Handwerk verspricht gute Karrierechancen – DGB rügt teilweise miese Ausbildung Oberfranken: Noch 2000 Lehrstellen frei

Von Peter Engelbrecht
Aktuell gibt es in Oberfranken noch viele freie Lehrstellen. Foto: dpa/Archiv Foto: red

Zum Start der Berufsausbildung am 1. September sind in Oberfranken schätzungsweise mehr als 2000 Lehrstellen unbesetzt. Während die Wirtschaftskammern auf gute Berufsaussichten hinweisen, prangert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) die teilweise mangelhafte Ausbildungsqualität an.

 
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„Die Karrierechancen im Handwerk sind so gut wie nie“, sagt Peter Schirmer, der bei der Handwerkskammer für Oberfranken in Bayreuth für die Berufliche Bildung verantwortlich ist. Es gebe einen massiven Bedarf an Fachkräften, darüber hinaus würden in den nächsten zehn Jahren bundesweit rund 200 000 Handwerksbetriebe an gut ausgebildete Nachfolger übergeben. Allein in Oberfranken stünden aktuell noch mehr als 420 offene Lehrstellen in der Lehrstellenbörse der Kammer. Als Ursache dafür nennt Schirmer sinkende Schulabgängerzahlen und mangelndes Wissen über die Vielfalt der einzelnen Berufe. Nach dem Stand Ende Juli beginnen 1302 junge Männer und Frauen in Oberfranken im Handwerk ihre Ausbildung. Ein verspäteter Start sei jederzeit möglich.

Mit stabilen Ausbildungszahlen rechnet Heribert Trunk, Präsident der IHK für Oberfranken in Bayreuth. Die Unternehmen würden gerne noch mehr ausbilden: Im Juli waren den Agenturen für Arbeit zufolge in Oberfranken 2415 unbesetzte Ausbildungsstellen gemeldet, dem stehen 1717 unversorgte Bewerber gegenüber. Die Situation habe sich seit Jahren gedreht, sagt Trunk. Er führt dies einerseits auf die demografische Entwicklung und andererseits auf die gute Konjunktur zurück.

Für den DGB-Jugendsekretär Claas Meyer ist auf dem Ausbildungsmarkt nicht alles rosig. Er beklagt relativ hohe Abbrecherquoten im Hotel- und Gaststättenbereich. „Die Ausbildungsqualität ist hier häufig nicht gut. Die Lehrlinge müssen massiv Überstunden schieben und mehr als acht Stunden pro Tag arbeiten“, weiß Meyer, der für Ober- und Unterfranken zuständig ist. Dass junge Leute in dieser Branche keine Ausbildung beginnen wollen, sei nachvollziehbar.

Und: Die Industrie sei ein starker Konkurrent für das Handwerk, dies liege auch an der besseren Bezahlung. Ein Anlagenmechaniker verdient dort laut Meyer mehr als 940 Euro monatlich im ersten Lehrjahr. Ein Bäcker erhalte während der Ausbildung durchschnittlich rund 550 Euro im Monat, ein Friseur je nach Region 269 bis 469 Euro monatlich im Schnitt.

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