Grüner Strom vom Dach Klimaschützer gründen Energiegenossenschaft

Viele Dächer in Bayreuth Stadt und Land mit Photovoltaikanlagen zu bestücken, haben sich die Gründer einer Energiegenossenschaft zum Ziel gesetzt. Foto: red

Mit der Gründung einer Energiegenossenschaft wollen Klimaschützer in der Stadt Bayreuth den Aufbau von Photovoltaikanlagen forcieren.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Bayreuth - Noch steht ein i.G., Abkürzung für „in Gründung“, hinter dem Namen, doch noch in diesem Jahr soll die Bayreuther Technologie- und Energiegenossenschaft, kurz Bayteg, an den Start gehen. Ihr Ziel: erneuerbare Energien in Bayreuth auszubauen und Energieeffizienz zu fördern in einer partnerschaftlichen Gemeinschaft .

Gut Ding will Weile haben

Mehr als diese Information findet sich noch nicht auf der Homepage der Energiegenossenschaft in Gründung. Doch: Gut Ding will Weile haben, das gilt auch die Gründung einer Genossenschaft. Schließlich ist noch nicht einmal ein Jahr vergangen, als der Vortrag eines Vertreters der Energiegenossenschaft Pfaffenhofen bei der Frühjahrstagung des Forums 1.5 , einer Plattform für alle Menschen, die sich in Bayreuth und der Region Oberfranken für eine klimagerechte Zukunft einsetzen, den Anstoß gab. Im Anschluss fand sich ein siebenköpfiger Interessentenkreis zusammen, um die Gründung einer Energiegenossenschaft zu diskutieren und in die Wege zu leiten.

Im Klimaschutz aktiv

Primär gehe es den zukünftige Energiegenossen um den Ausbau von Photovoltaik auf den Dächern der Gebäude in Bayreuth Stadt und Land, sagt Gesa Thomas, die dem Gründungskreis ebenso angehört wie Ulf Boderius und fünf weitere Privatpersonen. Mit dem Thema Klimaschutz sind beide tagtäglich beschäftigt: Thomas als eine von zwei Klimaschutzmanagerinnen der Stadt Bayreuth, Boderius als Vorsitzender des Stadtverbandes der Grünen. Das Portfolio könne aber auch, sobald die Energiegenossenschaft sich etabliert hat und über viele Mitglieder verfügt, erweitert werden um die Bereiche Wärmeversorgung, E-Mobilität und Windkraft.

2,75 Quadratkilometer Dachfläche

In der Stadt stünden, wie das Dachkataster des Klimaschutzmanagements des Landkreises aufweist, Dachflächen in einer Größenordnung von rund 2,75 Quadratkilometer zur Verfügung, die mit Photovoltaikanlagen bestückt werden können, sagt Thomas. Nicht alle seien jedoch geeignet, da unter anderem Statik und Denkmalschutz, aber auch die Dachgröße die Nutzung unterbinden. Nichtsdestotrotz stehen ausreichend Dachflächen zur Verfügung. Ziel der Genossenschaft soll sein, möglichst viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu gewinnen, die Anteile der Genossenschaft erwerben. Mit den Einlagen wiederum sollen Dachflächen gepachtet und mit Photovoltaikanlagen versehen werden. Die Genossenschaft sei offen für alle, sagt Boderius, auch für Menschen, die sich trotz kleinen Geldbeutels für den Klimaschutz engagieren wollen. Zwischen 100 und 120 Euro soll ein Genossenschaftsanteil kosten. Die genaue Höhe werde jedoch erst noch festgelegt. Klar ist aber schon heute, dass alle Beschlüsse, wie in einer Genossenschaft üblich, basisdemokratisch entschieden werden. Soll heißen: Auch wer mehrere Anteile erwirbt und damit höhere Einlagen tätigt, hat wie jeder andere in der Mitgliederversammlung nur eine Stimme.

Wertvoller Beitrag

Die Energiegenossenschaft hat jedoch nicht nur bestehende Dachflächen im Visier. Auch bei zukünftigen Bauprojekten hofft man, sich engagieren zu können, sagt Boderius. Und nennt als Beispiel das Wohnbauprojekt Neue Mitte Kreuz. Wer auch immer die Wohngebäude errichten werde, habe die Möglichkeit, die Dachflächen an die Genossenschaft zu verpachten und somit einen wertvollen Beitrag zu leisten, dass grüner Strom nicht nur in Bayreuth produziert, sondern auch vor Ort verbraucht werden kann. Im Auge haben Thomas, Boderius und Co aber auch die Dächer von Privathäusern, deren Eigentümer die Investitionen scheuen oder sich nicht leisten können und von Sport- und Tennishallen. Von dem dort produzierten Strom könnten auch Nachbarn profitieren, sagt Boderius. Ideen, wie der grüne Strom zu den Verbrauchern gelangt, gibt es viele. Zum Beispiel durch den Bau von E-Tankstellen im Umfeld der Anlagen.

Jetzt gilt es für die Gründer aber zuallererst, die Genossenschaft rechtlich auf die Beine zu stellen. Kein unkomplizierter Weg, der vom bayerischen Genossenschaftsverband fachlich begleitet wird. Bis zum Sommer, so Thomas, soll die Gründung weitgehend abgeschlossen sein. Dann heißt es, Mitglieder werben, die sich vielleicht auch im Vorstand und im Aufsichtsrat engagieren oder sich einfach nur finanziell beteiligen möchten.

Info: Wer Kontakt aufnehmen will mit der Gründerinitiave der Energiegenossenschaft Bayteg, kann dies durch E-Mail an info@BayTeg.de.

Das sagt der Klimaschutzmanager:

Rund 153.000 Dächer gibt es in der Stadt Bayreuth und in den Gemeinden des Landkreises, haben Bernd Rothammel, Klimaschutzmanager des Landratsamtes, und seine Mitarbeiter mit dem Solarrechner errechnet. Mehr als die Hälfte der Dachflächen seien wirtschaftlich geeignet, sagt Rothammel. Die Flächen der Dächer, die geeignet sind für Photovoltaik, summieren sich auf rund 7,9 Millionen Quadratmeter, was einer Größe von 1500 Fußballfeldern entspricht. Würden alle geeigneten Flächen zur Stromerzeugung genutzt und rechne man noch die bereits existierenden Photovoltaikanlagen, Biomasseanlagen und Windkraftanlagen hinzu, würde genug Strom erzeugt, um Stadt und Landkreis Bayreuth ausreichend versorgen zu können, sagt der Klimaschutzmanager.

Autor

Bilder