Hoffen auf günstigeren Strom durch den Bayerischen Gemeindetag Haag: Erste Gemeinde kehrt den Stadtwerken Bayreuth den Rücken

Von Thorsten Gütling
Stromkosten senken: Darum will die Gemeinde Haag, dass künftig der günstigste Anbieter und nicht mehr der vor der Haustüre zum Zug kommt. Foto :Karl Heinz Lammel Foto: red

Als erste Gemeinde im Netzgebiet der Bayreuther Stadtwerke verlängert Haag den Vertrag mit dem Bayreuther Stromlieferanten nicht. Stattdessen beteiligt man sich an einer Bündelausschreibung und hofft so auf günstigeren Strom. Die Stadtwerke bezweifeln, dass das klappt.

 
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Die 950-Seelen-Gemeinde Haag hat 1,2 Millionen Euro Schulden. Pro Kopf ist das mehr als doppelt so viel, wie im bayerischen Durchschnitt. Die Gemeinde muss sparen - auch an der Stromrechnung.

Tacherting-Feichten statt Bayreuth

Darum hat der Gemeinderat entschieden, dass den Strom nicht mehr die Stadtwerke Bayreuth liefern sollen. Wo der Strom stattdessen herkommt, steht noch nicht fest. Zuletzt kamen durch die bisher einzige Bündelausschreibung die Elektrizitätsgenossenschaft Tacherting-Feichten, die Stadtwerke Burg und zwölf weitere Anbieter zum Zug. Verglichen mit den Jahren vor der Bündelausschreibung sollen so 1520 bayerische Gemeinden nach Angabe des Bayerischen Gemeindetages durchschnittlich 42 Prozent ihrer Stromkosten eingespart haben. Jetzt will der Gemeindetag den Kommunen zum zweiten Mal bei der Suche nach dem günstigsten Anbieter unter die Arme greifen.

Gelassenheit bei den Stadtwerken

Bei den Stadtwerken Bayreuth sag man, man sehe das ganz gelassen. Denn ob eine Bündelausschreibung für Gemeinden am Ende tatsächlich günstiger sei, müsse sich erst noch zeigen. Denn auch ohne Beteiligung an einer Bündelausschreibung sei der Strompreis an der Börse zuletzt um einige Cent pro Kilowattstunde gesunken. Die Ersparnis sei also nicht ausschließlich ein Erfolg der Ausschreibung.

Gebühren für den Dienstleister werden fällig

Dazu kommt: Der Bayerische Gemeindetag führt die Ausschreibung nicht selbst durch, sondern hat damit einen Dienstleister, die Kubus GmbH mit Sitz in Schwerin, beauftragt. Die lässt sich ihre Leistung natürlich etwas kosten. 500 Euro Grundpreis werden für Gemeinden in der Größenordnung Haags fällig. "500 Euro müssen in diesem Geschäft erst einmal verdient werden", sagt Koch. Größere Gemeinden zahlen bis zu 1200 Euro. Dazu kommen weitere zehn Euro pro Abnahmestelle - also pro Kindergarten, Rathaus, Straßenbeleuchtung und Kläranlage. "Möglicherweise fressen diese Kosten eine Einsparung beim Stromeinkauf wieder auf", sagt Koch.

Die Strombörse tickt täglich anders

Ein weiterer Nachteil: Die Preise werden für den Zeitraum Januar 2017 bis Dezember 2019 festgelegt. Koch sagt, bei den Stadtwerken könne man dagegen tagesaktuell auf Entwicklungen auf dem Strommarkt reagieren. Dazu verfüge das Bayreuther Unternehmen über einen Service, den eben nur ein Anbieter vor Ort leisten könne, verbunden mit einem guten Gewissen etwas für die Arbeitsplätze in der Region und Einrichtungen getan zu haben, die den Stadtwerken gehören. Wie die Lohengrintherme.

Haag ist die erste Gemeinde, die abspringt

Außer der Gemeinde Haag hätten die Stadtwerke Bayreuth daher noch keine Gemeinde als Kunde verloren. Heinersreuth, Mistelgau, Mistelbach und Gesees befänden sich allesamt im Netzgebiet und seien auch 17 Jahre nach der Liberalisierung des Strommarktes noch Kunden. Dazu Warmensteinach. Probleme bereite der Absprung der Gemeinde Haag daher nicht. Zu verdienen gebe es aufgrund der Sonderkonditionen für Gemeinden sowieso nicht viel. Preissteigerungen für die verbliebenen Kommunen seien nicht zu erwarten, sagt Koch. Wie hoch der Preis ist, den Gemeinden derzeit für eine Kilowattstunde Strom bei den Bayreuther Stadtwerken bezahlen müssten, will Sprecher Koch nicht verraten. Um Konkurrenten nicht aufzuscheuchen. "Es geht hier schließlich um Unterschiede im Zehntel- und Hundertstel-Cent-Bereich."

Gemeindetag empfiehlt den Wechsel

Und dennoch: Der Gemeindetag empfiehlt den Kommunen eine Beteiligung an der Bündelausschreibung. Weil die Bürger davon profitierten, wenn aufgrund entlasteter Haushalte Gebühren- und Beitragserhöhungen vermieden werden könnten.

Zwölf Gemeinden aus dem Landkreis machen mit

Und auch die Kubus GmbH rührt in den Rathäusern die Werbetrommel. Damit, den Verwaltungen die Arbeit stark zu erleichtern. Bei einer ganze Reihe von Gemeinden, die zuvor nicht Kunden der Stadtwerke Bayreuth waren, sondern beispielsweise der Eon Bayern, hat das schon gewirkt. Neben Weidenberg, Bindlach, Speichersdorf und Emtmannsberg haben sich schon Prebitz, Creußen und Schnabelwaid für eine Teilnahme an der Bündelausschreibung entschlossen. Insgesamt sind es zwölf der 33 Gemeinden im Landkreis Bayreuth und damit eine mehr als im Vorjahr.

Ob sich die Stadtwerke Bayreuth auf die Ausschreibung bewerben werden, sei noch unklar, sagt Pressesprecher Jan Koch.

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