Gepokert und gewonnen: Wie Christian Bock (FWG) auf Kosten der SPD Zweiter Bürgermeister in Heinersreuth wurde Heinersreuther SPD wahrt ihr Gesicht mit einem Pakt

Von Heike Hampl
Christian Bock (FWG) hat gepokert und gewonnen. Er ist neuer Zweiter Bürgermeister von Heinersreuth. Foto: red Foto: red

Verlust auf ganzer Linie? Die Heinersreuther SPD muss auf den Posten des Zweiten Bürgermeisters verzichten. Die Taktik der Freien Wähler ging auf - und das findet nicht jeder gut. Denn mit Christian Bock ist ein Gemeinderat Zweiter Bürgermeister, der mit einer anderen Partei gar nicht erst in das Gremium eingezogen wäre.

 
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Mit einem Pakt versucht die SPD in Heinersreuth, ihr Gesicht zu wahren. Die Genossen sind mit sieben Sitzen im Gemeinderat vertreten. Die CSU ebenfalls mit sieben Sitzen, die Freien Wähler haben zwei Vertreter. Wer die Mehrheit will, braucht also die kleinste Fraktion. Diese Rolle als Zünglein an der Waage haben die Freien Wähler ausgenutzt. Sie haben Jürgen Weigel (SPD) in das neu geschaffene Amt des Dritten Bürgermeisters gewählt und sich im Gegenzug mit den Stimmen der SPD den Posten des Zweiten Bürgermeisters gesichert. "Christian Bock wollte etwas werden, er hat gepokert und gewonnen", sagt Werner Kauper, CSU-Fraktionsvorsitzender. Und er gibt zu bedenken, dass Bock es mit 750 Stimmen bei der Kommunalwahl weder über die SPD noch über die CSU-Liste in das Gremium geschafft hätte. Außerdem war Bock ursprünglich für die CSU-nahe Junge Liste im Gemeinderat gesessen, bevor er nach internen Auseinandersetzungen zu den Freien Wählern gewechselt hatte. Jetzt paktiert er mit der SPD. "Schön ist das nicht", sagt Kauper.

SPD erpresst?

Fühlt sich die starke SPD von den kleinen Freien Wählern erpresst? "Das war die einzige Möglichkeit, dass wir überhaupt mitmischen können", sagt Hans Dötsch (SPD). Der ehemalige Bürgermeister von Heinersreuth sitzt nun im Gemeinderat. Während Dötschs letzter Amtszeit hatte die SPD mit Elisabeth Linhardt auch die Zweite Bürgermeisterin gestellt - Linhardt aber war bei der Bürgermeisterwahl im März der CSU-Kandidatin Simone Kirschner unterlegen.

"Dass die SPD sich dazu herablässt"

Die CSU hatte für das Amt des Zweiten Bürgermeisters am Freitagabend Stefan Eigl vorgeschlagen. Der Neuling im Gemeinderat hatte es vom neunten Listenplatz mit rund 1100 Stimmen in den Gemeinderat geschafft. Nur Isabel Fischer und Werner Kauper waren für die CSU auf mehr Stimmen gekommen. "Seine Arbeit ist hoch angesehen", sagt Kauper über Eigl. Und: "Sein Wahlergebnis ist ein eindeutiges Zeichen für eine größere Aufgabe." Eigl erhielt in der geheimen Wahl zum Zweiten Bürgermeister acht Stimmen - die der CSU-Fraktion und die der Bürgermeisterin Simone Kirschner. Mit neun Stimmen - denen der SPD und der beiden Freien Wählern - gewann Christian Bock. "Das trifft mich nicht. Ich persönlich habe mich aber schon gewundert, dass die SPD sich dazu herablässt, für die kleinste Fraktion auf diesen Posten zu verzichten", sagt Eigl. Dötsch versucht, die Sache unaufgeregt zu sehen, sagt er: "Ob Bock oder Eigl. Der eine ist genau so geeignet wie der andere. Die Erfahrung fehlt beiden." 

Das echte Manko ist ein anderes

Eigl kandidierte auch für das Amt des Dritten Bürgermeisters. Dieses Amt ist in der Geschäftsordnung der Gemeinde Heinersreuth neu. Die Fraktionen hatten sich vorher darauf geeinigt, um sicher zu gehen, dass jede Fraktion einen Vertreter im Rathaus hat. Jürgen Weigel (SPD) wurde mit neun Stimmen in das Amt gewählt. Ist es nicht ärgerlich, wenn die kleinste Fraktion der starken SPD die Pistole auf die Brust setzt? "Ärgerlich ist vor allem, dass wir nicht mehr den Ersten Bürgermeister stellen - das ist unser eigentliches Manko", sagt Weigel.

Bock selbst war für ein Statement noch nicht zu erreichen.