In der Falknerei Burg Rabenstein gibt es Nachwuchs - Die kleinen (und großen) Küken haben es nicht einfach Ein Uhu auf flauschiger Mission

Von Sarah Bernhard

Babyalarm in der Falknerei Burg Rabenstein: Zehn Küken versorgen Anton Kratky und seine Mitarbeiter im Moment, manche alle drei Stunden, Tag und Nacht. Zum Beispiel den kleinen Steinadler, der jetzt endlich mal schlüpfen möchte.  Oder den flauschigen Uhu, der gegen schreckliche Gefahren kämpfen muss.

 
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Der abenteuerlustige Uhu

Der junge Uhu klackert mit dem Schnabel. „Achtung“, heißt das. „Ich bin gefährlich.“ Er duckt sich, macht einen Satz, watschelt noch zwei Schritte, um seinen Schwung auszugleichen, geht dann zum Angriff über: Blätter! Der Feind schlechthin! „Sie ist in der Erkundungsphase“, sagt Sabrina Gröning. Dass ihr „Wonneproppen“ gerade Blätter angreift, ist ihr ein bisschen unangenehm.

Schnell nimmt die 34-Jährige den Sibirischen Uhu wieder auf den Arm, der beginnt sofort, mit dem Schnabel nach ihrem Gesicht zu picken. „Sie tauscht Zärtlichkeiten aus“, sagt Gröning. „Abends kuscheln wir auch immer zusammen.“

Sibirische Uhus sind die größten Eulen der Welt

Vier Wochen ist der Uhu alt, den Gröning von Hand aufzieht, er frisst 40 Küken pro Tag. Also fast drei Viertel seines eigenen Körpergewichts. Knapp doppelt so groß wie jetzt wird er werden, mit einer Flügelspannweite von 1,70 Metern. Sibirische Uhus sind die größten Eulen der Welt.

Im Moment aber sind die Flügel des jungen Uhus noch von weichem, weißem Flaum bedeckt. Weil er vor allem watschelt und auf Bäume klettert. Und Federn, die abbrechen können, wenn man vom Baum fällt, da nur stören würden. „Am liebsten würde er den ganzen Tag spazieren gehen“, sagt Anton Kratky, dem die Falknerei gehört.

Er sagt "er", sie sagt "sie"

„Er“ sagt er, „sie“ sagt Gröning. Weil man bei Uhus in diesem Alter noch nicht genau sagen kann, ob sie männlich oder weiblich sind. „Sie ist ein Mädchen, weil sie schon so groß ist“, sagt Gröning. „Er ist männlich, weil die Füße für ein Weibchen viel zu klein sind“, sagt Kratky.

Und dann ruft er: „Huuuuh, huuuuh“, und guckt den Uhu dabei ein bisschen böse an. Der fängt an, mit dem Kopf zu kreisen: „Oh, interessant“, heißt das. Aber als Kratky mit seinem Fuß zu nahe kommt, reicht es dann doch. Erst Klackern und Ducken, dann Fauchen, dann ein kleiner Angriff. Aber nein, doch lieber nicht. Wer gibt sich schon mit Schuhen ab, wenn er auch Blätter haben kann.

Der empörte Steinadler

Ein Stockwerk über dem Uhu versucht ein kleiner Steinadler alles, um zu schlüpfen. Sein Ei liegt in einem sogenannten Kükenheim, einer Art Brutmaschine, in der es konstant 37,5 Grad hat. Ein Stück hat Kratky das Ei schon aufgebrochen, damit der kleine Adler genügend Platz hat. Aber ein bisschen muss er noch warten, bevor er stark genug für die Welt ist.

Er selbst findet das ziemlich empörend. Als Kratky das Ei aus der Maschine holt, um ihm zu Trinken zu geben, streckt der Adler fordernd einen Flügel heraus und tschilpt laut. Sanft streicht Kratky über den Flügel, dann tropft er mit einer Pipette Kochsalzlösung auf den winzigen Schnabel und die Eierhaut. „Wenn die zu trocken wird, quetscht sie den Vogel zusammen und er erstickt.“

Künstliche Befruchtung dauert zehn Sekunden

Seit über 30 Jahren züchtet der 59-Jährige Vögel, auch heuer hat er die meisten Tiere künstlich befruchtet. „Das dauert zehn Sekunden“, sagt er. Viele männliche Vögel im Park hat er durch Gewöhnung so erzogen, dass sie glauben, er sei ihr Weibchen. Und die Weibchen so, dass sie glauben, er sei das Männchen.

Denn in der Natur legen Adler nur ein Ei, mit künstlicher Befruchtung bis zu fünf. Und Adler sind bei Jägern begehrt.  Fünf weitere Adler warten deshalb in Kükenheimen oder unter Wärmelampen darauf, dass sie Futter bekommen. In 100 Tagen wachsen die Küken rund einen Meter. „Die gehen auf wie ein kleiner Hefeteig“, sagt Kratky, während er draußen eine Zigarette raucht.

Zwei Zigaretten hat er noch

Er zeigt auf seine Zigarettenschachtel und seufzt leise. „Zwei hab ich noch“, sagt er. Dann muss er wieder hoch zum kleinen Steinadler. „Länger kann ich ihn wirklich nicht mehr am Schlüpfen hindern.“