Ernsthafte Folgen möglich
Auch wenn vielleicht ein nur kurzlebiges Verhältnis auf diese Weise beendet wird, hinterlässt die Stille Folgen für künftige Beziehungen. "Die Betroffenen klagen häufig, dass es ihnen danach immer schwerer fiel, neuen Kontakten zu vertrauen", sagt Hegmann. Und mehr: "Ich habe Klienten, die berichten von schweren Symptomen: Gewichtsverlust, Schwindel, körperliche Schmerzen, Appetit- und Schlaflosigkeit."
Daher ist das Phänomen in den Fokus von Gesundheitsangeboten gerückt: Krankenkassen informieren online darüber, auch Podcasts und Profile in den sozialen Medien widmen sich dem Thema. Dadurch wird klar: Es ist ein Irrglaube, dass man der anderen Person Schmerzen erspart, wenn man sich rar macht. "Es ist andersherum: Man knabbert an einem Ghosting viel mehr als an klaren Ansagen", sagt Psychologin Wermann.
Spurlos verschwinden ganz einfach
Klar, Ghosting klingt wegen des englischen Namens wie ein neues Phänomen. Die Dynamik dahinter ist jedoch altbekannt. Früher nannte man es einfach "jemanden sitzen lassen" oder "Zigaretten holen".
Es gibt nur einen Unterschied: "Nie zuvor war es so leicht, Kontakte mit anderen Menschen zu knüpfen", so Hegmann. Das Internet ermögliche es, auf zahlreichen Apps Menschen kennenzulernen, denen man sonst nie begegnet wäre. Genauso schnell kann man auch spurlos verschwinden. Das wäre anders, wenn es eine Art der sozialen Kontrolle gäbe, weil man den Menschen etwa aus dem erweiterten Freundeskreis kennt. "Aber: Es ist nie das Medium, das ghostet, es sind Menschen, die das tun", betont Hegmann.
"Nachdem ich einmal geghostet wurde, hat sich mein Blick verändert", sagt die Ghosting-Expertin Wermann. "Ich würde jetzt immer schreiben: "Es tut mir leid, für mich passt es nicht." Ich denke, dass eine klare Ansage immer besser ist." Ihr persönlich habe es auch geholfen, daran zu glauben, dass sie diese Erfahrung in Zukunft vielleicht verstehen werde. "Und man währenddessen versucht, sein Leben weiterzuleben, und den eigenen Fokus aufs Positive lenkt."