Guardiola-Abschied schreckt Bayern nicht

Karl-Heinz Rummenigge gibt sich „völlig entspannt“. Der FC Bayern brummt, sportlich und wirtschaftlich. Und nicht einmal die Ungewissheit, ob Trainer Pep Guardiola beim vereinbarten Termin kurz vor Weihnachten  zu einem neuen Vertrag Ja oder Nein sagen wird, versetzt den Vorstandsvorsitzenden in spürbare Unruhe. Weiß Rummenigge womöglich schon mehr?

 
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Vor der Jahreshauptversammlung an diesem Freitag (27.Vovember, 19 Uhr), auf der sich der unangefochtene Branchenführer des deutschen Vereinsfußballs einmal mehr mit Rekordzahlen und wunderbaren Titelperspektiven feiern kann, schreckt Rummenigge selbst die Frage nach einem möglichen Plan B für den Fall eines Guardiola-Abschieds nicht. Rummenigge möchte den am Saisonende auslaufenden Vertrag mit dem 44 Jahre alten Katalanen liebend gerne verlängern, aber der 60-Jährige ist eben auch ein Pragmatiker. „Es geht immer weiter. Es gibt keinen Menschen auf der Welt, der irgendwann nicht zu ersetzen sein muss. Spieler kommen, Spieler gehen. Dasselbe gilt auch für Trainer“, sagte Rummenigge im Vorfeld der Versammlung.

Diskussion bringt keine Unruhe

Das klärende Gespräch zwischen Trainer und Vorstandschef ist nach dem letzten Hinrundenspiel (19. Dezember in Hannover) vereinbart. „Vielleicht ist es gut, dass wir alle etwas Spannung haben. Ich sehe darin keine Problematik“, bemerkte Rummenigge lässig. Trainer, Verein, Mannschaft - beim Rekordmeister gehen alle seriös mit der Königspersonalie um. „Wir haben die Diskussion seit Sommer, und seitdem ist keine Unruhe in den Club gekommen. Ganz im Gegenteil: Ich habe den Eindruck, alle sind noch mehr bemüht, sind noch konzentrierter, um Erfolge zu haben“, erklärte Rummenigge.

Der FC Bayern ist  so gut aufgestellt, dass ihn ein wenig Ungewissheit nicht umwirft. Unabhängig von der Trainerfrage treibt der Vorstand die Zukunftsplanungen bei den Spielern voran. Mit Leistungsträgern wie Jérôme Boateng, Thomas Müller  und David Alaba sollen die bestehenden Verträge über 2020 hinaus ausgedehnt werden. Eine deutliche Botschaft sandte Rummenigge an die finanziell mächtige Konkurrenz in England und Spanien. „Ich bin davon überzeugt, dass kein Spieler den FC Bayern im kommenden Sommer verlassen wird, den wir unbedingt behalten wollen.“

500 Millionen Euro als Schallmauer

Um dieses Versprechen einhalten zu können, braucht der FC Bayern Erfolge, Titel, hohe Einnahmen. In der Saison 2013/14 hatte der Bundesligakrösus beim Umsatz erstmals die Schallmauer von 500 Millionen Euro durchbrochen, der Gewinn betrug 16,5 Millionen. Die Einnahmen sichern die sportliche Qualität, wie Kapitän Philipp Lahm weiß: „Die Grundvoraussetzung ist, dass wir super Spieler haben, der Verein immer nachlegen kann.“

Der von Jahr zu Jahr aufgepeppte Luxuskader hat die Münchner Übermacht in der Bundesliga zementiert. In der Champions League rauschte der zweimalige Titelgewinner ins Achtelfinale. „Im Pokal müssen wir gegen Darmstadt noch weiterkommen, dann war es wieder ein erfolgreiches Jahr“, sagte  Lahm.

TV-Einnahmen sollen steigen

Der Erfolg hat seinen Preis. Die Einnahmen steigen, aber auch die Ausgaben. Sponsoren sind nötig, mit Goodyear kam jetzt ein neuer Partner hinzu. Und Rummenigge pocht auf „eine wesentlich verbesserte Einnahmequelle aus dem TV“. 

Ein wenig Mäßigung mahnt der Vorstandschef an. „Wir werden nicht jedes Jahr einen Rekord nach dem anderen schlagen können“, sagte er. Auch der totale Triumph wie 2013 könne im sportlichen Bereich nicht der einzige Maßstab sein: „Ich wehre mich dagegen, bei Bayern München zu sagen, wir müssen jedes Jahr das Triple holen. Das ist in 115 Jahren, die der FC Bayern jetzt alt ist, einmal gelungen - mit allerhöchstem Aufwand und dem nötigen Glück.“

dpa

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