Darüber hinaus gibt es bei klassischen Tablet-PCs oft einen Bruch im Bedienungskonzept: Nicht alle Anwendungen sind über Touchfelder zu steuern. "Mir hat sich bisher auch der Nutzen von Tablet-PCs für den Verbraucher nicht erschlossen", sagt Tim Bosenick, Geschäftsführer von Sirvaluse. Das Unternehmen untersucht, wie gut oder wie schlecht sich technische Produkte verwenden lassen. Selbst wenn das neue Apple-Gerät "super zu bedienen" sei, müsse es doch einen Nutzen haben: "Musik kann ich schließlich besser auf dem iPod hören."
Elektronische Zeitungen oder E-Books könnten diesen Nutzen darstellen. Damit wäre dann zumindest eine Voraussetzung für den Erfolg des iPads erfüllt. Es bleibt für Bosenick aber die Frage, ob das Gerät alltagstauglich ist: "Ich möchte nicht mit einem teuren Computer in der U-Bahn stehen und ständig angerempelt werden. Da muss ich ja dauernd Angst haben, dass das Gerät auf den Boden knallt."
Wie andere Experten, traut auch der IT-Fachmann Peter Knaak von der Stiftung Warentest Apple grundsätzlich zu, der Gattung der Tablet-PCs mit dem iPad zum großen Durchbruch zu verhelfen: "Apple hat gute Karten", sagt Knaak. Sollte es dem US-Hersteller gelingen, das Bedienkonzept vom iPhone auf das neue Gerät zu übertragen, sei man bei der Computerbedienung ein ganzes Stück weiter.
Zuversichtlich und skeptisch
Auch Achim Barzczok ist teils zuversichtlich und teils skeptisch: Für ein Gerät wie das iPad spreche, dass zum Beispiel das Display des iPhones für Videos eher zu klein ist. Auch eine Nachfrage für E-Books und E-Paper sieht Barzczok. "Die Frage ist allerdings, ob das ausreicht, um ein zusätzliches Gerät zu verkaufen."
Und als ein zusätzliches Gerät muss das iPad wohl gesehen werden - es ersetzt kein Net- oder Notebook. Ein Computer ohne Tastatur sei bisher für ernsthafte Anwendungen ohnehin kaum zu gebrauchen, urteilt Knaak. Immerhin bietet Apple jetzt aber die Bürosoftware iWork in einer speziell auf Touch abgestimmten Variante an.
Nicht zum Angeben
Ob das iPad ein Erfolg wird, hänge auch vom Preis ab, meint Knaak. Einen "unglaublichen Preis" verspricht der Hersteller. Für einen Tablet-PC sind die angekündigten 499 US-Dollar (355 Euro) günstig. Für diesen Preis gibt es aber nur ein Einstiegsmodell mit 16 Gigabyte Speicher (GB). Wer ein 64-GB-Modell haben möchte, muss mindestens 699 Dollar ausgeben. Das ist dann - gemessen an der Speichergröße - teuer. Und es gibt ein weiteres Problem: Anders als das iPhone taugt das iPad nicht zum Angeben. Mit seiner Größe lässt es sich nicht mal eben aus der Hosentasche zaubern und auf der Party vorzeigen.
dpa