Gratis-Parkplätze locken Kunden

Von Norbert Heimbeck
Gemeinschaftsaktionen der Einzelhändler wie ein verkaufsoffener Sonntag nützen den Unternehmen vor allem dann, wenn alle mitmachen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Verdrängen Onlinegeschäfte den klassischen Einzelhandel? Falls ja, können verkaufsoffene Sonntage oder Midnight-Shopping Kunden in die Geschäfte zurückbringen? Beim Tag des oberfränkischen Handels am Donnerstag gibt es Antwort auf diese Fragen. Die wichtigsten Ergebnisse einer aktuellen Studie zu dem Thema werden bei einer Tagung des Handelsverbands in Bayreuth erstmals vorgestellt.

 
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Verkaufsoffene Sonntage und Aktionen wie das Midnight-Shopping gibt es auch in Bayreuth. Am 6. November öffnen die Geschäfte in der Innenstadt anlässlich des Martinimarktes von 13 bis 19 Uhr. Einen Monat später, am 3. Dezember, haben die Geschäfte sogar bis Mitternacht geöffnet: Mit Feuershows, Akrobatik, Nikolausumzug und Feuerwerk ist für Unterhaltung auch außerhalb der Geschäfte gesorgt. Hinter solchen Gemeinschaftsaktionen des Handels steckt oft ein hoher personeller und finanzieller Aufwand. Christian Hörmann von der Cima Beratung & Management GmbH in München berichtet über die Studie.

Der Onlineumsatz im Einzelhandel ist von 2010 bis 2015 von 24 auf 44 Milliarden Euro gestiegen. Der stationäre Handel hat im selben Zeitraum von 403 auf 423 Miliarden zugelegt. Bis 2020, so prognostiziert es Hörmanns Studie wird sich das Onlinegeschäft auf 112 Milliarden erhöhen, die traditionelle Konkurrenz wird dagegen auf unter 400 Milliarden Euro sinken. Die Verschiebung hin zum Onlinegeschäft wird sich wohl verstärken, heißt es in der Studie. Hörmann: „Es geht nicht um die Frage, ob wir die digitale Transformation gut der schlecht finden. Es geht lediglich darum, wie wir damit umgehen.“

Die Studie hat die Wirkung von Gemeinschaftsaktionen der Einzelhändler in 221 bayerischen Kommunen untersucht. Die fünf besten Aktionen sind demnach:
1. Verkaufsoffene Sonntage,
2. lange Einkaufsnächte,
3. Weihnachtsmärkte,
4. City-Schecks (Gutscheine)
und 5. Markttage.
Die traditionellen Schlussverkäufe sind abgeschlagen auf dem letzten Platz gelandet.

Laut Hörmanns Untersuchung sind verkaufsoffene Sonntage am besten geeignet, Umsatzsteigerungen herbeizuführen. 73 Prozent der Befragten schätzen das Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen positiv ein. Was auffällt: In kleinen Städten gewinnen die Händler durch die Sonntagsöffnung deutlich mehr als in großen Orten. Der Erfolg ist umso größer, wenn sich möglichst viele Betriebe beteiligen und man sich auf gemeinsame Öffnungszeiten einigen kann.Als Best Practice-Beispiel nennt die Studie den verkaufsoffenen Sonntag in Ansbach.

Eine lange Einkaufsnacht (Platz zwei der besten Aktionen) unterstützt laut der Studie vor allem das Ziel, die Stadtbekanntheit zu fördern. In kleineren Orten verbessert eine solche Aktion in erster Linie das „Wir-Gefühl“, in Städten über 20.000 Einwohner wird der Bekanntheitsgrad gesteigert. Nach dem in Bayern geltenden Ladenschlussgesetz darf eine solche Aktion nur einmal im Jahr durchgeführt werden. Und dabei muss ein kultureller Ansatz im Vordergrund stehen, nicht der Aufruf zum Einkaufen.

Der Erfolg solcher Aktionen hängt laut Hörmann nicht nur vom gemeinsamen Vorgehen der Händler ab: „Politische Legitimation und politischer Wille für verkaufsoffene Sonntag und lange Einkaufsnächte sind unabdingbar.“ Soll heißen: Ohne Unterstützung durch die Kommune - etwa durch das Angebot kostenloser Parkmöglichkeiten - tut sich der stationäre Handel schwer, solche Aktionen zum Erfolg zu machen.

Info: Der Handelsverband Bayern tagt am Donnerstag von 13.30 Uhr bis 20 Uhr in Bayreuth. Themen: Tipps von Sabine Köppel zum Arbeitszeugnis, die Vorstellung der Studienergebnisse durch Christian Hörmann und ein Vortrag über „Die junge Generation als Treiber des Kulturwandels im Handel“ von Steffi Burkhart.

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