Geschäftsbericht 2022 HUK bleibt führender Autoversicherer

„Ich freue mich, dass wir trotz widriger Rahmenbedingungen unsere Marktposition behaupten konnten“ – Klaus-Jürgen Heitmann, Sprecher des Vorstands der HUK-Coburg Versicherungsgruppe. Foto: HUK Coburg

Die HUK-Coburg Versicherungsgruppe ist im vergangenen Jahr in nahezu allen Sparten stärker gewachsen als der Markt. Allerdings fällt das Konzernergebnis deutlich geringer aus als in den Jahren zuvor.

 
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„Wir blicken auf ein zufriedenstellendes Geschäftsjahr 2022“, so Klaus-Jürgen Heitmann, Vorstandssprecher der HUK-Coburg Versicherungsgruppe, am Dienstag in München. Trotz eines sprunghaften, unbeständigen Marktumfelds sei der Versicherer mit Stammsitz in Coburg in nahezu allen Sparten marktüberdurchschnittlich gewachsen. Dies gelte auch für das Kraftfahrzeuggeschäft, das von der Entwicklung der Autokonjunktur abhänge. Einmal mehr erweise sich die HUK im 90. Jahr ihres Bestehens „als Versicherer, der entsprechend seiner Philosophie günstigen und bedarfsgerechten Versicherungsschutz anbiete“, heißt es im Geschäftsbericht 2022, der am Dienstag in München vorgestellt wurde.

„Herausforderndes Jahr“

Klaus-Jürgen Heitmann bezeichnete 2022 als herausforderndes Jahr. Nach Pandemie und Flutkatastrophe kam im Februar der Krieg nach Europa zurück. Habe die HUK zu Jahresbeginn noch mit einer leichten wirtschaftlichen Erholung gerechnet, habe sich die Lage kriegsbedingt im Jahresverlauf wieder eingetrübt. „Die Lieferengpässe hielten an, die Industrieproduktion blieb rückläufig, hinzu kamen noch Inflation und ein abrupter Zinsanstieg“, so der Vorstandssprecher.

Er freue sich, „dass wir trotz widriger Rahmenbedingungen unsere Marktposition behaupten konnten“. Im Konzern habe man einen „erfreulichen Bestands- und Beitragszuwachs“ verzeichnet. Die Beiträge seien um 3,5 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro gestiegen, während der Markt ein um 0,7 Prozent gesunkenes Beitragsvolumen verzeichnet habe. Das Konzernergebnis sei mit 384,4 Millionen Euro vor Steuern deutlich geringer als in den Jahren zuvor ausgefallen( 2021: 628,6). Auch nach Steuern mit 146 Millionen (2021: 381,2) falle das Jahresergebnis deutlich geringer aus als üblich.

Drei Faktoren hätten bedingt, dass sich das Ergebnis mehr als halbiert habe: Zum einen hätten sich die Durchschnittsschäden, besonders in der Autoversicherung, verteuert, zum anderen seien Abschreibungen verantwortlich, die die HUK aufgrund des Zinsanstiegs habe vornehmen müssen. Schließlich habe der Versicherer auch 2022 wieder überdurchschnittliche Belastungen durch Elementarschäden, zu denen Sturm, Hagel und Überschwemmung zählen, verzeichnen müssen. Hier habe der Aufwand 250 Millionen Euro betragen. 2021 habe die HUK in diesem Bereich 500 Millionen Euro zahlen müssen, „das heftigste Elementarschadenjahr in unserer Geschichte“, so Heitmann.

Hohes Eigenkapital

Allerdings sei die HUK mit ihrer Eigenkapitalausstattung von 7,5 Milliarden Euro (Vorjahr: 7,3) „sehr gut kapitalisiert“, betonte der Vorstandssprecher. Dies ermögliche dem Unternehmen „weitere Investitionen in die Zukunft“, und es sei gewappnet „für Turbulenzen, die auf uns zukommen könnten“.

