Ein Großaufgebot der Polizei sicherte am Freitag das Gelände des Vereinsheims, auf dem sich zwischenzeitlich 30 bis 50 Rocker aufhielten. Zugleich lief die Fahndung nach den Tätern, die Beamten kontrollierten dabei mehrere Fahrzeuge und sperrten den Ortsteil Wißmar weiträumig ab. Die Polizei befragte Nachbarn. Unklar war, ob es einen Schusswechsel gegeben hatte und ob Mucuk bewaffnet war. Die „Bild“-Zeitung hatte zuerst vom Tod Mucuks berichtet, die „Gießener Allgemeine“ von den Schüssen.
Rivalitäten zwischen den alteingesessenen Hells Angels aus Frankfurt und den türkisch geprägten Hells Angels aus Gießen - den sogenannten jungen Wilden - hatten in den vergangenen Jahren mehrfach zu gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt. Dabei soll es vor allem um die Gründung der Ortsgruppe Gießen gegangen sein. Dieser Streit hatte vor rund zwei Jahren Schüsse vor einem Frankfurter Club mit insgesamt fünf Verletzten zur Folge. Mucuk, der als Anführer der türkischen Strömung galt, erlitt dabei schwere Verletzungen.
Am Himmelfahrtstag dieses Jahres fielen mitten auf einem belebten Platz in der Frankfurter Innenstadt ebenfalls Schüsse - zwei Männer wurden schwer verletzt. Hintergrund dieser blutigen Rocker-Fehde war nach einer früheren Einschätzung der Ermittler ein Streit zwischen Frankfurter Hells Angels und einem hinausgeworfenen Mitglied. Ein Tatverdächtiger, der rund eine Woche nach den Schüssen gefasst wurde, sitzt seither in Haft. Nach einem anderen Verdächtigen wird noch immer gesucht.
Nach Einschätzung des Landeskriminalamts umfasst die Rockerszene in Hessen rund 700 Menschen, die vier Gruppen zugeordnet werden. Im Fokus der Ermittler stehen sie vor allem wegen Rauschgiftdelikten und kriminellen Aktivitäten in der Türsteher- und Rotlicht-Szene.
dpa