In der Pufferzone am Opernhaus werden Bauanträge besonders intensiv geprüft So streng sind die Auflagen rund um Bayreuths Weltkulturerbe

Von Norbert Heimbeck
Berthold Hoffmann, Inhaber des Juweliergeschäfts Heyder in der Opernstraße in Bayreuth, musste seine Baupläne wegen des Weltkulturerbes in der Nachbarschaft besonders genau prüfen lassen. Foto: Harbach Foto: red

Der Jubel in Bayreuth war groß, als das Markgräfliche Opernhaus 2012 von der Unesco den Status Weltkulturerbe zugesprochen bekam. Inzwischen ist Ernüchterung eingekehrt. Das Aus für das Operncafé ist nicht der einzige Schatten, der auf dem Bayreuther Weltkulturerbe liegt.

 
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Vor ziemlich genau einem Jahr wurde in Dresden der Bau der vierspurigen Waldschlößchenbrücke in der Innenstadt gefeiert – obwohl der Stadt wegen dieser Baumaßnahme in einem europaweit bislang einmaligen Streit der Welterbetitel aberkannt wurde. In Bamberg wurde 2013 das Jubiläum „20 Jahre Weltkulturerbe“ gefeiert. Dort macht man sich Sorgen um den Titel, seit die Deutsche Bahn AG für den Ausbau der ICE-Strecke München-Berlin eine mehrgleisige Trasse mit meterhohen Schallschutzwänden mitten durch den Welterbebereich vorgeschlagen hat. Und Bayreuth?

Das Opernhaus der Wilhelmine ist als Einzeldenkmal sicher nicht mit Bamberg und Dresden zu vergleichen, wo die ganze Innenstadt unter Denkmalschutz steht. Doch auch in Bayreuth ist ein Bereich der Innenstadt in die Pufferzone rund um das Opernhaus aufgenommen worden – in dieser Zone müssen bauliche Veränderungen nicht nur vom Landesamt für Denkmalpflege gebilligt werden, sondern es ist außerdem eine Prüfung durch Icomos fällig. Das ist der Internationale Rat für Denkmalpflege, dessen Aufgabe „die Bewahrung des historischen Kulturerbes“ ist, wie es auf der Webseite www.icomos.de heißt.

Pufferzone rund ums Opernhaus

Der Leiter des städtischen Baureferates, Hans-Dieter Striedl, sagt, die Pufferzone sei „relativ eng gefasst“. Sie umfasst den Häuserblock zwischen Badstraße und Münzgasse, in dem das Opernhaus liegt, reicht entlang der Schlossterrassen bis zum La-Spezia-Platz und dann zum Schloss an der Nordseite der Maximilianstraße. Striedl: „Es gibt aber keine grundsätzlichen Auflagen für diesen Bereich.“ Auch die Buslinie vom Luitpoldplatz über den Sternplatz zur Kanzleistraße sei aufgrund des Weltkulturerbes nicht gefährdet, versichert Striedl auf Nachfrage: „Das ist ja die einzige Verbindung, die wir hier haben.“

Genaue Prüfung

Ulrich Meyer zu Helligen, der Leiter des Stadtplanungsamts, verweist ergänzend darauf, dass jedes Bauvorhaben im Einzelfall durch Denkmalamt und Icomos geprüft werden müsse. Die meisten Häuser in der Pufferzone seien im Besitz der Stadt oder des Freistaates Bayern, sagt Striedl. Diese und die Jüdische Kultusgemeinde (die Bayreuther Synagoge grenzt ans Redoutenhaus an) wüssten Bescheid.

Einer der privaten Hausbesitzer in diesem Bereich ist Berthold Hoffmann, Inhaber des Juweliergeschäfts Heyder in der Opernstraße. Laut Striedl wurde Hoffmanns Bauvoranfrage mit den Denkmalschutzbehörden abgestimmt: „Wir haben eine gemeinsame Basis gesucht.“

Was Berthold Hoffmann plante

Hoffmann will sein Anwesen sanieren und aus den insgesamt vier Häusern eines machen. Sein Plan: Der Juwelierladen im Erdgeschoss bleibt, im ersten und zweiten Stock Gewerbe, unterm Dach Wohnungen. Doch so wie einst geplant, kann Hoffmann nicht bauen. Die erste Bauvoranfrage stellte er, „da war das Opernhaus noch kein Weltkulturerbe“. Schon damals habe er Auflagen bekommen. Später habe sich dann noch Icomos gemeldet. Inzwischen hat Berthold Hoffmann seine Baugenehmigung in der Tasche.

Was die Denkmalschützer sagten

Eigentlich hatten Hoffmann und sein Architekt „obendrauf noch einen Stock“ setzen wollen: „Doch das hat denen in München gar nicht gefallen,“ erinnert er sich. Auch seine Idee, die Wohnungen durch Balkone im Innenhof aufzuwerten, stieß auf Widerstand: „Da sind ja schon 14 Balkone dran, auf zwei oder drei mehr wäre es nicht angekommen. Ich sehe da keine große Bausünde.“

Die Ablehnung der Denkmalschützer hat Hoffmann „schon etwas enttäuscht“. Er wollte das historisch gewachsene Anwesen „in seiner Grundform erhalten. Die Baulücken und den Treppenaufgang wollten wir mit Glas ergänzen“, schildert er den Plan. Der wurde abgelehnt, weil es nicht erwünscht sei, dass sich das Opernhaus in der gegenüberliegenden Fassade spiegelt. Auch Hoffmanns Wunsch nach Balkonen wurde nicht stattgegeben: „Im Norden, wo keiner war, darf ich jetzt einen bauen. Im Süden, wo ich mir einen gewünscht hätte, darf ich nicht.“

Noch mehr als die Ablehnung seiner Pläne ärgert Berthold Hoffmann das Verhalten der Denkmalschützer: „Die haben einfach nur Nein gesagt. Ratschläge oder Tipps, wie wir unsere Pläne verändern sollten, haben sie uns nicht gegeben. Das sei nicht ihre Aufgabe, hieß es.“

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