Der größte Stausee Spaniens, La Serena im Süden der westspanischen Extremadura, ist zu 17 Prozent gefüllt, der zweitgrößte, Alcántara im Norden derselben Region, zu 77 Prozent. Madrid ist von der schlimmsten Trockenheit bislang verschont, Barcelona – obwohl etwas nördlicher, aber am Mittelmeer gelegen – nicht.
Auf Mallorca ist das Getreide viel zu früh reif
Die Folgen der Trockenheit hat zuerst die Landwirtschaft zu tragen. Sie braucht – die Angaben sind unterschiedlich – zwei Drittel bis vier Fünftel des Wassers in Spanien. Eben deshalb, weil auf den Regen kein Verlass ist, wird etwa ein Viertel der landwirtschaftlichen Fläche des Landes künstlich bewässert. Die ersten, die unter der Dürre leiden, sind die unbewässerten Flächen, auf denen vor allem Getreide und Oliven angebaut werden.
Die Lokalzeitung „Diario de Mallorca“ berichtet, dass das Korn auf der Mittelmeerinsel unter der diesjährigen Sonne schon einen Monat früher reif geworden ist und deutlich weniger Ertrag bringt. Schon im vergangenen Jahr ging die Getreideernte in Spanien von 20 auf 18 Millionen Tonnen zurück. Noch ist ungewiss, was dieses Jahr bringen wird. Was die Olivenernte angeht, rechnet BBVA Research dieses Jahr für Andalusien (wo drei Viertel der spanischen Oliven angebaut werden) nur mit der halben Ernte des vergangenen Jahres.
Einheimische und Touristen werden gebeten, Wasser zu sparen
Sollte die Trockenheit noch über den Herbst hinaus andauern – was möglich, aber nicht wahrscheinlich ist –, müssen auch die Bauern, die ihr Land bewässern, mit Einschränkungen rechnen. Rings um den Nationalpark Doñana, wo fast alle spanischen Erdbeeren und Heidelbeeren angebaut werden, leidet der Anbau jetzt schon unter dem fehlenden Wasser.
Dass auch den Privathaushalten das Wasser abgedreht wird, so wie dieser Tage in den Dörfern rings um den Stausee der Sierra Boyera, wäre die letzte Stufe des Dürredramas. Dann würde es auch die Touristen treffen, die bis jetzt nur, so wie die Spanier selbst, um sorgsamen Umgang mit dem Wasser gebeten werden.
Der Wasserkonsum geht seit einigen Jahren langsam zurück
Für die Costa del Sol hat der andalusische Tourismusminister Arturo Bernal schon vor ein paar Wochen versprochen: „Die Versorgung mit Wasser während der Sommersaison ist gesichert.“ Auch die spanische Umweltministerin Teresa Ribera sieht keine Gefahr, dass in den kommenden Monaten großflächig die Wasserleitungen trocken bleiben.
Die Herausforderung, Spaniens Landwirtschaft, die Industrie, den Tourismus und die Haushalte mit Wasser zu versorgen, ist eine langfristige. Die Tendenz der vergangenen Jahrzehnte ist nämlich eindeutig: steigende Hitze, weniger Regen.
Das Land ist nicht tatenlos. Der Wasserkonsum geht seit einigen Jahren langsam zurück. Doch ohne den Ausbau der Meerwasserentsalzung, vermehrte Nutzung von geklärtem Brauchwasser und weiter steigende Effizienz der Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen wird Spanien noch öfter der heiße Schrecken in die Glieder fahren.