In den Haftpflicht-, Unfall- und Sachsparten sei das Neugeschäft weiter nahezu stabil geblieben. Allerdings sei es in der Kraftfahrzeugversicherung zurückgegangen – von 1,4 auf 1,2 Millionen versicherte Fahrzeuge -, was in stark rückläufigen Besitzumschreibungen und nur leicht gestiegenen Neuzulassungen begründet sei. Trotzdem habe der HUK-Konzern seine führende Marktposition in der Autosparte weiter behaupten und seinen Versicherungsbestand um zwei Prozent auf 13,7 Millionen Fahrzeuge steigern können. Mit dazu beigetragen habe die dynamische Entwicklung der HUK24 zum Jahreswechsel. Das ist die nach Unternehmensangaben „besonders preiswerte“ Online-Tochter der HUK-Coburg. Sie weise ein weiterhin hohes Neugeschäft von rund 375 000 (458 000) versicherten Fahrzeugen und ein Bestandswachstum von 4,2 Prozent (8,7) auf 2,9 Millionen versicherte Fahrzeuge auf.

Erfreulich sei die Neugeschäfts- und Bestandsentwicklung der Krankenversicherer im Konzern. Der Monatssollbeitrag sei um 4,1 Prozent auf 156,2 Millionen Euro (Vorjahr: 150,1) gestiegen. Der Bestand an vollversicherten Personen wuchs um rund 1900 (2200) auf mehr als 459 000 Personen an. Die gebuchten Beiträge stiegen um 5,4 Prozent auf knapp 1,86 Milliarden Euro (1,76).

Antwort auf Katastrophe

Neu sei die Wohngebäudeversicherung mit Elementarschutz. Sie stelle sicher, „dass bei schweren Naturkatastrophen künftig keine Kundin und kein Kunde mehr schutzlos ist“, betonte Heitmann. Die Wohngebäudeversicherung sei die Antwort der HUK auf die Flutkatastrophe in Westdeutschland. Zudem habe der Versicherer einen Hilfsfonds gegründet, „nachdem die Überflutungen gezeigt hatten, wie schnell Menschen in existenzielle Not geraten können“, so der Vorstandssprecher. Der Fonds sei zunächst mit zehn Millionen Euro ausgestattet worden und stehe nicht nur Kundinnen und Kunden, sondern allen hilfsbedürftigen Privatpersonen zur Verfügung.

Die Beteiligung der HUK-Coburg an der Werkstattkette „pitstop“ sei ein wichtiger Schritt beim Ausbau des Mobilitätsservices. Damit sei das Autoservice-Netzwerk des Versicherers um rund 300 auf jetzt 450 Werkstätten in über 200 Städten erweitert worden. „Damit sind wir im wachsenden Mobilitätsmarkt noch näher an unsere Kundinnen und Kunden herangerückt“, so Klaus-Jürgen Heitmann.

Er kündigte an, „auch 2023 über den reinen Versicherungsmarkt hinauszudenken“. Digitalisierung bleibe eines der Kernziele des Unternehmens, „um passgenaue Produkte und Services zu entwickeln“. Mit der HUK24 habe man bereits einen erfolgreichen Online-Versicherer. Mit dem Engagement bei neodigital, einem Schaden- und Unfallversicherer, der sich auf die Digitalisierung aller Prozesse konzentriert, werde die HUK branchenübergreifend digitale Kfz-Versicherern versicherungsfremde Services anbieten.

Stabilität kehrt nicht zurück

In seinem Ausblick sagte Klaus-Jürgen Heitmann, „die Stabilität der Vor-Corona-Zeit kommt nicht wieder und die Unsicherheit wird auch das Jahr 2023 prägen“. Zudem würden sich politische Forderungen, den Individualverkehr immer stärker zurückzudrängen, auf das Kerngeschäft der HUK auswirken. „Wir gehen daher langfristig von begrenzten Wachstumsperspektiven aus“, ordnet der Vorstandssprecher die Geschäftsentwicklung insgesamt ein. Für das laufende Jahr erwarte er im Marktvergleich über alle Sparten hinweg gute Entwicklungen.

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