Eines ist sicher: Das Bier geht im Bräustüberl niemals aus. Denn die Sudkessel der Lang-Bräu in Schönbrunn stehen gleich gegenüber auf der anderen Straßenseite. Das urige Wirtshaus von Marion Meyerhöfer, die jeder nur als Molo kennt, ist aber weit mehr als eine Bierschänke. Es ist ein wahres Kleinod, das nicht nur feinste Gaumenfreuden bereitet, sondern viel fürs Auge und fürs Herz bietet. Ein dörfliches Paradies mit vielen Ecken zum Entdecken und bezaubernden Nischen drinnen wie draußen. Heimelig, urgemütlich und ganz familiär. Beste modern-fränkische Wirtshauskultur im Fichtelgebirge.


Rund um das sonnengelbe Wirtshaus mit der herrlichen Terrasse auf zwei Ebenen lädt wohl einer der schönsten Biergärten weit und breit zum Donnerstags-Klassiker Kronfleisch oder dem berühmten Biergulasch auf derben Bänken mit vielen bunten Kissen unter alten Bäumen. Auch wenn die Bratenküche fröhliche Urständ feiert, so weist ein grünes Herzchen auf der Speisekarte doch auch auf ein breit gefächertes Angebot für Vegetarier und Veganer. Bei schönem Wetter rutschen mehr als 300 Gäste im Biergarten eng zusammen. „Und wenn noch einer dazu will, finden wir immer eine Lösung“, sagt Hannah Meyerhöfer lachend und zaubert aus einer Nische einen Stuhl hervor.

Molo Meyerhöfer und ihre Tochter als Co-Chefin haben diesem alten Wirtshaus vor fünf Jahren neues Leben eingehaucht. Sie haben hier ein dörfliches Idyll geschaffen, in dem Kinder, Hunde, Radler, Wanderer, Durchreisende, ja einfach ein jeder willkommen sind. Dass die sich hier wohlfühlen, dafür sorgt ein immer freundliches Team von zehn Vollzeitkräften und 25 Aushilfen. „Wir wollen es unkompliziert“, erklärt die Chefin.

„Rotes Thai Curry, Feigen-Pecorino-Pasta und einmal Schnitzel vom Strohschwein“ – Anna Wölfel balanciert ein mächtiges Tablett samt Getränken durch den Garten und tischt es den Gästen mit einem Strahlen auf. „Sie gehört zum Inventar“, sagt Molo Meyerhöfer und zwinkert ihrer Mitarbeiterin zu.

Viel Platz zum Toben

Eine ganze Ladung Burger wird in Richtung Nachbartisch bugsiert. „Die haben total eingeschlagen“, erzählt Hannah Meyerhöfer. Und obwohl der Bauch eigentlich schon voll ist, scheint die Lust auf Leckeres ungebrochen. Da kommt der fluffige Kaiserschmarrn mit Äpfeln, Nüssen und Eis eben einfach in die Tischmitte, und die Damen-Clique löffelt munter aus einer Schüssel. „Der Schmarrn ist natürlich mit unseren Schönbrunner Bio-Eiern gemacht“, betont die Geschäftsführerin Molo Meyerhöfer. „Alle Eier kommen aus dem Stall direkt in die Pfanne.“

Ein Teil der Heimat-Hühner, wie Tochter Lena ihr kleines Unternehmen nennt, pickt derweil munter hinter dem Wirtshaus zwischen Bauwagen und Tipis, wo die Kinder fröhlich herumtollen. Dass sich die kleinen Gäste hier ebenso wohlfühlen wie ihre Eltern, ist für die mehrfache Oma – was man ihr partout nicht ansieht – selbstverständlich.

