Heinz-Glas-Chefin zieht sich zurück

Von Roland Töpfer
 Foto: red

Mit erst 33 Jahren hat Carletta Steiner-Heinz im Juli 2017 den Vorsitz der Geschäftsführung von Heinz-Glas in Kleintettau übernommen. Nicht einmal ein Jahr später zieht sich Steiner-Heinz, die Hauptgesellschafterin des oberfränkischen Unternehmens mit 3000 Beschäftigten ist, wieder aus der Geschäftsführung zurück. Warum? Gab es Differenzen? Im Interview mit unserer Zeitung erklärt Steiner-Heinz ihre Beweggründe.

 
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Sie wurden am 1. Juli 2017 Vorsitzende der Geschäftsführung. Jetzt wechseln Sie in den Aufsichtsrat. Warum?

Carletta Steiner-Heinz: Um mich mehr auf die strategischen Themen in unserer Unternehmensgruppe konzentrieren zu können. Das ist in meinen Augen die Hauptaufgabe der Inhaber. 

 

Sie waren nur sehr kurze Zeit in der Geschäftsführung. Gab es Differenzen?

Steiner-Heinz: Keinesfalls. Hätte es Differenzen gegeben, würde ich mein Unternehmen ja nun operativ nicht den weiteren Geschäftsführern überlassen.

 

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Wer führt das Unternehmen?

Steiner-Heinz: Weiterhin die bisherige Geschäftsführung unter der operativen Führung meines Vaters und meiner strategischen Führung.

 

Ihr Vater ist also weiter im Unternehmen aktiv?

Steiner-Heinz: Natürlich. Er ist ein Vollblutunternehmer, der nach wie vor viel Freude an seiner Arbeit hat.  Von seiner Erfahrung und seinem Wissen profitiert das Unternehmen, die Geschäftsführung und vor allem ich persönlich sowie beruflich sehr.

 

Sie kümmern sich nun um die strategische Ausrichtung. Wie soll die aussehen?

Steiner-Heinz: Wir wollen weiterhin als Familienunternehmen in unseren Kernmärkten gesund wachsen. Dafür werden wir weiter in unseren Stammsitz in Deutschland und die Tochterunternehmen weltweit investieren. Zudem wollen wir uns vor allem in den Wachstumsmärkten Südamerika und Asien noch besser aufstellen.

 

Die wichtigsten Fragen, die beantwortet werden müssen?

Steiner-Heinz: Wir wollen als Familienunternehmen bestehen bleiben. Gemeinsam mit den weiteren Familienmitgliedern im Gesellschafterkreis werde ich weiterhin die wichtigsten strategischen Entscheidungen für unser Unternehmen treffen. Dabei unterstützen uns unsere erfahrenen Stiftungs- und Aufsichtsräte und vor allem unsere Geschäftsführer.

 

Das Unternehmen bleibt also in Familienhand?

Steiner-Heinz: Selbstverständlich.

 

Wer sind die Gesellschafter?

Steiner-Heinz: Ich bin Hauptgesellschafterin. Sechs weitere Familienmitglieder haben kleinere Anteile.

 

Kleintettau bleibt Zentrum und Stammsitz von Heinz-Glas?

Steiner-Heinz: So steht es auch in der Satzung unserer Familienstiftung geschrieben.

 

Fehlendes Personal und hohe Energiepreise belasten den Standort?

Steiner-Heinz: Beides sind Herausforderungen, die andere Unternehmen in der Region genauso beschäftigen wie uns. Insofern sind es keine „Belastungen“, die Heinz-Glas besonders treffen, sondern aktuelle gesellschafts- und wirtschaftspolitische Themen.

 

Wie laufen die Geschäfte?

Steiner-Heinz: Wir verzeichnen ein gesundes Wachstum und sind mit der Auftragslage sehr zufrieden.

 

Mit welchem Umsatz rechnen Sie im aktuellen Geschäftsjahr. Wie hoch war der Umsatz 2017?

Steiner-Heinz: Der Umsatz lag 2017 im Konzern bei 297, 1 Millionen Euro. Für 2018 sind knapp 301 Millionen Euro geplant.

 

Wie hoch soll der Gewinn ausfallen, wie hoch war er zuletzt?

Steiner-Heinz: Keine Angaben.

 

Wo wird investiert? Stehen neue Großinvestitionen an?

Steiner-Heinz: Für das laufende Jahr sind weltweit Investitionen in Höhe von 64 Millionen Euro geplant, davon 56 Millionen Sach- und acht Millionen Finanzinvestitionen.

 

Wie entwickelt sich die Beschäftigtenzahl?

Steiner-Heinz: An unseren deutschen Standorten waren im vergangenen Jahr 1529 Mitarbeiter beschäftigt. Das waren 43 mehr als 2016. Wir freuen uns besonders, dass wir auch 2017 wieder 37 Mitarbeiter aus einem Leiharbeitsverhältnis übernehmen konnten. Weltweit liegen wir konstant bei rund 3000 Mitarbeitern.

 

Sie wohnen in Nürnberg. Wie oft kommen Sie noch nach Kleintettau?

Steiner-Heinz: Da ich für das gesamte Unternehmen weltweit verantwortlich bin, ist mein Wohnort an einem Flughafen perfekt. So bin ich an alle unserer Standorte gut angebunden.

 

Kehren Sie vielleicht später wieder in die Geschäftsführung zurück?

Steiner-Heinz: Das kommt darauf an und lässt sich heute so noch nicht abschließend beantworten.


Heinz-Glas

Das Unternehmen im oberfränkischen Kleintettau  gehört zu den Weltmarktführern in der Herstellung und Veredelung von Glasflakons und Verschlüssen für die Parfüm- und Kosmetikindustrie.  An 16 Standorten in zwölf Ländern erwirtschaften rund 3000 Mitarbeiter einen Jahresumsatz von knapp 300 Millionen Euro.