In der Gemeinde Winsen/Aller seien evakuierte Bewohner mehrfach zu ihren Häusern zurückgekehrt, teilte der Landkreis Celle weiter mit. Die Feuerwehr habe die Menschen zurückgeholt. Auch in der Gemeinde Lilienthal in der Nähe von Bremen dauern die Evakuierungen an. Rund 500 Menschen seien in den betroffenen Gebieten gemeldet, sagte eine Gemeindesprecherin. Wann sie zurück könnten, sei noch nicht absehbar.
Teilweise Sichtungen von Kite-Surfern
Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) sagte dem „Spiegel“, die Polizei habe wegen vieler Schaulustiger ihre Kontrollen in den Sperrgebieten verstärkt. „Tatsächlich gibt es sogar Sichtungen von Kite-Surfern, die in Hochwasser-Gebieten unterwegs sind.“ Das sei lebensgefährlich. „Ich kann vor so einem lebensgefährlichen Unsinn nur warnen.“
Zahlreiche Pegelstände sind weiterhin über der höchsten Meldestufe, wie es in einem Lagebericht des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hieß. Der am Freitag im Harz gefallene Regen sorge dafür, dass die Wasserstände in den Oberläufen der Leine und Oker sowie in deren Zuflüssen wieder anstiegen. Mehrere Pegelstände hätten jedoch bereits ihren Scheitel erreicht und würden wieder sinken.
In Sachsen-Anhalt stiegen die Wasserstände in einigen Flüssen durch Regen wieder an. Die schauerartigen Niederschläge seien stärker ausgefallen als zunächst prognostiziert, teilte der Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) mit. Weil die Böden bereits gesättigt seien, habe dies in einigen Bereichen zu ansteigenden Wasserständen geführt.
Deiche sollen nicht betreten werden
Im Süden Sachsen-Anhalts blieb die Lage an der Helme weiter angespannt. Regenfälle führten zu einem weiteren Anstieg der Talsperre Kelbra an der Grenze zu Thüringen, so dass der Abfluss daraus erhöht wurde. Der Wasserstand im Fluss Helme steigt dadurch an. Die Lage werde immer kritischer, sagte der Bürgermeister der Gemeinde Südharz, Peter Koh.
In einer Ortschaft im thüringischen Kyffhäuserkreis stellten Helfer am Samstag mit Entsetzen fest, dass Unbekannte auf einer Länge von 40 Metern Sandsäcke aus den Schutzwällen entlang der Helme gestohlen haben. Auf 20 Metern sei der Schutzwall bei Mönchpfiffel-Nikolausrieth vollständig abgetragen worden, so das Landratsamt. Das Landratsamt will Strafanzeige stellen.
In den Hochwasserregionen Nordrhein-Westfalens können die Menschen ein wenig durchatmen. „Insgesamt ist der Trend bei den Pegelständen rückläufig“, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums NRW. Zahlreiche Landkreise appellierten erneut, Deiche nicht zu betreten, da diese aufgeweicht seien und beschädigt werden könnten.