«Misstrauen an der richtigen Stelle»
In der Tat rufen die Filme oft leichten Grusel hervor, allerdings, nicht, weil sie ungefilterte Gewalt zeigen würden. Unheimlich sind sie, weil die Straftaten real sind, vorgetragen von Ermittlern, für die die Tätersuche via Fernsehen mitunter die letzte Hoffnung auf eine Klärung des Falles ist. «Du kannst nicht sagen, das hat sich ein kreativer Drehbuchautor ausgedacht. Nein, es ist wirklich passiert», erklärt Rudi Cerne, der den TV-Klassiker seit 2002 moderiert. Schon als Kind habe ihn das beschäftigt. «Ich dachte immer, der Täter wird schon irgendwann zu kriegen sein», erinnert er sich. «Dann war es schon ein Stück weit unheimlich: Wieso bringen die das nicht zu Ende, wieso wird er nicht gefasst?»
Heute sind es vor allem die emotionalen Momente, die dem früheren Eiskunstläufer nahegehen, etwa als die achtjährige Levke aus Cuxhaven 2004 entführt und ermordet wurde. «Immer, wenn Kinder Opfer von Verbrechen werden - das fällt mir schwer», gibt Cerne, der selbst Vater ist, zu. «Sie haben nie eine Chance gegen große, starke Erwachsene anzukommen, von denen sie perfide hinters Licht geführt und getötet oder missbraucht werden.» Ängstlicher sei er durch diese Erfahrungen nicht geworden. «Ich bin nicht ängstlich, ich bin auch nicht misstrauisch, ich bin einfach vorsichtig. Misstrauen an der richtigen Stelle, darauf kommt es an.»
1853 Fälle gelöst
Zum Jubiläum geht es bei «Aktenzeichen XY... ungelöst» wie gewohnt weiter. Am 25. Oktober um 20.15 Uhr läuft die nächste Folge im ZDF, wie stets gesendet vom Gelände der Bavaria Film im Münchner Vorort Grünwald. Es soll um Blitzeinbrecher und einen Bankraub gehen, außerdem um einen Elektriker, der in Österreich erschossen wurde. Um 21.45 Uhr folgt eine Dokumentation, auch mit alten Aufnahmen des 2009 verstorbenen Zimmermann alias «Ganoven-Ede». Drei Wochen später am 15. November um 20.15 Uhr dann eine Spezialausgabe: «Aktenzeichen XY... gelöst».
1853 Fälle wurden von 1967 bis Ende Juli 2017 geklärt und 2319 Täter festgenommen. Eine gute Bilanz und vielleicht mit ein Grund, warum Cerne noch Optimist ist. Er habe den Glauben an das Gute im Menschen nicht verloren, gestand er der Deutschen Presse-Agentur. «Ich sage nicht, an jeder Ecke lauern das Verbrechen und der Horror».