Hochkarätiges Billardturnier

Von Annika Braun
Auch der bayerische Meister Sascha Zinowsky kam am Wochenende zum Turnier des Billardsportvereins Pegnitz, der vor zehn Jahren gegründet worden ist.⋌ Foto: Klaus Trenz Foto: red

Deutsche Meister und Bundesliga-Spieler kamen am Wochenende in den Neuhofer Weg, um an einem Turnier teilzunehmen und dort ehemalige Kameraden wiederzusehen.

 
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Der Veranstalter war der Billardsportverein (BSV) Pegnitz, der anlässlich des zehnjährigen Bestehens Kreisklassisten und Profis gemeinsam an den Tisch bat. Das Turnier war einer der Höhepunkte in der jungen Geschichte des Vereins, dessen Mitglieder kämpfen müssen, um den Billardsport populär zu machen. Es gibt viele Vorurteile.

13 Sportler

Vor zehn Jahren hatten 13 Sportler die Idee, einen eigenen Verein zu gründen, um am Ligabetrieb im Billard teilzunehmen. Genauer gesagt im Pool-Billard, für die Snooker-Variante braucht man größere Tische und dafür ist in dem Vereinsheim kein Platz. In dem Spielraum herrscht absolute Ruhe. Geredet wird, wenn überhaupt, im Flüsterton und Zuschauer müssen mit der Glasscheibe zur Spielbeobachtung vorlieb nehmen.

 „Das Wichtigste beim Billard ist die Konzentration. Du musst fokussiert sein und das so lange wie möglich. Wer den Kopf nicht frei hat, braucht nicht anzutreten, denn das geht meistens nach hinten los. Da springen dann die Reserve-Spieler ein“, sagt der Vorsitzende Jürgen Feser. Der 55-Jährige ist von Anfang an dabei und spielt selbst in der ersten Mannschaft.

Zwei Teams im Ligabetrieb

Eine Mannschaft besteht aus mindestens vier Spielen, plus Spieler aus der zweiten Mannschaft. Vergangenes Jahr hatten die Pegnitzer zwei Teams im Ligabetrieb, zur kommenden Saison sollen es vielleicht sogar vier werden, denn die Mitgliederzahl ist etwas gestiegen. Insgesamt hat der Verein nun 36 Mitglieder.

Die erste Mannschaft spielt in der Kreisliga, die zweite in der Kreisklasse. Die anderen beiden müssten dann bei einer Neumeldung auch in der Kreisklasse anfangen, denn das ist die unterste Liga im Bezirk. Das Saisonziel? „Hoffentlich ein doppelter Aufstieg“, so Feser. „Wir wollen in die Bezirksliga und mit der Reserve in die Kreisliga hoch.“

Neuer Spielertrainer

Das will man mit einem neuen Spielertrainer schaffen. Wobei neu bedeutet, dass es der erste Trainer im Verein ist, denn bisher hatte keiner eine Lizenz. Jeder Spieler ist für sein Trainingspensum verantwortlich. „Alle Erwachsenen haben einen Schlüssel und können kommen, wann sie wollen. Die erste Mannschaft sollte aber schon dreimal pro Woche trainieren“, sagt Eva Weißmann, die einzige aktive Frau im Verein.

Sie spielt in der der zweiten Mannschaft. Trainieren heißt verschiedene Stöße mit und ohne Bande immer und immer wieder zu üben. Man kann viel falsch beziehungsweise besser machen. Die Haltung des Queue, die Stellung zum Tisch und die Haltung der Finger zur Stabilisierung zum Beispiel. Die ersten beiden Mannschaften trainieren an einem Tag gemeinsam. Wer in welchem Team spielt, das wird im Vorfeld der Saison bei internen Turnieren ausgespielt.

Es gibt verschiedene Spielvarianten, die sich unter anderem durch die Anzahl der spielbaren Bälle unterscheiden. Ligabetrieb bedeutet zehn Spiele und aufgrund der geringen Vereinsdichte weite Fahrten. 100 Kilometer sind da Normalität. Der Verein investiert in die Öffentlichkeitsarbeit, hat sogar das Jubiläumsturnier via Webcam live auf Facebook übertragen. „Selbst wenn nur einer hängen bleibt, hat sich der Aufwand gelohnt“, sagt 45-Jährige. Sie wollen Viele für den Sport begeistern, stoßen aber auf Vorurteile. „Wir haben immer noch den Ruf des Kneipenspiels weg, das heißt, dass geraucht und getrunken wird während und nach dem Spiel“, bedauert sie.

Im Vereinsheim herrscht schon immer Rauchverbot und Alkohol im Blut zählt im Ernstfall sogar als Doping. „Egal ob du blau wirst, oder es dich aufputscht: Alkohol verändert die Konzentrationsfähigkeit und ist deshalb verboten“, erklärt der Vorsitzende des BSC. Auch Weißmanns Sohn Patrick spielt von klein auf Billard und ist dieses Jahr bayerischer Vizemeister in seiner Altersklasse geworden. „Ich bin vor fünf Jahren durch meine Eltern auf Billard gekommen. Sobald du über den Tisch schauen kannst, kannst du mit Billard anfangen“, so der 14-Jährige.

Die Teilnahme an den bayerischen Meisterschaften ist bei den Damen nicht so schwierig wie bei den Herren, es gibt wegen der höheren Spielerzahl Qualifikationsturniere. Das Ziel von beiden Weißmanns ist es, sich mal für die deutschen Meisterschaften zu qualifizieren. Dies Ziel haben Bernd Jahnke und Sascha Zinowsky längst erreicht.

Zinowsky ist amtierender, dreifacher bayerischer Meister bei den Senioren und hat genauso wie Jahnke so viele Titel, dass er sie nicht mehr aus dem Stegreif aufzählen kann. Beide waren mehrmals Deutsche Meister, Jahnke vor zwanzig Jahren auch Europameister und er spielt aktuell in der Bundesliga für Straubing.

Training unter Wettkampfbedingungen

Beide waren zu Gast in Pegnitz, um am Jubiläumsturnier teilzunehmen. „Für mich sind die Turniere Training unter Wettkampfbedingungen. Ich suche mir die Turniere raus und nachdem ich von den Pegnitzern angefragt wurde, habe ich zugesagt. Ich freue mich einfach, viele bekannte Gesichter wiederzusehen und will natürlich gewinnen“, sagt der 52-jährige Zinowsky.

In der Billard-Familie kennt jeder jeden, man duzt sich. 400 Euro Preisgeld bekommt der Sieger, das sei attraktiv. Auch für Jahnke. „Ich wähle meine Turniere immer je nach Zeitpunkt, Preisgeld und Mitspielern aus“, so der 44-Jährige.

Vom Billard zu leben hat er mal versucht, es aber schnell wieder aufgeben müssen, weil es anders nicht machbar war. „Da müsstest du auf allen großen Turnieren im Finale stehen und bestenfalls gewinnen. Und zwar immer, sonst rentiert es sich nicht.“