Inszeniert wurde die aufgedrehte, teilweise aufregende Therapie von Shootingstar Ersan Mondtag. Vier Schauspieler auf der Bühne des Wiener Volkstheaters stammen aus dem Ensemble des Maxim-Gorki-Theaters Berlin. Der 32-jährige Mondtag ist dafür bekannt, dass er gerne Theater und Musik miteinander verbindet - so macht er es auch im "Hass-Triptychon". Das Bühnenbild besteht aus Bildern kaputter Hausfassaden und einem trostlosen Containerbau als Mehrparteienhaus. Auf der Bühne und im Zuschauerraum stehen zudem unübersehbar vier knallrote Strommasten. Dass die Stadt direkt am Autobahnzubringer liegt, betonen Autolärm und permanenter Smog.
Bei den Wiener Festwochen (10. Mai bis 16. Juni), bei denen dieses Jahr erstmals Christophe Slagmuylder die Intendanz inne hat, ist das drastische aber bisweilen wenig lösungsorientierte Stück noch zweimal zu sehen. Sibylle Berg wählt wie so oft in ihren Werke eine radikale Herangehensweise, die beim Uraufführungs-Publikum gut ankam. Der verdiente Applaus war ihr und den sehr liebenswürdigen Schauspielern verdientermaßen sicher.
Denn das Stück schafft, dass sich hier jeder hinterfragen muss. Die wichtigste Frage: Wer gehört überhaupt zu den normalen Menschen? Die Normalos auf der Bühne kommen betrübt daher, mehr wie große Verlierer, Menschen, die aufgrund ihrer Probleme am vermeintlichen Rand der Gesellschaft stehen. Doch es handelt sich um gut ausgebildete, studierte Fachkräfte, die es nicht geschafft haben, 40 Berufsjahre lang auf der Sonnenseite des Lebens spazieren zu gehen. Ganz normal eben.
Hier, so behauptet es der Hassmaster, entsteht der Hass, der in seinen verschiedenen Ausprägungen eine immer größere Rolle in unserer Gesellschaft spielt. Doch müssen wir uns dem ergeben?