In das Berufsleben reinschnuppern

Von Kerstin Goetzke
Eine der beiden Flüchtlingsklassen, die seit April in der Berufsschule Pegnitz unterrichtet werden. Im neuen Schuljahr ab September kommt wahrscheinlich eine dritte Klasse dazu. ⋌Foto: red Foto: red

Die Berufsschule hat die Zusage erhalten, dass ab September eine weitere Flüchtlingsklasse eingerichtet werden darf – sollte der Bedarf vorhanden sein. Dann wird es drei Klassen geben. Bereits seit April gab es dort eine Sprachintensivierungsklasse.

 
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„Das war quasi eine Auffangsklasse für die Flüchtlinge. Dort haben sie nur Deutsch gelernt“, erklärt Schulleiter Gerhard Hecht. Diese Schüler steigen im Schuljahr 2016/17 in die sogenannte Berufsintegrationsklasse/Vorstufe auf. Im Fokus des Lehrplans steht dabei der Sprachunterricht, aber auch das Leben in Deutschland wird ihnen näher gebracht.

Berufsintegrationsklasse

Die Schüler, die bisher in der Berufsintegrationsklasse/Vorstufe waren, machen ab September mit der regulären Berufsintegrationsklasse weiter. Zusammen entsprechen beide Kurse der zehnten Jahrgangsstufe. Allerdings sind die Flüchtlinge nicht mehr schulpflichtig, wenn sie die erste Stufe abgeschlossen haben. Das heißt: Sie könnten dann mit einer Ausbildung beginnen. Im Unterricht lernen die jungen Menschen nicht nur die Sprache und Begebenheiten Deutschlands, sondern schnuppern auch in die verschiedenen Fachbereiche, die in Pegnitz gelehrt werden: „Hauptsächlich im Metall- und Gastrobereich“, sagt Hecht.

Viele Praktika

Flüchtlinge in Ausbildungen gibt es an der Berufsschule derzeit nicht, dafür aber in vielen Praktika. „Die Resonanz bei den Firmen aus der Umgebung war sehr positiv. Es haben sich viele gemeldet, die solche Stellen anbieten“, sagt Hecht. Dadurch lernen die Schüler verschiedene Berufsfelder kennen und können entscheiden, in welchem Beruf sie ausgebildet werden wollen. „Die Angebote kommen nicht nur von großen Unternehmen, sondern auch von kleinen Betrieben. „Von Industrie über Metallverarbeitung und Gastronomie ist alles dabei“, so der Schulleiter. Ob die dritte Flüchtlingsklasse tatsächlich nach Pegnitz kommt, entscheidet sich Anfang September – je nach Bedarf. Die Flüchtlingsunterkünfte sind angeschrieben worden und die Verantwortlichen müssen sich bei der Schule melden, so Hecht.

Danach wird bestimmt, welche Art von Klasse gebildet wird. Die Regierung von Oberfranken, die für die Schulen zuständig ist, plant derzeit mit der dritten Klasse, wie Pressesprecherin Heike Hampl auf Anfrage mitteilt. Vermutlich wird es aber die Vorstufe in der Berufsintegrationsklasse. Die Planungen für die Einrichtung neuer Klassen finden grundsätzlich in Absprache mit dem Kultusministerium und auf Datenbasis der im Kreis untergebrachten unbegleiteten und berufsschulpflichtigen Flüchtlinge statt. Auch am Standort Bayreuth wird es jeweils zwei Vorklassen und eine zweite Stufe der Berufsintegration geben.

„Damit ist für den Landkreis Bayreuth nach jetzigem Stand bereits ein hoher Versorgungsgrad in der Beschulung von Flüchtlingen gegeben“, erklärt Hampl. In diesen Klassen findet sich eine breit gefächerte Schülerschaft. Von jungen Leuten, die nicht mal ihre eigene Muttersprache lesen können, bis hin zu Absolventen von Schulen, die dem Gymnasium entsprechen, ist alles dabei. Außerdem müssen Schüler im Alter von 16 bis 21 Jahren grundsätzlich in der Berufsschule aufgenommen werden, in Ausnahmefällen sogar bis zu einem Alter von 25 Jahren. Junge Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, haben meistens nur einen Schulabschluss auf Niveau der Mittelschulen. Fach- und Berufsoberschulen würden Flüchtlinge gerne aufnehmen und ausbilden, aber „es zieht sich, weil die Übersetzung und Anerkennung ihrer Zeugnisse viel Zeit in Anspruch nimmt“, berichtet Hecht. Die zusätzlichen Unterrichtsstunden für die dritte Flüchtlingsklasse werden die Lehrer in freiwilliger Mehrarbeit leisten. „Wir können zwar auch Lehrer einstellen, aber diese müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Kurzfristig gutes Personal zu finden, ist also nicht so leicht“, erklärt der Pegnitzer Berufsschulleiter.

Eine der beiden Flüchtlingsklassen, die seit April in der Berufsschule Pegnitz unterrichtet werden. Im neuen Schuljahr ab September kommt wahrscheinlich eine dritte Klasse dazu. ⋌Foto: red

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