Ebenso wie Bio mittlerweile ein wichtiger Bestandteil im Bräustüberl ist, das in dem gemütlichen Gewölbe und im urigen Obergeschoss um die 90 Sitzplätze anbietet. Wenn die beiden Köche Markus Hoppe und Thomas Pietz jeden Sonntag zusammen mit fleißigen Helfern über 300 Knödel rollen, kommt das Fleisch dazu aus heimischen Gefilden. „Regional und Bio sind uns wichtig“, sagt Hannah Meyerhöfer und verweist auf die Bio-Zertifizierung des Bräustüberl. „Wir wollen unseren Gästen transparent machen, woher unsere Produkte kommen.“ Und die kommen vom Metzger Ruckdäschel in Holenbrunn, von der Bio-Hühner-Farm Ritter in Marktleuthen sowie das Rind aus Schönlind. Und Lenas Eier landen auch im Kuchen.

Da werden die Hühner demnächst noch so manche Zusatz-Schicht einlegen müssen, denn Molo Meyerhöfer gehen die Ideen nicht aus, in ihrer Heimat etwas Pfiffiges auf die Beine zu stellen. Und so plant sie in Kürze die Öffnung eines Retro-Cafés, in dem natürlich nur hausgebackene Kuchen auf die Gäste warten. Seit einiger Zeit schon gibt es das „Molo Rouge“ in Wunsiedel an der Zollbrücke. Vier Doppel- und ein Einzelzimmer laden die Gäste in einem Ambiente der 60er- und 70er-Jahre zum Übernachten ein. Drei weitere Doppelzimmer gibt es übrigens über dem Bräustüberl. „Das Frühstück ist ein Traum“, überschlagen sich die Reisenden mit Lob.

Frühstück im „Molo Rouge“

Zusätzlich zur Pension „Molo Rouge“ öffnet die rührige Wirtin im selben Gebäude, das über Jahrzehnte leer stand, im Mai ein Café, ebenfalls im Stil der 60er und 70er. Momentan herrscht noch Baustelle, aber wie die Chefin ihre Pläne beschreibt, könnte dies zum neuen In-Treff in der Region werden. „Einen Namen suchen wir gerade noch.“ Es wird um die 50 Sitzplätze geben und eine große Selbstbedienungstheke mit verschiedenen Broten und wechselnden Aufstrichen.

Wie es in Großstädten längst angesagt ist, gibt es im „Molo Rouge“ dann auch Frühstücks-Bowls, die mit Joghurt, Müsli, Salaten oder anderen herzhaften Dingen befüllt werden können. „Einfach mal was schnell auf die Hand und to go oder was Leckeres fürs Business-Lunch“, kündigt die Chefin an. „Dazu kommen natürlich die Kuchen mit Lenas Eiern.“ Und weil Molo Meyerhöfer ein absoluter Familienmensch ist, zieht in dem neuen Café künftig ihre Jüngste die Strippen. „Meine Tochter Martha und eine Mitarbeiterin freuen sich schon riesig darauf.“

Zu den mittlerweile 35 Beschäftigten kommen also noch einige dazu. „Wir wachsen weiter“, schaut Molo Meyerhöfer voraus. Was ist ihr Erfolgsrezept? „Du kannst bei uns du selbst sein“, meint sie. Anna und Hannah nicken. „Ja, so ist es!“ Die Freundlichkeit des Personals, das einen immer mit einem Strahlen empfängt und bewirtet – auch bei großem Andrang –, dürfte ein weiteres Argument sein, warum vor allem im Sommer ganze Scharen von Radfahrern nur ein Ziel haben: das Bräustüberl.

Und nicht nur die Radler oder Wanderer. Wie früher, vor Corona, als Meyerhöfer noch die „Ewige Baustelle“ in Wunsiedel betrieben hat, fallen auch die Schauspieler der Luisenburg und mit ihnen viele Theaterbesucher wieder bei ihr ein. „Das ist auch der Grund dafür, warum wir montags Ruhetag haben. Da ist oben auf der Burg spielfrei“, erklärt sie. Und einen Tag zum Durchatmen bräuchten sie ja auch.

