Großer Andrang trotz Regenschauer Bayreuther Lernfest begeistert Kinder und Erwachsene

Von Sarah Bernhard
An mehr als 40 Stationen und Ständen konnten die Besucher des ersten Bayreuther Lernfests am Samstag rund um RW 21 und evangelisches Bildungswerk Wissen entdecken statt es zu pauken. Foto: Mularczyk Foto: red

Roboter, Riesen-Sudokus und ein geheimnisvoller Schatz: Beim ersten Bayreuther Lernfest, das von der VHS, der Stadtbibliothek und dem evangelischen Bildungswerk organisiert wurde, war für jeden etwas dabei. Besser als Schule, sagen die Kinder. Aber auch Eltern und Großeltern konnten etwas dazulernen.

 
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Eine Bauanleitung braucht Karin (7) nicht. Sie fädelt ein Zahnrad auf eine Radachse, schiebt die Achse durch zwei Halterungen, steckt zwei gelbe Räder darauf. „Ich hab‘ doch ein fertiges Auto vor mir stehen, da sehe ich ja, wie es aussehen muss“, sagt sie. Sie sitzt am Tisch des VDIni-Clubs, dem Ableger des Vereins Deutscher Ingenieure für Kinder, und schraubt an einem solarbetriebenen Auto. Besser als Schule? Karin guckt, als ob die Frage völlig blöde war. „In der Schule muss ich lernen. Hier ist es aufregend“, sagt sie dann.

Und bestätigt damit Jürgen Wolff vom evangelischen Bildungswerk, dass er und seine Kollegen von der VHS und der Stadtbibliothek alles richtig gemacht haben. „Wir wollten zeigen, dass Lernen nicht nur pauken ist. Und ich denke, das ist uns gelungen.“

Auch der Andrang beim ersten Bayreuther Lernfest, das in diesem Jahr zum ersten Mal zusammen mit dem inklusiven Theaterfestival „Wundersam anderes“ stattfand, gibt ihm Recht: Eine ältere Frau übt in der Sonne jonglieren, ein kleiner Junge versucht sich an einem riesigen Stoff-Sudoku, bei dem blaue Eulen, rote Herzen und orangefarbene Blüten so auf ein Raster geklettet werden müssen, dass sie nicht doppeln und im Garten des Bildungswerks entsteht eine Brücke, die ganz ohne Schrauben auskommt.  Dazwischen tauchen immer wieder Kinder mit Schatzkarten auf, die sich suchend umschauen.

Eine von ihnen ist Carolin Beer. „Man muss an jeder Station ein kleines Bildchen suchen“, sagt die Siebenjährige. Aus bestimmten Buchstaben der Wörter, die darauf zu sehen sind, ergibt sich das Lösungswort, das die Kinder zu einem Schatz führt. Auf dem kleinen Bildchen vor der Richard-Wagner-Apotheke etwa ist ein Fisch zu sehen. Doch das erkennt man nicht, denn davor steht ein ahnungsloser Passant. Also eilt der Apotheker zur Hilfe. „Schon ganz heiß, aber da steht ja dieser riesige Erwachsene“, sagt er laut. Der versteht und tritt zur Seite.

Conny Beer, Carolins Mutter, schwärmt währenddessen vom Gespräch mit der Interessengemeinschaft Gemeinwohlökonomie. Von der Idee, eine neue Wirtschaftsform einzuführen, die das Gemeinwohl über Gewinninteressen stellt, hatte sie noch nie gehört.  Nicht nur Kinder, auch Erwachsene sollen beim Fest Spaß haben, hatte Jürgen Wolff vorher als Ziel ausgegeben. Bei Conny Beer ist der Plan aufgegangen.

Und auch Hermann Mattes (67) ist begeistert. Es sei sein zweiter Rundgang übers Gelände, „hier gibt’s auch für Opas noch was zu lernen“. Er steht neben einem Apparat, der aussieht wie ein Bierkasten und hält einen blauen Rollgabelschlüssel hoch. „Der ist ausgedruckt“, sagt er und zeigt auf den kastenförmigen 3-D-Drucker, neben dem auch verdrehte Legosteine, eine Blumenvase und verschiedene Monsterköpfe stehen.

Der Andrang hier ist besonders groß, tatsächlich sind alle Altersschichten gleichermaßen vertreten. „Die Leute sehen, dass sich was bewegt und kommen schauen“, sagt Arnulf Daum vom Fablab Bayreuth, das den Drucker mitgebracht hat. Sein Stand liegt direkt an der Richard-Wagner-Straße, auch Passanten bleiben stehen und beobachten, wie ein neues Teil entsteht. „Eigentlich ist der Druckvorgang unspektakulär, aber wenn man daneben steht, ist es doch toll“, sagt Daum.

Mit der Resonanz ist er deshalb sehr zufrieden, genauso wie Veranstalter Jürgen Wolff vom evangelischen Bildungswerk. „Wir haben gut zusammengearbeitet, wir können mit der Resonanz zufrieden sein – das ist sehr ermutigend für zukünftige Aktivitäten.“

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