Hohes Niveau und Vielfalt "Kontrast": Krabbenkutter auf Siegeskurs

Von Michael Weiser

Wagner am Rande und ein Krabbenkutter auf Siegeskurs: Die 14. Auflage des Bayreuther Kurzfilmfestivals "Kontrast" überzeugte mit Vielfalt, hoher Qualität - und einem Notspielort im Kolpinghaus, der sich als neues "Kontrast"-Hauptquartier empfahl.

 
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"Unglaublich": Im Festival-Trailer schreibt das Ufo dieses Wort auf die Bauzäune der Bayreuther Kulturstätten, ein kleiner Seitenhieb auf Stadt und Freistaat und gleichzeitig das Motto der 14. Festival-Auflage. Das Filmchen mit dem Ufo über Bayreuth wurde jedem der Filmblöcke vorangestellt und bündelte Komisches, Tragisches, Absurdes und Tragikomisches. Fast vier Dutzend Filme, dazu Kinderfilme und das Beste aus Annecy, alles in allem so verschieden, dass sich nur wenige Trends ablesen ließen.

Der erste: Die Digitalisierung macht auch vor Bayreuth nicht halt. Der zweite: Politik und Gesellschaftsanalyse bilden in der Welt der europäischen Kurzfilmer allenfalls ein Grundrauschen. Ausnahmen waren selten, etwa Christoph Baumanns "Amok" und Benjamin Teskes "Stillstand", zwei Filme, die sich aus unterschiedlicher Perspektive mit Schulattentaten befassen. Eindrucksvoll: "Dva", Mickey Nedimovivs Drama über zwei Soldaten im jugoslawischen Bürgerkrieg, die sich unversehens in einer Schicksalsgemeinschaft wiederfinden.

Englischer Filmemacher lobt Bayreuth

Der dritte Trend: Bayreuth bestätigte seinen Ruf als kleines, aber feines Festival. Die Qualität der Beiträge war insgesamt hoch, inhaltlich wie technisch. Das gilt für tragische Geschichten wie "Dva", erst recht aber für komische Beiträge, die manchmal so lockler und unverkrampft rüberkommen, dass so mancher im Publikum insgeheim überlegte, vom Langformat künftig häufiger zum Kurzfilm zu wechseln. Nathan Nills "I have a Boat" über einen Krabbenfischer in Liebesnöten gewann denn auch den Publikumspreis, Eva Beckers Animationsfilm "n gschichtn" kam bei der Jury am besten an. Viel Beifall gab's auch für Mark Pressdees romantische Komödie "Titanic Love". Der Filmemacher war extra nach Bayreuth gereist, schwärmte auf der Bühne vom oberfränkischen Bier und dem Festival: "Großartig".

Der Notspielort im ehemaligen Kolpinghaus: Die Bayreuther nahmen ihn bestens an. Vom Publikum aus hörte man nur Zustimmung, auch Moderator Wolfgang Rieß zeigte sich angetan: "Wir finden es kuschelig hier." Mitorganisator Markus Spona zählte am Freitag ein Besucherplus von einem Fünftel.

Und Wagner am Rande: Der Filmmusikspezialist Heinzelmann legte anhand ausgesuchter Beispiele den Schluss nahe, dass Richard Wagner den Film "Excalibur" gesehen haben muss: Schöner als in dieser Kombination aus Drama und "Siegfrieds Trauermarsch" hat man Siegfried noch nie in den Sonnenuntergang reiten sehen.

Sehen Sie hier den Trailer zu "I have a Boat", dem Gewinner des Publikumspreises.

Quelle: Youtube

Sehen Sie hier den Trailer zu "n gschichtn", dem Gewinner des Jurypreises.

Quelle: Youtube

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