Über die Gestaltung hatten sich die Künstler nach eigenen Angaben viele Gedanken gemacht. Auf der Sitzfläche prangt das bayerische Wappen, die Vorderseite der Lehne ziert der Umriss des Freistaates Bayern. Das weiß-blaue Rautenmuster ist durchsetzt von den Farben des Regenbogens, ein Zeichen für Inklusion und Miteinander, ganz nach der bayerischen Philosophie „Leben und leben lassen“ und im Sinne des Mittendrin.
Auf der Rückseite wird der Privatmensch Markus Söder porträtiert, der erst beim Umrunden des Stuhles zum Vorschein kommt. Nämlich mit einer Sammlung der schönsten Faschingskostüme – Söder verkleidet sich bekanntlich mit Vergnügen für den Frankenfasching in Veitshöchheim – , die Vorliebe des Ministerpräsidenten für den 1. FC Nürnberg und für Tassen mit markigen Sprüchen sowie Szenen aus Kindheit und Jugend.
„ Das Logo der Stadt Kemnath darf als Herkunftsnachweis nicht fehlen“, heißt es in der Mitteilung der Stadt. Wie alle Stühle hat auch dieser ein Paar „Schuhe“ erhalten, passend in weiß-blau. Leichtes Bedauern habe bei den Künstlern geherrscht, „weil das aktuelle Faschingskostüm Söders, der Stammesvater, nicht mehr aufgenommen werden konnte“. Die Gestaltung des Stuhles habe drei Nachmittage in Anspruch genommen. Oben drauf kämen dann noch insgesamt sieben Lackschichten, die trocknen müssten. Die Zeit sei also zu knapp gewesen.
Ein Lichtschwert durfte nicht fehlen
Der Lösungsvorschlag von Jessika Wöhrl-Neuber: ein Stuhl-Abo mit regelmäßigen Aktualisierungen. Der Stuhl war nach der Mitteilung nicht das einzige Geschenk, das die oberpfälzisch-fränkische Delegation im Gepäck hatte. Der bekennende Star-Wars-Fan Söder bekam außerdem ein Lichtschwert, eine Tasse und einen Regenschirm, gestaltet mit Kemnather Motiven. Mittendrin-Mitarbeiterin Deborah Bregler habe zudem dem Ministerpräsidenten den Faschingsorden des WCV Waldeck verliehen.
Bei allem Spaß stecke aber hinter dem Projekt ein durchaus ernstes Thema: die Inklusion von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. „Diese Menschen stehen oftmals im gesellschaftlichen Abseits“, wie Jessika Wöhrl-Neuber erläutert. „Inklusive“ Angebote wie die Kinder-Kunst ermöglichten ihnen Teilhabe im sozialen und kulturellen Bereich, würden helfen, den Alltag zu strukturieren, Selbstwertgefühl zurückzugewinnen und führten so langfristig auch zu einer psychischen Stabilisierung.
Den Kontakt zu Markus Söder hatte die Mittendrin-Leiterin auf einem Empfang im vergangenen Jahr hergestellt. Auch Kemnaths Bürgermeister Roman Schäffler zeigt sich stolz auf die Leistung der haupt- und ehrenamtlich Engagierten im Kemnather Familienzentrum, das ohne staatliche Förderung von der Stadt betrieben und finanziert werde, betont der Rathauschef. Kemnaths Kinder-Kunst gebe es mittlerweile seit über sieben Jahren. Drei Künstlerinnen und Künstler der Ateliergemeinschaft Rote Katze aus Bayreuth kommen laut der Pressemitteilung regelmäßig ins Familien- und Bürgerzentrum Mittendrin und leiten eine Gruppe Kinder im kreativen Gestalten an. Aus ausrangierten hölzernen Stapelstühlen der Mehrzweckhalle würden dabei individuelle Kunstwerke gestaltet.
In der Staatskanzlei in München habe der Stuhl bereits seinen festen Platz bekommen, so die Stadt Kemnath. Söder habe ihn gleich an Ort und Stelle im eignen Arbeitszimmer belassen.