Gestaltungsrichtlinie soll stilistische Vielfalt eindämmen Bad Berneck: Kritik am Kurpark

Von Ulrike Sommerer

Bürgermeister Jürgen Zinnert ist kein cholerischer Mensch. Selbst wenn er sich aufregt, bleibt es ruhig im Sitzungssaal des Rathauses. Doch in seiner Stimme liegt Ärger. "Ich halte das, was hier gemacht wurde, für absolut toll", verteidigt er die Mitarbeiter des städtischen Bauhofes und ein bisschen auch sich selbst. Ist doch der erste Bürgermeister, also er, für den Kurpark zuständig, währenddessen der zweite Bürgermeister, Alexander Popp, den dendrologischen Garten unter sich hat. Um den Kurpark geht es in dieser Sitzung. Sandra Schiffel von den Freien Wählern hatte nämlich kritisiert, wie es dort aussieht.

 
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Ein Englischer Park am Entenweiher. Ein Ziegenstall in moderner Architektur, dazu ein historischer Kiosk. Das alles passe doch nicht zusammen, hatte Sandra Schiffel schon einmal moniert. Man müsse doch wissen, wo man hin wolle. Und so, wie der Kurpark aussehe, könne man keinen roten Faden erkennen. Deshalb stellt sie für die Freien Wähler nun einen Antrag: Bad Berneck braucht Gestaltungsrichtlinien für Kurpark und Schlossberg. Über jede Garage, die irgendjemand in der Stadt baue, würde der Stadtrat diskutieren. Und solche Dinge, die das Stadtbild prägen, würden einfach ohne jegliche Absprache gemacht, heißt es in dem Antrag. Das Argument, dass ja jetzt im Kurpark keine größere Maßnahme mehr anstehe, lässt sie nicht gelten. "Es geht um jede Parkbank und jedes Schild."

Vor einigen Jahren schon hatte der Leiter der Tourismusinformation, Gerald Jung, ein Konzept für den Kurpark erstellt, erinnerte Zinnert. Zusammen würde das rund drei Millionen Euro kosten. "Unvorstellbar" sei das für eine Stadt, die ohnehin kein Geld habe. Doch Kosmetik hatte der Kurpark nötig, zumal man ja Außenstelle der Landesgartenschau sei. Also packte der Bauhof an. Die Mitarbeiter dichteten das Kneippbecken ab, bauten den Ziegenstall neu, baggerten den Entenweiher aus, reparierten den Brunnen und den Kiosk. Laut Zinnert sparte das der Stadt einen hohen sechsstelligen Betrag. Von den Bürgern höre er, dass sie froh wären, dass überhaupt etwas getan wurde, im Kurpark.

Jetzt einen Katalog mit Gestaltungsrichtlinien zu erstellen, halte Zinnert für "absolut überflüssig", was man dafür bezahlen müsse sei "'nausgeworfenes Geld". Geld, das man in Bad Berneck viel sinnvoller einsetzen könnte. Für die Wiederbelebung der Oberstadt zum Beispiel. Oder eine Aufwertung der Blumenau. Oder die Ausweisung eines neuen Baugebietes.

Schützenhilfe bekommt Zinnert von Richard Schneider (SPD): "Dass es im Kurpark ein Wildwuchs sei, weise ich scharf zurück. Ein Ziegenhäuschen ist halt etwas anderes, als ein Kiosk."

Sandra Schiffel gehe es nicht um Geschmacksfragen. Über Geschmack könne man ja trefflich streiten. Aber eine Beurteilung von Baustilen habe nichts mit Geschmack zu tun. Ihr geht es um ein einheitliches Bild, mit dem sich Bad Berneck präsentiere. Sie wirft Bürgermeister Zinnert vor, sich nicht für den Kurpark zu interessieren, der Verwaltung, dass sie nicht zielorientiert arbeite.

Der Vorwurf der Ignoranz bringt Zinnert dann richtig auf die Palme. Sein Ton wird scharf. Natürlich interessiere ihn der Kurpark, aber es gebe eben Dringenderes in der Stadt, und in Ordnung sei der Kurpark jetzt ja schließlich - dank des Bauhofs.

Mit sechs zu fünf Stimmen beschließt der Stadtrat am Ende, Gestaltungsrichtlinien für Kurpark und Schlosspark zu erarbeiten. Darum kümmern soll sich der Stadtentwicklungsausschuss zusammen mit Mitarbeitern der Verwaltung.

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