SYRIENS REGIERUNG: Die Führung in Damaskus dürfte die türkische Operation mit einiger Genugtuung beobachten. Sie pflegt zur YPG und PYD ein gespaltenes Verhältnis - teilweise kooperieren sie miteinander, teilweise bekämpfen sie sich, je nach Interessenlage. In der Vergangenheit gab es Gespräche über eine engere Zusammenarbeit, die aber ergebnislos blieben. Syriens Regierung macht die Kurden jetzt für die türkische Offensive verantwortlich, weil sich diese trotz der Warnungen aus Damaskus den USA ausgeliefert hätten.
Militärisch dürfte Syriens Regierung in den Konflikt zwischen Türken und Kurden nicht eingreifen, auch wenn Machthaber Baschar al-Assad das Ziel ausgegeben hat, ganz Syrien zurückzuerobern. Seine Armee ist nach dem langen Bürgerkrieg zu schwach, zumal die Verbündeten Russland und der Iran sich nicht an diesem Kampf beteiligen würden.
RUSSLAND: Moskau ist im Bürgerkrieg ein zentraler Akteur. Russland unterstützt nicht nur die Regierung militärisch, sondern pflegt auch Kontakte zu den Kurden und verhandelt mit der Türkei und dem Iran über die politische Zukunft des Bürgerkriegslandes. Es will die Einheit Syriens bewahren, weshalb es den USA vorwarf, in den Kurdengebieten eine staatsähnliche Struktur aufgebaut zu haben. Die Kurden wiederum appellierten an Moskau, in Verhandlungen mit der syrischen Regierung zu vermitteln.
US-PRÄSIDENT DONALD TRUMP: Er hat dem türkischen Einmarsch in Nordsyrien den Weg bereitet, indem er nach einem Telefonat mit Erdogan US-Truppen aus dem Grenzgebiet zurückzog. Auf die harsche Kritik an dem Schritt auch aus den eigenen republikanischen Reihen antwortet Trump immer mit demselben Argument: Er habe stets deutlich gemacht, "dass ich diese endlosen, sinnlosen Kriege nicht kämpfen will - besonders jene, die den Vereinigten Staaten nicht nützen".
Trump will den Truppenrückzug aber nicht als Freifahrtschein für Erdogan verstanden wissen. Auf die Frage eines Reporters, ob er besorgt sei, dass Erdogan die Kurden "auslöschen" könnte, antwortete Trump am Mittwoch: "Wenn das passiert, werde ich seine Wirtschaft auslöschen." Trump hatte am Dienstag allerdings auch auf die "sehr guten" Beziehungen zum Handels- und Nato-Partner Türkei verwiesen - und Erdogan für den 13. November ins Weiße Haus eingeladen.
DER US-KONGRESS: Wegen des türkischen Einmarsches haben US-Senatoren eine parteiübergreifende Resolution mit Sanktionen gegen die Türkei vorbereitet. Das Papier hat es in sich: Nicht nur würden nach der Resolution gegen Erdogan persönlich Sanktionen verhängt, auch würden beispielsweise Rüstungsgeschäfte mit der Türkei mit Strafen belegt. Die Senatoren Lindsey Graham (Republikaner) und Chris Van Hollen (Demokraten) wollen den Entwurf schon in der kommenden Woche in den Senat einbringen. Sie rechnen mit einer breiten Mehrheit.
Graham, Van Hollen und viele weitere Kritiker werfen Trump vor, die Kurdenmilizen im Stich gelassen zu haben. Sie befürchten zum einen ein Wiedererstarken des IS, wenn die Kurden sich nun auf den Kampf gegen die türkische Armee konzentrieren müssen. Zum anderen droht aus ihrer Sicht Schaden für die USA: Verbündete müssten den Eindruck gewinnen, dass auf Amerika kein Verlass mehr ist.