Immer mehr Ausbildungsstellen unbesetzt

Die Gastronomie ist eine der Branchen mit Schwierigkeiten, ihre Lehrstellen zu besetzen.⋌Foto: Michael Kappeller/dpa Foto: red

Trotz Zugeständnissen bei den Einstellungskriterien kann fast jeder dritte Betrieb in Deutschland nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. In Oberfranken gibt es laut IHK Licht und Schatten.

 
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Deutschlandweit waren dies im vergangenen Jahr 31 Prozent, im Osten sogar 45 Prozent. 2005 waren es bundesweit nur zwölf Prozent. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). „Die Lage war für die Unternehmen noch nie so dramatisch wie jetzt“, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer.

Ganz so dramatisch sieht man die Lage bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken (Bayreuth) zwar nicht, doch sagte IHK-Präsident Heribert Trunk auf Anfrage: „Auf dem Ausbildungsmarkt in Oberfranken gibt es viel Licht, aber auch Schatten: Viele Unternehmen können ihre Ausbildungsstellen erfolgreich besetzen und strecken immer früher im Jahr ihre Fühler nach den besten Kandidaten aus. In manchen Branchen allerdings ist es für Unternehmen bereits sehr schwierig geworden, Bewerber zu finden.“

Leichtes Plus

Entgegen dem bundesweiten Trend wurden bei der IHK bis Ende Mai mit 1797 neuen Ausbildungsverträgen 0,6 Prozent mehr solcher Abschlüsse eingetragen als im gleichen Vorjahreszeitraum. Zwischen 2005 und 2015 sei die Zahl der neuen Ausbildungsverträge um rund elf Prozent gestiegen, obwohl die Zahl der Schulabgänger um eben diesen Prozentsatz zurückging, so Trunk.

Hunderte Stellen frei

Allerdings sei auch Oberfranken „keine Insel der Glückseligen: Laut Agentur für Arbeit sind in Oberfranken im Mai noch insgesamt 3322 Ausbildungsstellen unbesetzt. Diesen stehen nur 2575 unversorgte Bewerber gegenüber.“

Mehrere Branchen mit Problemen

Die Sorgen und Nöte zeige auch die 2015 gemeinsam mit der Handwerkskammer durchgeführte Standortumfrage. Für die Verfügbarkeit und häufig auch für die Qualifikation von Ausbildungsbewerbern habe es dabei von den rund 1100 befragten Unternehmern nur ein „ausreichend“ gegeben. „In vielen Branchen bekommen Betriebe den Mangel an Bewerbern bereits zu spüren. Fachkräfte fehlen unter anderem in der Gastronomie, in der Lagerlogistik, im Einzelhandel und in bestimmten gewerblich-technischen Berufen. Hier zeichnet sich ab, dass es im Jahr 2016 nicht überall genügend Bewerber geben wird, um die angebotenen Ausbildungsstellen zu besetzen“, sagte Trunk.

Oft fehlt die Eignung

Laut DIHK verlieren derzeit viele Unternehmen ihren Status als Ausbildungsbetrieb, weil sie gar keinen Nachwuchs mehr finden. Hauptgrund für die wachsenden Lücken sei der Mangel an geeigneten Bewerbern, obwohl drei von vier Betrieben auch lernschwächere Jugendliche einstellten. DIHK-Präsident Schweitzer warf den Schulen vor, für mangelnde Deutsch- und Mathekenntnisse vieler Jugendlicher verantwortlich zu sein. Immer mehr Firmen – nämlich rund jede zweite – klagen laut der Umfrage darüber. Auch gebe es wachsende Probleme mit Disziplin, Belastbarkeit und Leistungsbereitschaft. Immer mehr Unternehmen beklagen, dass die Jugendlichen den Anforderungen nicht gerecht werden, die Werte liegen bei 48 bis 53 Prozent.

Immer mehr Studenten

Mit der Einstellung Lernschwächerer, mit Imagekampagnen und gezielten Angeboten an Jugendliche hätten es die Betriebe immerhin erreichen können, die Zahl der Ausbildungsverträge etwa stabil zu halten. Und das, obwohl sich bundesweit rund sieben Prozent weniger junge Menschen um eine Ausbildung bewerben als vor zehn Jahren. „Gleichzeitig studieren rund 40 Prozent mehr“, sagte Schweitzer. Angesichts schrumpfender Schulabgänger-Jahrgänge müssten sich auch Gymnasien noch stärker in der Berufsorientierung engagieren.  red/dpa

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