Dem 58-Jährigen half auch sein Startrekord mit acht Siegen gegen zweitklassige Gegner nicht weiter. Der einstige Münchner Erfolgscoach war durch das WM-Debakel in Katar zu sehr beschädigt, um den erhofften Turnaround und den so dringend benötigten Stimmungsumschwung herbeizuführen. Auch wenn er das unmittelbar nach dem entlarvenden Auftritt gegen Japan anders sah. „Ich finde, wir machen das gut, und ich bin der richtige Trainer“, sagte Flick in einer bemerkenswerten Selbsteinschätzung.
Auch bei der öffentlichen Einheit vor 2376 Fans am Sonntagmittag gab sich der einstige Co-Trainer von Joachim Löw noch kämpferisch. „Ich fighte weiter“, rief er den Anhängern zu und kitzelte ein Kleinkind im Mini-Trikot am Bauch. Ihm schwante aber Böses: Im Profi-Fußball sei „vieles schwer vorherzusagen“.
Statistiken waren zu alarmierend
So holten ihn die Sorgen auch schnell wieder ein. Die DFB-Verantwortlichen um Neuendorf, seinen Vize Hans-Joachim Watzke und Völler steckten am Nachmittag die Köpfe bei einer Krisensitzung zusammen.
Die Statistiken waren zu alarmierend. Drei Niederlagen der Nationalmannschaft in Folge gab es zuletzt vor 38 Jahren unter Franz Beckenbauer. Von den vergangenen 17 Spielen wurden nur vier gewonnen. Seit dem WM-Desaster gab es nur einen Sieg in sechs Begegnungen.
Flick hatte zum Start in die EM-Saison durch die taktischen und personellen Veränderungen seine letzte Patrone abzufeuern versucht, sie blieb im Lauf stecken. Offensiv einfallslos, defensiv hilflos - nur dank Torhüter Marc-Andre ter Stegen fiel die höchste Heimniederlage seit 2001 (1:5 gegen England unter Teamchef Völler) nicht noch dramatischer aus.
Jetzt soll es Flicks Nachfolger richten
Flicks Umstellungen, der neue Kapitän Ilkay Gündogan, die Degradierung von Joshua Kimmich auf die rechte Abwehrseite - damit hatte der Bundestrainer ein Lebenszeichen senden wollen. Seht her, ich kämpfe, ich bin modern. Wir haben jetzt eine Spielphilosophie! Es ging absolut krachend schief. So auch die Idee, den total überforderten Nico Schlotterbeck hinten links in einen aussichtslosen Kampf gegen viel schnellere und wendigere Japaner zu schicken.
Die Fans in der Volkswagen-Arena pfiffen lautstark, der Rauswurf des Bundestrainers wurde gefordert. Die Spieler stellten sich noch hinter ihren Chef. „Wir sind gerade nicht gut genug. Die Mannschaft muss sich hinterfragen“, gab Gündogan zu Protokoll.
Thomas Müller sagte der Fußball-Nation, was überfällig war. Deutschland gehöre eben nur noch in der Selbstwahrnehmung „zu den besten 10 oder 15 der Welt“, vielleicht in der Theorie, „aber nicht in der Realität“.
Jetzt soll es Flicks Nachfolger richten.