Auch wenn er erst 19 ist und die Aura eines Golden Retrievers verströmt, könnte man noch den "Heartstopper"-Schauspieler Kit Connor nennen. Der junge Brite schien sich zuletzt einen Bodybuilder-Körper anzutrainieren. In Deutschland passt vielleicht der 27 Jahre alte Musiker und Schauspieler Emilio Sakraya ("Rheingold", "60 Minuten") in die Schublade.
Das Online-Frauenmagazin "Bustle" schrieb in Bezug auf Schauspieler Paul Mescal, dass er "seine massigen Oberschenkel mit einer tiefen Wertschätzung für traurige Mädchenmusik verbindet". Der "Guardian" fügte noch hinzu, dass es natürlich einfacher sei, seine sogenannte weibliche Seite zur Schau zu stellen, wenn man jeden plattmachen könne, der etwas dagegen habe. Früher sahen Männer, denen man ein sensibles Image zuschrieb – man denke etwa an Filmstar Timothée Chalamet - anders aus.
Wandel der Männlichkeit
Der Männlichkeitsforscher Toni Tholen von der Universität Hildesheim sagt, Männlichkeit stehe heute in vielfältiger Hinsicht zur Verhandlung: gesellschaftlich, individuell und partnerschaftlich. "Gesellschaftlich und kulturell betrachtet artikuliert sich auch im Phänomen "Soft Jocks" das, was in der Männlichkeitsforschung als "hybride Männlichkeit" bezeichnet wird. Gemeint ist damit, dass in die männliche Identitätsperformance auch "weiblich" konnotierte Aspekte wie Emotionalität, Weichheit und Offenheit, auch Sensibilität und Verletzlichkeit selektiv integriert werden."
Dadurch, so Tholen, ändere sich aber nichts an der strukturellen Dominanz von Männlichkeit. Die soziokulturelle Privilegierung von Männern werde womöglich sogar nur verschleiert. Oft lösten sich auch angeblich weiche Männer nicht wirklich von traditionellen, "bisweilen toxisch wirkenden Zuschreibungen wie Stärke, Leistungsoptimierung, Durchsetzungsmentalität und Superman-Image".
Tholen betont, dass das Phänomen auch ein Indiz für den gegenwärtigen Zwiespalt im westlichen Diskurs über Männlichkeit sein könne. "Die einen wollen unbedingt an der Vorstellung einer traditionellen, starken und überlegenen Männlichkeit festhalten beziehungsweise dahin zurückkehren, die anderen wollen eine alternative Männlichkeit, die ohne Dominanzstreben und Muskelpakete auskommt. Eine Männlichkeit, die offen, zugewandt, fürsorglich und sensibel ist. Dieser Zwiespalt wird oft auch direkt in einzelnen Männern und auch in Frauen ausagiert."