Gericht klärt Haftung für Unfall bei Berg-Revival im Frankenwald Zivilprozess vier Jahre nach Renn-Unglück

Von Sonny Adam
Der rot-weiße Polo war außer Kontrolle geraten und die Zuschauermenge gefahren. Vier Menschen erlitten Verletzungen. Foto: Sonny Adam Foto: red

Der tragische Unfall beim Berg-Revival des MSC-Presseck liegt schon mehr als vier Jahre zurück. Die Strafverfahren sind abgeschlossen, jetzt beginnt die zivilrechtliche Auseinandersetzung. Denn ein sechs Jahre alter Junge, der bei dem Unfall damals sehr schwer verletzt worden war, sitzt seitdem im Rollstuhl und braucht ständige medizinische Versorgung. Ein langwieriger Haftungsprozess zeichnet sich ab - Ausgang ungewiss.

 
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Das Bergrennen des MSC Presseck war jahrelang ein Publikumsmagnet. Männer pilgerten mit ihren Kindern zur Strecke, auch die weiblichen Fans bestaunten die alten Gefährte. Denn es ging ja nicht um Geschwindigkeitsrekorde, sondern darum, alte Autos fahren zu sehen. Und es kam bei der Wertung auf gleichmäßiges Fahren an. Piloten, die konstant mit Tempo 30 gefahren wären, hätten auch siegen können. Doch in der Praxis machten sich die Fahrer einen Spaß daraus, alles zu geben.

Unglück an einem herrlichem Tag

Viele Jahre ging das gut. Wenn das Wetter schön war, war das Bergrennen alljährlich die Großveranstaltung im Kulmbacher Land, die niemand verpassen wollte. Auch 2011 war zunächst alles so, wie es sein sollte: Tausende standen an der Strecke, genossen einen herrlichen Tag. Doch dann passierte das Unglück. Ein weiß-roter VW-Polo raste in eine Zuschauergruppe. Vier Menschen mussten danach ins Krankenhaus, einige andere erlitten einen Schock. Am schwersten verletzt wurde damals ein sechs Jahre alter Junge. Er sitzt seitdem im Rollstuhl und ist auf ständige medizinische Betreuung angewiesen.

Nach dem Unfall gab es ein Strafverfahren, das mehr als zwei Jahre dauerte. Drei Mitglieder des MSC Presseck und ein Mitarbeiter des Landratsamtes Kulmbach, der das Rennen genehmigt hatte, mussten Geldstrafen zahlen.

Freispruch für den Fahrer

„Der Fahrer wurde beim Strafverfahren ohne Geldauflage freigesprochen“, erklärt Joe Krumpholz, der Pressesprecher des MSC Presseck. Tatsächlich war es so, dass sich der Unfall erst nach dem Ziel ereignet hat. Der Polofahrer, ein erfahrener Rennteilnehmer, musste plötzlich abbremsen, weil in der Kurve vor ihm ein langsam fahrendes Fahrzeug aufgetaucht war. Dabei geriet der Polo außer Kontrolle und schlingerte in die Zuschauergruppe. Der Richter im Strafprozess konnte kein Versäumnis de Fahrers ausmachen.

Doch mit dem Abschluss des Strafverfahrens ist noch kein Ende der juristischen Auseinandersetzungen in Sicht. Jetzt hat mit einem Anhörungsverfahren die zivilrechtliche Klärung des Falles begonnen. „Es gab einen Anhörungstermin, weiter sind wir noch nicht“, sagt Joe Krumpholz. Er rechnet damit, dass sich das Verfahren immens in die Länge zieht, denn ein Vergleich ist nicht in Sicht.

Klagen gegen den Freistaat, den ADAC und andere

Vom Gericht sind keine Details zu erfahren, da es sich um einen Zivilprozess handelt. „Die Klagen richten sich gegen den ADAC, den Freistaat Bayern, den Fahrer, den Rennleiter und drei Mitglieder des MSC, die Verantwortung getragen haben“, sagt Krumpholz. Der ADAC habe das Berg-Revival mit ausgerichtet.

„Was dem Kleinen passiert ist, ist furchtbar und jeder im Verein ist betroffen“, sagt Krumpholz. Auch ihm geht der Unfall nahe. „Keiner kann etwas dafür. Aber bei dem Rennen waren elf Leute widerrechtlich in einem abgesperrten Bereich, wo sie hätten nicht sein dürfen“, sagt er deutlich. „Aber es geht jetzt erst einmal um eine Feststellungsklage, ein konkreter Betrag steht noch nicht im Raum“, so Krumpholz weiter. In der ersten Phase der zivilrechtlichen Auseinandersetzung werde geklärt, wer zahlen muss. Dann werden Details wie die Summen geregelt.

Richter regt Vergleich an

Der Hintergrund für die neuerlichen juristischen Auseinandersetzungen sind wohl nicht so sehr Schmerzensgeldforderungen der Eltern. Es geht vor allem um versicherungsrechtliche Belange. Die medizinische Versorgung des Jungen ist teuer. Die Haftpflichtversicherung des MSC Presseck war auf eine Deckungssumme von 1,1 Millionen Euro beziffert. Doch dieser Betrag ist bereits deutlich überschritten. Und die Behandlung dauert an.

„Der Richter hat die Parteien aufgefordert, einen Vergleich zu schließen“, gibt Krumpholz Einblick in das Verfahren. „Aber bei so einem Unfall zahlt auch keine Haftpflicht. Die Autos sind ja nicht einmal zugelassen, sondern werden nur bei den motorsportlichen Veranstaltungen gefahren“, erklärt Krumpholz die Details.

Der MSC Presseck hat übrigens nach dem tragischen Unfall kein Berg-Revival auf der Strecke Stadtsteinach-Presseck mehr durchgeführt.

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