Gruß aus dem All Feuerkugel über Oberfranken

HEILIGENSTADT/AUGSBURG. Vom spektakulären Meteoritenfall im russischen Chelyabinsk am 15. Februar 2013 hat fast jeder gehört. Und auch von der Feuerkugel am 6. April 2002, die zum Niedergang mehrerer Meteorite hinter dem Schloss Neuschwanstein führte, wissen viele. Dass sich aber auch in der Nacht vom 29./30. Juni 2018 ein ähnlicher (deutlich kleinerer) Meteoritenfall in der Marktgemeinde Heiligenstadt im Landkreis Bamberg ereignet hat, das dürfte vielen Einwohnern dieser Region verborgen geblieben sein.

 
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Wie Dieter Heinlein, Leiter des Feuerkugelnetzes des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mitteilte, überwachen Spezialkameras des Europäischen Feuerkugelnetzes seit über fünfzig Jahren kontinuierlich den Nachthimmel, um die atmosphärischen Bahnen heller Feuerkugeln zu registrieren.

In Tschechien werden solche Kameras von der Akademie der Wissenschaften und in Deutschland vom DLR-Institut für Planetenforschung betrieben.

Am 29./30. Juni 2018 wurde eine knapp sechs Sekunden lange, vollmondhelle Feuerkugel von mehreren professionellen Digitalkameras des tschechischen Kameranetzwerks fotografiert, und zwar um 03:34:21-27 MESZ.

Zudem meldeten sich im Zentrum des DLR-Feuerkugelnetzes in Berlin mehr als ein Dutzend Augenzeugen, welche die Leuchtspur am Himmel in den frühen Morgenstunden des 30. Juni beobachtet hatten.

Nach den Berechnungen von Pavel Spurny, Ondřejov, Tschechische Republik, drang ein ca. 16 Kilogramm schwerer Meteoroid unter recht steilem Winkel mit einer Geschwindigkeit von 67.000 Kilometern pro Stunde in die Erdatmosphäre ein.

Dabei erzeugte er eine Feuerkugelspur, die in 85 Kilometern Höhe begann und in einer Endhöhe von 32 Kilometern verlosch. Der kosmische Körper verlor auf der 90 Kilometer langen Leuchtbahn einen Großteil seiner Masse.

Aber ein etwa 50 Gramm schweres Hauptstück (so groß wie ein Tischtennisball) und evtl. kleinere Fragmente könnten den Erdboden erreicht haben.

Diese Meteoritenbruchstücke wurden in den tieferen Luftschichten stark abgebremst und von Stratosphärenwinden verweht, sodass sie letztlich mit etwa 150 Kilometern pro Stunde in der Umgebung des Marktes Heiligenstadt auf der Erde aufschlugen.

Das berechnete Streufeld, in dem die Meteorite vom 29./30. Juni 2018 gelandet sind, befindet sich zwischen Heiligenstadt und den Ortschaften Volksmannsreuth und Veilbronn.

Wie erkennt man frisch gefallene Meteorite?

Kennzeichen für frische Meteorite: Eine besonders hohe Dichte (sie sind schwerer als irdische Steine gleicher Größe); sie sind von einer mattschwarzen, dünnen Schmelzkruste umgeben, an Bruchflächen ist oft das hellgraue Innere des Meteoriten zu sehen.

Kostenlose Begutachtung von Fundstücken

Wer in der Umgebung von Heiligenstadt einen auffälligen Stein findet (oder gar irgendwelche Schäden entdeckt, die der kleine Meteorit erzeugt hat), möge ihn bitte vorsichtig behandeln und von Meteoriten-Spezialisten des DLR-Feuerkugelnetzes begutachten lassen.

Diese Untersuchung ist kostenlos, und die Besitzrechte des glücklichen Finders werden natürlich respektiert.

Für eine „vorsichtige Behandlung“ wäre es wichtig, den Himmelsstein nicht mit den Händen anzufassen (besser mit Handschuhen oder einer sauberen Plastikfolie), damit der Meteorit nicht kontaminiert wird.

Auch sollte das wissenschaftlich sehr wertvolle Fundstück bitte nicht mit einem starken Magneten in Kontakt gebracht werden, weil danach bestimmte physikalische Messungen nicht mehr sinnvoll durchgeführt werden können.


Info: Wer ein Meteoriten-verdächtiges Fundstück entdeckt hat, sollte dieses bitte direkt an der Fundstelle fotografieren, den Fundort markieren und die Fotos an folgende Adresse senden:

dieter.heinlein@meteoros.de

Kontaktadresse zur Begutachtung von Fundstücken:

Dieter Heinlein

Lilienstraße 3

86156 Augsburg

Technischer Leiter des DLR-Feuerkugelnetzes www.dlr.de/feuerkugelnetz

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