Gericht gibt 30-Jährigem die Wahl: Clean werden oder fünf Jahre absitzen Dealer kriegt seine Therapie-Chance

Von Manfred Scherer
Um seine eigene Drogensucht zu finanzieren, wurde ein 30-jähriger Bayreuther zum Crystal Speed-Dealer. Wenn er die vom Landgericht angeordnete Therapie durchsteht, kann er nach zweieinhalb Jahren frei kommen. Wenn nicht, muss er fünf Jahre absitzen. Foro: dpa/Archiv Foto: red

Seine Hoffnung wurde erfüllt: Ein stark süchtiger Drogendealer darf auf Therapie. Das Landgericht verurteilte den 30-Jährigen am Dienstag wegen Handels mit und Besitzes von Crystal Speed zu fünf Jahren Haft und ordnete gleichzeitig eine zweijährige Entzugsmaßnahme an.

 
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Mit dem Urteil gibt die Strafkammer unter Vorsitz von Michael Eckstein dem vielfach vorbestraften Alex M. die Chance, die er wollte. Der 30-Jährige war, wie berichtet im Februar 2012 verhaftet worden. Er hatte knapp zehn Gramm Crystal Speed bei sich. Das Rauschgift war in mehrere Portionseinheiten verkaufsfertig verpackt und in der Unterhose des Dealers versteckt. Zu Hause hatte er weitere 30 Gramm Crystal versteckt. Alex M. musste zunächst bis Februar 2014 eine zur Bewährung ausgesetzte Reststrafe aus einer früheren Verurteilung absitzen.

Seither hat er vier Monate Untersuchungshaft im aktuellen Fall verbüßt, so dass er in etwa zwei Monaten auf Therapie gehen kann. Im besten Fall steht er die Therapie durch. Im September 2016 würde er den Zeitpunkt der sogenannten Halbstrafe erreichen und könnte auf freien Fuß kommen. Im besten Fall also stehen die fünf Jahre Haft auf dem Papier.

Richter Eckstein fragte den Verurteilten: „Es ist allein ihre Sache, ob sie die Drogentherapie durchstehen. Ist ihnen überhaupt das Ausmaß dessen klar, was in der Therapie von ihnen verlangt werden wird? Wenn es nämlich mit der Therapie nicht klappt, dann...“ Alex M. ergänzte den Satz: „...dann mache ich Endstrafe.“

Er sieht das richtig. Das Urteil bedeutet für den 30-Jährigen tatsächlich Chance und Bedrohung zugleich: Hält er die Therapie durch, kann er clean werden und wird mit einer früheren Entlassung auf Bewährung belohnt. Versagt er, reißt er die gesamten fünf Jahre herunter.

Alex M. war schon als strafunmündiges Kind süchtig geworden – seine Lieblingsdroge war immer das stimulierende Kokain gewesen. Dieses Rauschgift ist jedoch teurer und weniger leicht erhältlich, als das in Oberfranken mittlerweile weit verbreitete Crystal Speed. Auf dieses Metamphetamin fuhr Alex M. ab, als das Crystal in der Region in Mode kam. Er war einer der ersten großen Dealer mit dem aus Labor im Böhmerwald stammenden Stoff. Im Jahr 2006 war er Kronzeuge und eine Hauptfigur in einem der ersten großen Prozesse um das Crystal.

Im Prozess hatte ihm ein Psychiater die für eine Unterbringung notwendige Abhängigkeit von Drogen und den daraus folgenden Hang zu entsprechenden Straftaten attestiert. Eine besonders hohe Erfolgsaussicht wollte der Psychiater dem 30-Jährigen nicht geben – Alex M. habe durch mittlerweile 14 Jahre in verschiedenen Gefängnissen eine dissoziale Persönlichkeit entwickelt, die die Therapie in seinem Fall besonders schwierig mache.

Staatsanwältin Melanie Philipp hatte sechs Jahre und zwei Monate Haft beantragt, Verteidiger Johannes Driendl maximal vier Jahre.

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