Halb-Bayreuther auf dem Sprung in die NFL

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Als zuverlässiger Verteidiger hat Kevin Davis die Aufmerksamkeit der NFL-Clubs gewonnen. Foto: Imago Foto: red

Einer der wenigen deutschen Kandidaten für die kommende Saison in der National Football League (NFL) hat seine Wurzeln in Bayreuth: Kevin Davis blieb zwar bei der Talentbörse der amerikanischen Profiliga (Draft) unberücksichtigt, erhielt danach aber als Free Agent einen Vertrag bei den Los Angeles Rams. Damit bekommt der 23-jährige Linebacker nun die Chance, sich während der Saisonvorbereitung für einen Platz im 53-Mann-Kader der Kalifornier zu empfehlen.

 
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Kevin Davis ist der Sohn einer Bayreutherin und eines Amerikaners. Er wurde zwar in den USA geboren, hat aber acht Jahre seiner Kindheit in Franken verbracht (außer in Bayreuth auch in Bamberg und Schweinfurt). Ein Besuch bei den Großeltern in Bayreuth gehört für ihn nach Möglichkeit immer zum Freizeitprogramm im Sommer. „Zuletzt war ich im vergangenen Jahr für zwei Wochen dort“, erklärte er kürzlich im Interview mit dem Internet-Fachportal footballerei.de, und zwar in nahezu perfektem Deutsch: „Ich habe das auch als Studienfach gewählt. Das war naheliegend, und ich habe mir gedacht, das machen nicht so viele.“

Talent auch im Eishockey

Sicher aufgrund der deutschen Prägung in der Kindheit kam Davis relativ spät zum Football. Obwohl Vater Keith bei den Bayreuth Broncos spielte, begann der Sohn zunächst mit Fußball und dann in Schweinfurt mit Eishockey (übrigens gerade als der heutige Bayreuther Zweitliga-Trainer Sergej Waßmiller dort war). Auf dem Eis hatte er sogar so viel Talent, dass er noch nach dem Umzug in die USA in dieser Sportart für eine Highschool 14 Spiele absolvierte und dabei starke 14 Tore und zehn Assists sammelte.

Erst als es die Eltern nach Colorado gezogen hatte, verlagerte sich in der siebten Schulklasse der Schwerpunkt auf Football. Im Team der Highschool von Fort Carson wurde Davis zum herausragenden Spieler, der nicht nur als Linebacker und Tight End spielte, sondern auch noch für Kicks und Punts zuständig war. „Da hat die Fußball-Ausbildung in Deutschland geholfen“, sagt er schmunzelnd. Sein damaliger Trainer Mitch Johnson hat ihn laut ran.de einmal als einen der besten Sportler bezeichnet, die je seine Highschool besucht haben – und der muss es wissen, denn er war 37 Jahre lang dort tätig.

Mit solchen Referenzen konnte sich Kevin Davis das College-Team aussuchen. Er entschied sich für die Nähe zur Familie an der Colorado State University in Fort Collins und wurde auch dort zum Leistungsträger. In seinen beiden letzten College-Jahren verzeichnete er jeweils über 100 Tackles und führte damit diese Statistik im Team an.

Das brachte den Halb-Bayreuther in den Fokus der NFL. Als einer von nur zwei Spielern seines Teams bekam er die Einladung zum NFL-Combine, dem Fitness-Test der Profiliga für Neulinge. Dort war er mit seinen Leistungen zwar nicht sehr zufrieden, aber es reichte offensichtlich, um das Interesse der Los Angeles Rams zu wecken.

In Kalifornien steht Kevin Davis nun auf dem Sprungbrett zur NFL-Laufbahn. Doch laut einem Zitat bei ran.de hat er auch schon einen Plan für den Fall, dass der Absprung nicht klappt: „Wenn die Football-Karriere tatsächlich vorbei sein sollte, werde ich zur Feuerwehr gehen. Dieser Entschluss steht schon länger fest.“

Kaum noch Deutsche in der NFL

Kevin Davis kann zu einem deutschen Hoffnungsträger in der NFL werden, denn davon gibt es aktuell nicht mehr viele. Wie Björn Werner (zuletzt Jacksonville Jaguars) und Markus Kuhn (nach vier Jahren bei den New York Giants zuletzt ohne Vertrag) wird wahrscheinlich auch der zweimalige NFL-Meister Sebastian Vollmer nach der Trennung von den New England Patriots seine Laufbahn beenden (auch verletzungsbedingt). Moritz Böhringer muss im Trainingscamp der Minnesota Vikings noch um einen Platz im Kader kämpfen. Sicher erscheinen derzeit nur die Engagements von Mark Nzeocha bei den Dallas Cowboys und Kasim Edebali bei den Denver Broncos.

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