Seine Präzision, seine Ruhe, seine Kontrolle, seine Ausstrahlung empfindet Trainer-Legende Ancelotti als „einzigartig“. Gerade auch für die Jungstars um Jude Bellingham, Rodrygo und Vinícius Júnior ist Kroos ein Ruhepol, ein wichtiger Orientierungspunkt. Er selbst wundert sich sogar: „Mein Kopf überrascht mich mehr als mein Körper.“
Und doch vermittelt Kroos bisweilen den Eindruck, er fühle sich in Deutschland nicht genug wertgeschätzt und als „Querpass-Toni“ missverstanden. Eine erfolgreiche EM-Mission als Helfer in der sportlichen Krise könnte das ändern.
Hoeneß: Kroos-Rückkehr wäre „Titanic-Signal“
Doch die Geister scheiden sich an dieser Frage. „Das wäre ein ziemliches Titanic-Signal“, sagte Bayern-Patron Uli Hoeneß zu einer möglichen Kroos-Rückkehr. Der Routinier sei zwar „ein überragender Fußballer, aber ich glaube nicht, dass er den deutschen Fußball retten kann“, meinte Hoeneß weiter. Joti Chatzialexiou, der frühere DFB-Leiter Nationalmannschaften, sprach bei „t-online“ gar von einem „Armutszeugnis für den deutschen Fußball“.
Im Kreis der Mannschaft können sich einige Nationalspieler dagegen ein Comeback von Kroos vorstellen. „Ich freue mich immer, mit Toni zu spielen. Wenn er Lust und Zeit hat, sehr gerne“, sagte Bayern-Profi Joshua Kimmich. Real-Kollege Antonio Rüdiger ist wohl der stärkste Befürworter einer Kroos-Nominierung. „Und wenn ich so offen und ehrlich sprechen darf: Ich glaube, viele denken genauso wie ich“, sagte der 30-Jährige vor dem Gastspiel in Leipzig dem „Kicker“.
Holt man Kroos zurück, schwächt man automatisch Ilkay Gündogan
Bei aller Bewunderung ist Ex-Teamchef Völler aber nicht völlig überzeugt von der Notwendigkeit einer Kroos-Rückkehr. Im Mittelfeld „drückt der Schuh nicht ganz so extrem“. Da habe die DFB-Auswahl viele gute Spieler.
Sehr skeptisch ist auch Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus. „Wo soll er spielen? Holt man Kroos zurück, schwächt man automatisch Ilkay Gündogan, auch als Kapitän“, warnte der Weltmeister-Kapitän von 1990. Weder mit Gündogan noch mit Kimmich werde Kroos in der Mittelfeld-Zentrale harmonieren. „Ein klares Nein“ ist daher für Matthäus die Antwort auf die Kroos-Frage. Das letzte Wort aber haben Julian Nagelsmann und Toni Kroos selbst.