Die nationale Sehnsucht befeuerte das Parlament und nahm ihm gleichzeitig Spielraum. Etwa im Krieg um Schleswig. Als Preußen auf internationalen Druck – und ohne das Parlament zu fragen – in einen Waffenstillstand mit Dänemark einwilligte, brachen in Deutschland erneut Unruhen aus.
Mittlerweile hatten sich die alten Gewalten aus der Schockstarre gelöst, Preußens und Österreichs Regimenter schlugen den Aufruhr nieder. Das Parlament verlor an Boden, es wurde nicht gehört, nicht im Land, nicht im Ausland, dem ein vereintes Deutschland nicht geheuer war. Immerhin einigte man sich auf eine Verfassung – die dann aber nur wenige Staaten akzeptierten. Die Verfassung sah einen Erbkönig vor, gewählt, aber nicht verantwortlich, ein seltsamer Kompromiss.
Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. wurde im März 1849 gewählt, lehnte die angetragene Krone aber höflich ab – und tat später seinen Abscheu kund: diese Parlamentskrone aus „Dreck und Letten“, dieses „Hundehalsband, mit dem man mich an die Revolution von 1848 ketten will“.
Gagern war gescheitert. Den Radikalen war er ohnehin zu monarchistisch, den Monarchen zu revolutionär gewesen. Das Parlament war bald am Ende. Empörte Bürger türmten weiter Barrikaden auf. Einer der letzten Brandherde war im Mai 1949 Dresden. Dort ließ sich ein gewisser Richard Wagner die Kugeln um die Ohren pfeifen. Das aber ist eine andere Geschichte.
Ausgerechnet jener Otto von Bismack, der von Gagern als „Phrasengießkanne“ verspottet hatte, schuf zwischen 1864 und 1871 das neue Deutschland, nicht in Freiheit, aber in Einheit. Es war nicht das Deutschland, für das die Revolutionäre gekämpft hatten. Doch Gagern verkündete, dass er, obwohl vieles anders gekommen sei als gewünscht, „ganz versöhnt“ sei: „Ich begrüße das neue Deutsche Reich mit patriotischer Freude und Anhänglichkeit.“ 1880 starb von Gagern, nahezu vergessen. Und noch 65 Jahre sollte es dauern, bis Deutschland dauerhaft Demokratie werden durfte, nach den Grundsätzen der Paulskirche.
Foto: Nationalversammlung Frankfurt