Töpen Bei Dennree: 15 Liter flüssiges Kokain entdeckt

Uwe Faerber
Ein Rauschgiftsuchhund hat in Töpen Drogen gefunden. Das Symbolbild zeigt einen typischen Diensthund der bayerischen Polizei, einen Malinois – einen Belgischen Schäferhund. Foto:  

So etwas ist bayerischen Ermittlern noch nie untergekommen: Beim Biogroßhändler Dennree wurden Kunststoffflaschen mit dem für gewöhnlich pulverförmigen Rauschgift entdeckt. Der Drogenfund stellt die Kriminaltechniker vor viele Fragen.

 
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Die Polizei meldet einen erstaunlichen Drogenfund: Bei einem Großhändler für Bioprodukte in Töpen wurden 15 Liter (!) Kokain entdeckt. „Es ist das erste Mal, dass wir flüssiges Kokain in Bayern gefunden haben“, sagt Fabian Puchelt, Pressesprecher des Landeskriminalamtes in München (LKA), auf Anfrage unserer Redaktion. Den Namen der Firma nennt er nicht – nach Informationen unserer Zeitung handelt es sich um die Firma Dennree. Das Unternehmen wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht äußern.

Puchelts Angaben zufolge war das Kokain in zehn Kunststoffflaschen à 1,5 Liter abgefüllt. Die Flaschen, wie sie auch für Wasser und Saft Verwendung finden, waren in einer Bananenkiste versteckt. Derzeit untersuchen Spezialisten im kriminaltechnischen Institut die Zusammensetzung. „Erst wenn die Ergebnisse feststehen, können wir Aussagen treffen zur Konzentration, zu Verwendungsmöglichkeiten und zum Schwarzmarktwert.“ Normalerweise werde hochreines Kokain in Blöcken geschmuggelt, oft mit braunem Paketband umwickelt.

Laut Puchelt hatte der betriebliche Sicherheitsdienst des Töpener Unternehmens am 9. Dezember 2022 einen Einbruch in das Lager der Firma bemerkt. Bei der Durchsuchung kam ein Drogenspürhund zum Einsatz – wegen der vielen dort befindlichen Bananenkisten. „Solche Kartons sind ein beliebtes Versteck“, sagt Puchelt. „Schon oft wurden so Drogen gefunden, weil Bananen-Großhändler in Südamerika (oder ihre Beschäftigten) vermutlich häufig mit den Drogenkartellen zusammenarbeiten.“

Der Polizeihund lief durch die Reihen und gab vor einer Palette ein Zeichen, dass er etwas gewittert hat: Bei der Kontrolle fand man in einer Kiste die zehn Flaschen mit dem flüssigen Kokain.

Weil sich in dem Lager des Großhändlers noch wesentlich mehr Kisten befunden hätten, habe die Polizei Unterstützung angefordert – vom Zoll. Dabei sei auch eine mobile Röntgenanlage zum Einsatz gekommen. „Weitere Drogen wurden nicht gefunden, jedoch leere Kisten, die die Vermutung nahelegen, dass zuvor ebenfalls Schmuggelware drin war“, erklärt Puchelt und dankt der Firma, die hervorragend kooperiert habe.

Jetzt sind die Kriminaltechniker am Zuge, das flüssige Kokain zu untersuchen. Es gibt viele Fragen: Ist es ein Zwischenprodukt? Warum ist es flüssig – und nicht fest. Welche Mengen können daraus entstehen? Wie wird es aufbereitet und verwendet?

Nach Angaben des Pressesprechers haben 15 Kilo herkömmliches Kokain in Blöcken einen Wert von 40 000 bis 45 000 Euro. Puchelt zufolge sieht eine typische „Lieferkette“ so aus: Der Stoff wird im südamerikanischen Ekuador in einer Bananenkiste versteckt und gelangt per Schiff zu einem der großen europäischen Häfen, nach Hamburg, Rotterdam oder Antwerpen. Großhändler ordern die Bananen (ohne von den Drogen zu wissen) und in Lkws werden sie in Europa verteilt. Die Ganoven beobachten die Lkw-Transporte, sprich: Sie wissen, wo die Kisten zwischengelagert werden. Oft bekommen sie die Informationen von Komplizen und Mittelsmännern. Dann braucht es nur einen Einbruchsdiebstahl – und der Stoff gelangt auf den Drogenmarkt. „Möglich zudem, dass Tracker eingesetzt werden, kleine Funksender, um die richtige Kiste zu finden“, erklärt Pressesprecher Puchelt.

Ein Leser hatte unserer Zeitung den entscheidenden Tipp zu dem Einbruch bei der Firma Dennree gegeben und den Hinweis, dass die Polizei den Fall untersuche. Der Tippgeber wusste nicht, wann sich der Vorfall ereignet hat. „Sonst hört man vom kleinsten Delikt. Bei so einer Sache dringt nichts an die Öffentlichkeit. Vielleicht kann die Zeitung Licht ins Dunkel bringen.“

Warum ist die Polizei nicht an die Öffentlichkeit gegangen mit diesem spektakulären Drogenfund? „Wir wollen unsere Ermittlungen zu Tätern und Abnehmern nicht gefährden und damit unseren Handlungsspielraum einengen“, sagt der LKA-Sprecher.

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