der elf Kreisel wurden in den letzten 13 Jahren gebaut, nur den großen Kreisel neben der A 9 gibt es schon seit 1972. Und der Trend geht weiter.

DIE VORTEILE

Dafür ist insbesondere die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) verantwortlich: In Studien hat die Forschungseinrichtung herausgefunden, dass es in einem Kreisverkehr acht Konfliktpunkte gibt. An einer Kreuzung sind es 32. „In den Kreisverkehren im Landkreis gibt es weniger Unfälle und die, die es gibt, sind weniger schwer“, bestätigt Jürgen Schenkel von der Polizeiinspektion Bayreuth-Land. Nur drei Unfälle habe es 2013 gegeben: Zweimal wurde die Vorfahrt missachtet, einer hatte den Kreisel übersehen. Zudem seien Kreisverkehre meist günstiger als Kreuzungen mit Ampeln, sagt Jürgen Hildebrandt vom ADAC Bayern Nord. Zwar kostet ein Standard-Kreisverkehr zwischen 400 000 und 800 000 Euro. „Aber man braucht weniger Ampeln, muss keine Stromkabel verlegen, die Wartungskosten sind geringer.“ Und schließlich: Wenn man aus einem Kreisverkehr herausfährt, ist man meist ziemlich langsam. Deshalb eignen sich Kreisverkehre besonders für Ortseinfahrten, sagt Hildebrandt.

DIE BESTEN

Tatsächlich liegen laut Jürgen Schenkel zwei der drei nützlichsten Kreisverkehre im Landkreis an Ortseinfahrten: An den Ortseingängen von Bindlach und Goldkronach. „Da hat es vorher mehrere tödliche Unfälle gegeben, jetzt ist es relativ ruhig geworden“, sagt Schenkel. Platz drei belegt der Kreisel hinter der Bundespolizei. „Jedes zweite oder dritte Jahr gab es dort einen Verkehrstoten, seit der Kreisverkehr gebaut wurde, keinen einzigen mehr. Sogar die Auffahrunfälle sind vernachlässigbar“, sagt Peter Hübner von der Bayreuther Verkehrswacht.

DIE GEPLANTEN

Fürs kommende Jahr ist ein zweiter Kreisverkehr in Bindlach geplant. „Bisher gab es dort noch andere Baustellen, wir wollten nicht alles auf einmal machen“, sagt Kurt Schnabel vom Staatlichen Bauamt. Wenn mit dem Grunderwerb alles klappt, könne noch in diesem Jahr mit dem Bau begonnen werden. Jürgen Schenkel von der Polizei hätte außerdem gerne einen Kreisel an der B 22 hinter Eckersdorf, wo die Straße Richtung Obernsees abzweigt. „Das wäre zwar recht aufwändig, aber nicht schlecht.“ Bis der Kreisel kommt, muss eine Geschwindigkeitsbeschränkung reichen.

DIE ENTSCHEIDER

Wo ein Kreisverkehr nötig wäre, entscheidet die sogenannte Unfallkommission, der Vertreter der Polizei, der Straßenverkehrsbehörde und des Staatlichen Bauamts angehören. Tatsächlich gebaut werden kann aber nur dann, wenn sich alle Kreuzungsbeteiligten einig sind: Kreuzen sich Staats- und Gemeindestraße, müssen also Staatliches Bauamt und die betreffende Gemeinde zusammenarbeiten – und sich die Kosten teilen. „Es kommt sehr selten vor, dass sich die Beteiligten nicht einigen können“, sagt Schnabel vom Staatlichen Bauamt.

DIE NACHTEILE

Einen bis zwei Meter hoch ist der durchschnittliche Hügel in einer Kreisverkehr-Mitte. Und völlig idiotisch, sagt Reiner Markgraf, Chef der gleichnamigen Baufirma. Die produziert in Immenreuth Fertigteile mit bis zu 80 Metern Länge – und muss mit diesen Teilen entweder durch den Kreisverkehr hinter der Bundespolizei oder durch den in Kemnath Richtung Pressath. Bei ersterem seien die Laster am Anfang immer aufgesessen, die Mittelinsel musste schmaler gemacht werden. In Kemnath wurde ein Teil des Rasens durch Pflastersteine ersetzt, die die Schwerlasttransporte überfahren können – allerdings musste Markgraf die 30 000 Euro Umbaukosten selbst bezahlen. „In Holland ist das besser gelöst, da stehen auf der Mittel-Insel Poller, die man bei Bedarf einfahren kann.“ Doch in Deutschland gehe das nicht, sagt Kurt Schnabel vom Staatlichen Bauamt: „Gerade bei einem Kreisverkehr ist es wichtig, dass er rechtzeitig erkennbar ist, denn er durchbricht die Hierarchie.“ Soll heißen: Auch Autofahrer, die auf einer Vorfahrtstraße fahren, müssen den Fahrzeugen im Kreisel in der Regel Vorfahrt gewähren. Und die Mittel-Insel erinnert sie daran.

DIE REGELN

Das runde blaue Schild mit den kreisförmig angeordneten Pfeilen gibt es nur in Verbindung mit dem Vorfahrt-gewähren-Schild. Es besagt, dass die Autofahrer im Kreisverkehr Vorfahrt haben. Gibt es keine Schilder, gilt rechts vor links. Fährt man in den Kreisverkehr hinein, ist Blinken verboten. Der Fahrer an der nächsten Einfahrt könnte dann nämlich glauben, man wolle gleich wieder hinausfahren, auch wenn man das gar nicht will. Fährt man hinaus, ist Blinken hingegen zwingend. Die meisten Bayreuther wüssten aber, wie es richtig geht, sagt Peter Hübner von der Verkehrswacht: "Ich bin immer wieder positiv überrascht. In anderen Regionen ist die Quote schlechter."

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