Himmelkron Plötzlich nah dran am Krieg

Werner Reißaus
In der Pressearbeit gab es für Hauptmann Florian Herrmann (links) während eines NATO-Manövers in Rumänien viel zu tun. Foto:  

Eigentlich war es als lang geplantes Manöver gedacht. Doch dann brach der Krieg in der Ukraine aus. Presseoffizier Florian Herrmann aus Himmelkron war plötzlich von Medien aus aller Welt gefragt.

 
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Florian Herrmann ist in Himmelkron aufgewachsen. Hier leben seine Eltern Walter und Renate Herrmann sowie sein Bruder Sebastian, während es ihn beruflich nach Oberbayern verschlagen hat. Er wohnt mit seiner Frau im Landkreis Pfaffenhofen. Der 38-jährige Hauptmann der Bundeswehr ist als Presseoffizier im Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg an der Donau eingesetzt. Sein jüngster Auftrag brachte ihn und seine Kameraden nach Rumänien, ganz in die Nähe des Kriegsgeschehens in der Ukraine. Ursprünglich war diese Mission auf dem Flugplatz Mihail Kogălniceanu in der Nähe von Konstanza am Schwarzen Meer als Übung mit der bereits da stationierten italienischen Luftwaffe geplant. Die aktuellen Ereignisse haben aber Veränderungen nötig gemacht. Inzwischen ist Herrmann nach seiner fünfwöchigen Mission an der Nato-Ostflanke mit der gesamten Crew wieder zurück in Neuburg an der Donau.

Plötzlich veränderte politische Lage

Florian Herrmann, der in Himmelkron die Volksschule und später die Städtische Wirtschaftsschule in Bayreuth besuchte, hat nach wie vor eine enge Verbindung zu seinem Elternhaus und dem Heimatort: „Ich verfolge das natürlich, was in der Heimat passiert und besonders das eine oder andere spannende Thema, was Himmelkron bewegt. Ob es das neue Industriegebiet oder der geplante Kreisverkehrsplatz an der Bundesstraße ist.“ Mit 18 Jahren entschied sich Florian Herrmann für die Bundeswehr, und damit begann seine Karriere. Zur Lage in der Ukraine kann sich der Berufssoldat nur zurückhaltend äußern: „Wir sind alle überrascht worden.“ Der Einsatz in Rumänien, als reine Übung gedacht, sei erweitert worden. „Wir haben auch Patrouillenflüge an der Nato-Ostflanke geflogen.“

Eigentlich sollte an dem gemeinsam eingesetzten Waffensystem, dem Eurofighter, eine mögliche internationale Zusammenarbeit überprüft werden. „Ziel und Zweck waren es, einen Luftverteidigungsverband mit geringem Aufwand an Personal und Material schnell zu verstärken. Dieser theoretische Hintergrund musste mit dem russischen Angriff auf die Ukraine sehr schnell einer praxisorientierten Lösung weichen.“ Durch die plötzlich veränderte politische Lage und der Weisung der Verteidigungsministerin Christine Lambrecht wurden binnen Stunden aus Deutschland am 24. Februar drei weitere Eurofighter aus Neuburg nach Rumänien verlegt. Das bedeutete für das deutsche Kontingent einen hohen Mehraufwand an Wartungs- und Instandsetzungsstunden, weil das technische Personal erst später eingeflogen werden konnte.

Ende März zurück in die Heimat

Durch die veränderte Situation nahm das mediale Interesse an der Mission innerhalb kürzester Zeit deutlich zu. Neben rumänischen Radio- und Fernsehsendern kamen Anfragen großer Nachrichtenagenturen. Mit der weltweit größten Medienagentur Reuters war auch das internationale Interesse an der Mission geweckt. An geregelte Arbeitszeiten war für Herrmann spätestens ab diesem Zeitpunkt nicht mehr zu denken, berichtet er. Dreharbeiten mit ARD, RTL und N-TV, auch um 3 Uhr morgens, standen nicht nur an den Wochentagen auf seinem Programm. Besuche der Verteidigungsministerin, des deutschen Botschafters, des rumänischen Präsidenten sowie der Inspekteure beider Luftwaffen wurden von Herrmann medial begleitet und ließen zu keiner Zeit Langeweile aufkommen. „In fünf Wochen hatte ich einen freien Tag.“

Ende März erfolgt für den größten Teil des deutschen Kontingentes die Rückverlegung in die Heimat. Für Hauptmann Florian Herrmann endet damit der „arbeitsreichste, aber auch interessanteste“ Einsatz in seiner Verwendung als Presseoffizier. Am 1. April wird Herrmann die Zivile Aus- und Weiterbildung in Neuburg übernehmen. Hier werden Soldaten in zivilen Berufen ausgebildet, die sie in ihren militärischen Verwendungen benötigen. Eines steht für ihn fest: „Ich werde die Pressearbeit sehr vermissen, gleichzeitig freue ich mich aber auch auf meine neue Aufgabe.“ Und noch eines ist dem Offizier wichtig: „Ich kann in meinem Lieblingsverband bleiben und muss nicht umziehen.“

Bundeswehr dieses Jahr erneut an Nato-Mission beteiligt

Die Bundeswehr beteiligte sich in diesem Jahr erneut an der Nato-Mission und hat das italienische Kontingent mit bis zu drei Eurofightern des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 in Neuburg an der Donau von Februar bis März 2022 verstärkt. Im gemischten Einsatz haben deutsche und italienische Flieger als „Quick Reaction Alert“ bewaffnete Schutzflüge absolviert. Damit verfolgte die Nato-Mission in Rumänien den Schutz und die Integrität des Nato-Luftraumes an den Außengrenzen. Auf dem rumänischen Militärstützpunkt in der Nähe der Stadt Konstanza am Schwarzen Meer befinden sich Kampflugzeuge der Bündnisnationen, um im Rahmen der „Nato Assurance Measures“ die Sicherung des Luftraumes zu gewährleisten. Dass die beiden Nationen in der Luft harmonieren, konnte Anfang 2021 unter Beweis gestellt werden. Hier absolvierten die beiden Nationen bereits über dem baltischen Luftraum gemeinsame Übungsflüge. Doch zuletzt ist es „scharf“ in eine Mission gegangen, die eigentlich als reine Übung gedacht gewesen war.

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