„Zweimal Vanille-Blumenkohl-Süppchen, vier Schnitzel, drei Veggie-Burger, fünfmal Kronfleisch, dreimal Biergulasch und zwei Heimat-Salat“, hallt es in die Küche hinein. Markus Hoppe und Thomas Pietz sind voll fokussiert, werfen den Ofen an, wirbeln durch die Bräustüberl-Küche und richten die Köstlichkeiten so an, dass das Auge schon Freude hat, ehe man die Gabel zum Mund führt.

Der Bräustüberl-Klassiker Biergulasch

Zutaten: 1 kg Rindergulasch, 5 Metzgerzwiebeln, 4 Knoblauchzehen, 4 EL Tomatenmark, 1 Flasche Lager-Bier, 1 Flasche Helles, ½ l Fleischbrühe, 6 Lorbeerblätter, Pfeffer, Salz, Kümmel, Paprikapulver, 3 EL Speisestärke

Und So! wird’s gemacht: Gulasch in Öl kräftig anbraten, grob gewürfelte Zwiebeln und Knoblauch zugeben und mitrösten. Mit Salz, Pfeffer, Kümmel und Paprika kräftig würzen. Tomatenmark dazu, kurz mitrösten, dann das Lager-Bier zugeben, anschließend die Fleischbrühe und die Lorbeerblätter. Bei geringer Temperatur 60 Minuten schmoren lassen. Dann das helle Bier zugeben, weitere 30 Minuten köcheln lassen. Wenn das Fleisch zart ist, mit Speisestärke binden. Dazu gibt es Knödel.

Seehecht mit Kartoffelkruste auf Rahmsauerkraut

Zutaten für 5 Personen: 5 Seehecht-Filets, 5 mittelgroße Kartoffeln geschält, 10 Scheiben Schweinebauch, Mehl, Öl, Salz, Pfeffer; Rahmsauerkraut: 400 g Sauerkraut aus der Dose, ½ Zwiebel, 1 TL Puderzucker, 50 ml Weißwein, 150 ml Gemüsebrühe, 1 – 2 EL Apfelmus, 3 EL Sahne, Salz, Zucker, 20 g kalte Butter, 5 EL geschlagene Sahne.

Und So! wird’s gemacht: Kartoffeln grob reiben, salzen, pfeffern, Wasser ausdrücken. Öl in der Pfanne erhitzen. Seehecht mit Salz und Pfeffer würzen, leicht in Mehl wenden und in die heiße Pfanne geben. Die geriebenen Kartoffeln darauf verteilen und leicht andrücken. Nach zwei Minuten den Fisch wenden, goldgelb fertig braten. Die Speckscheiben knusprig braten. Den Fisch auf dem Sauerkraut mit Speck servieren.

Das Kraut im Sieb kalt abbrausen, Wasser gut herausdrücken. Puderzucker in einem Topf bei milder Hitze hell karamellisieren und die fein gewürfelte Zwiebel darin andünsten. Mit Wein ablöschen, auf ein Drittel einkochen. Brühe und Kraut dazugeben und erhitzen. Mit Backpapier bedecken und 30 Minuten köcheln lassen. Dann Apfelmus und Sahne untermischen, mit Salz und Zucker würzen. Zuletzt die Butter und die geschlagene Sahne unterrühren.

Das Bräustüberl

Adresse: Bräustüberl: 95632 Wunsiedel-Schönbrunn, Brunnenstraße 10, drei Doppelzimmer; Pension Molo Rouge: Wunsiedel, An der Zollbrücke 2, vier Doppel-, ein Einzelzimmer; im Mai öffnet im Molo Rouge ein Café im Retro-Look mit etwa 50 Sitzplätzen.

TELEFON: 0 92 32 / 28 13

E-Mail: info@braeustueberl-schoenbrunn.de

Internet: www.braeustueberl-schoenbrunn.de

Öffnungszeiten: Dienstag und Mittwoch 16 bis 23 Uhr, Donnerstag bis Sonntag 11 bis 23 Uhr; warme Küche bis 21 Uhr, Montag Ruhetag