Wie zwei bis dahin unbescholtene junge Männer zu Kriminellen werden konnten, hatten die zwei Verteidiger skizziert. Anwalt Karsten Schieseck, der den jüngeren Angeklagten vertrat, sprach zunächst von der ersten der sieben Todsünden: Die Gier, die vor Jahrhunderten noch geächtet und verpönt gewesen sei, werde heutzutage gesellschaftlich gefeiert - sei es bei riesigen Ablösesummen für Fußballspieler oder bei Boni für Wirtschaftslenker.
So seien die zwei Angeklagten nach dem geplatzten Traum, Profisportler zu werden, als professionelle Pokerspieler erfolgreich gewesen. Sie hätten als junge Männer schon hohe Summen verdient, hätten in Las Vegas an Pokerturnieren teilgenommen, seien bewundert worden. Doch dann gerieten die zwei Angeklagten erst in der Oberpfalz und dann in Tschechien in Spielerkreise, die nicht nur mit Karten, sondern auch mit dem Leben von Drogensüchtigen spielten: An Dealer, die ihre Spielschulden mit Drogen bezahlen wollten.
An Spieler, die ihnen ein profitable Geschäftsmodell zeigten. An Kriminelle, die sie über den Tisch zogen: Das erhoffte Marihuana gab es in Tschechien nur im Koppelgeschäft, also nur bei Abnahme von Crystal. "Von da an ging es bergab", sagte der zweite Verteidiger Wolfgang Schwemmer.
Der "Joker" ist ein Foto
Der Gerichtsvorsitzende Riedelbauch beschrieb das so: "In das Rauschgiftgeschäft einzusteigen, war eine unglückseelige Idee und es war verheerend, dass es zunächst klappte." Das Potenzial der beiden wurde in die falsche Richtung gelenkt." Riedelbauch betonte, es gebe selten einen Fall, der so ungewöhnlich sei: Einerseits außergewöhnlich hohe Mengen, andererseits außergewöhnlich erfolgreiche Aufklärungshilfe. Der "Joker", mit dem der bereits in Unterfuchunghshaft sitzende Dealer aus Tschechien gefasst werden konnte, ist übrigens ein Foto: Es entstand in Cheb am Spieltisch. Mit Hilfe dieses Fotos konnte der Hintermann identifiziert und dingfest gemacht werden.