Ökologisch und solidarisch
Doch eine konventionelle Landwirtschaft zu betreiben lag nie in der Absicht von Blank. Ökologisch sollte sie sein und solidarisch. Hätte er den Betrieb in Stein rein privatwirtschaftlich betreiben wollen, sagt er, hätte er rund eine Million Euro investieren müssen, um überhaupt loslegen zu können. Stattdessen pachtet er zusammen mit zwei anderen Familien die rund fünf Hektar große Fläche und gründet mit Gleichgesinnten eine Solidarische Landwirtschaft, kurz Solawi, namens „Selbstversorgergemeinschaft im Freigarten Stein“. Rund 54 sogenannte Ernteteiler beteiligen sich an diesem laut Blank „reinem Solidaritätsmodell“. Bis Ende des Jahres sollen es 80 werden. Sein Businessplan sieht vor, langfristig 100 Familien mit dem täglichen Bedarf an Gemüse zu versorgen.
Saisonale Produkte
Worin die Solidarität besteht, wenn einer ackert und die anderen seine Produkte konsumieren? Hier beginnt schon der Unterschied zur konventionellen Landwirtschaft. Die Ernteteiler, also die Abnehmer der Produkte des Hofs, zahlen nicht für die Produkte, sondern decken die Kosten des landwirtschaftlichen Betriebs. Dafür versorgt sie Blank mit seinen saisonalen Produkten. Die Abnehmer helfen also dabei, die anfallenden Kosten, wie Investitionen, Pacht, Betriebsmittel, Strom und Wasser zu decken. Und haben noch einen zweiten Nutzen: sie leisten einen wertvollen Beitrag zur nachhaltigen Produktion natürlicher und regionaler Lebensmittel unter fairen Bedingungen. Und sie haben ein weitgehendes Mitspracherecht: Bei der jährlichen Zusammenkunft im Winter stellen alle zusammen einen Anbauplan auf. Darin wird genau festgehalten, welches Gemüse in welcher Reihenfolge angebaut wird. Abholen können die Ernteteiler ihr Gemüse vor Ort oder an zwei Abholstellen, wohin Blank die Produkte liefert.
Von 19 auf 42 Aktionäre gewachsen
Zum Kreis der Ernteteiler gehört auch Maria Zeußel. Zusammen mit Dietrich Pax, der einen Demeter-Gärtnereibetrieb bei Coburg betreibt, bildet sie aber auch den Vorstand der Regionalwert AG Oberfranken. Die Idee einer Regionalwert AGs besteht darin, schreiben sie auf ihrer Homepage, „das bestehende agrarindustrielle Lebensmittelsystem zu verändern“. Ziel sei eine „Landwirtschaft ohne Massentierhaltung, Bienensterben, Nitratbelastungen im Grundwasser, Rückstände von Pestiziden in Lebensmitteln oder Billiglöhne in der Verarbeitung“. Bei der Gründung im Jahr 2017, sagt Zeußel, erwarben 19 Gründungsmitglieder Aktien im Wert von 71.000 Euro. Im April dieses Jahres fand eine Kapitalerhöhung um 35.000 Euro statt. Die Zahl der Aktionäre stieg auf 42. „Wir sind noch ganz am Anfang“, sagt Pax. Der Kauf des Gewächshauses für die Selbstversorgermeinschaft Stein sei Premiere. Und zeige auf, worin der Sinn der Regionalwert AG liegen: „In der Regionalisierung des Geldes.“ Mit dem Geld der Aktionäre wurde das Gewächshaus finanziert, das fünf Jahre lang vermietet wird. Dann könne es Freigärtner Blank für einen Restwert erwerben. Unterstützend finanziert würden auch solche Betriebe, die auf ökologischen Landbau umstellen wollen. Oder ein Öko-Bäcker, der eine Bäckerei eröffnen wolle. Den Aktionären gehe es nicht um eine gute Rendite, sondern darum, in regionale Betriebe zu investieren, die eine ökologische und damit naturerhaltende, umweltschonende und gesunde Produktionsweise betreiben. Oder, wie Blank sagt: „Die Rendite, das sind die Betriebe selbst, die vor Ort Gemeinwohl schaffen.“