Hund beißt Rehkitz ins Gesicht

Von Marie-Christine Fischer und Martina Bay

Die tiefe Bisswunde am Auge hätte das Rehkitz das Leben kosten können: Nachdem ein Hund in Stadtsteinach ein Rehkitz schwer im Gesicht verletzt hat, ruft die Wildtierstation Stadtsteinach Hundebesitzer dazu auf, in der Brut- und Setzzeit ihre Vierbeiner dringend an die Leine zu nehmen.

 
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Endlich in Sicherheit: Das Kitz im Auto von Sabine Witt. Foto: Wildtierstation Stadtsteinach Foto: red

Der Vorfall ereignete sich bereits am vergangenen Sonntag. Wie Sabine Witt (36) von der Wildtierstation auf Facebook schreibt, rief eine Spaziergängerin sie am Morgen aus dem Jagdrevier der Familie zu Guttenberg an. "Der kleine Rehbock hat in seiner Not all seinen Mut zusammengenommen und hat die Menschen sozusagen um Hilfe gebeten."

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Ein vermutlich mittelgroßer bis großer Hund hatte dem jungen Reh eine tiefe, durch den Knochen gehende Bisswunde oberhalb des linken Auges zugefügt, außerdem mehrere kleinere Wunden im Gesicht. Oberhalb des Auges habe sich ein Eiterabszess so groß wie ein Tischtennisball gebildet.

Sabine Witt öffnete den Abszess, spülte den Eiter heraus und versorgte die Wunden. Dann brachte sie das Tier in eine Pflegestelle für Rehe.

Sie ist sich sicher: Wäre das Kitz nicht auf die Spaziergängerin zugegangen und hättes es nicht schnell Hilfe erhalten, es hätte nicht überlebt. Es wäre wohl verhungert, von Maden zerfressen worden oder an einer Blutvergiftung gestorben.

Dass Rehkitze Menschen hinterherlaufen, hat Witt noch nie erlebt. "Der ist mir in die Arme gesprungen", sagt Witt. Dieses Verhalten kenne sie nur von Eichhörnchen und Mardern.

Was soll der Wanderer also tun, wenn er ein verletztes Rehkitz im Wald sieht? "Wenn das Kitz wirklich verletzt ist, darf man das Tier in eine Tierklinik oder Auffangstation bringen", sagt Witt. Aber um der Meldepflicht nachzukommen, müsse man vorher bei der Polizei anrufen. Wenn das Tier aber nicht verletzt sei, dann dürfe man es nicht mitnehmen. "Viele denken, das Kitz sei verwaist. Aber das Muttertier kommt nicht, wenn sich Menschen in der Nähe vom Kitz aufhalten", sagt Witt.

Witt bittet Hundehalter - wie sie selbst einer ist - inständig, ihre Hunde bis zum Ende der Brut- und Setzzeit bis Ende Juli beim Gassi gehen in Wäldern, auf Wiesen und Feldern nicht von der Leine zu lassen. "Hunde haben nunmal einen Jagdtrieb. Es kann doch nicht sein, dass der Egoismus mancher Hundehalter Wildtiere qualvoll das Leben kostet", schreibt sie. Die Hundehalter würden nicht nur das Leben der Wildtiere gefährden, sondern auch das Leben ihres Hundes. Denn der sogenannte Haustierabschuss erlaube es dem Jäger auf den Hund zu schießen, wenn dieser nur dem Wild nachstellt.

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