Gegen Schwarzarbeit IG Bau will „saubere“ Baustellen

red
Eine stärkere Präsenz des Zolls auf Baustellen fordert die IG BAU. Foto: dpa/Müller Thomas

Die Gewerkschaft sagt den „schwarzen Schafen“ unter den Firmen auch im Kreis Wunsiedel den Kampf an. Sie fordert mehr Kontrollen durch den Zoll und ein „Sündenregister für Schwarzarbeit“.

 
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Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) hat kriminelle Praktiken auf Baustellen beklagt. So habe das Hauptzollamt Regensburg, das auch für den Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge zuständig ist, allein im ersten Halbjahr 2022 in der Region insgesamt 191 Ermittlungsverfahren im Baugewerbe eingeleitet.

54 000 Euro Schaden

Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) deckte, wie die Gewerkschaft mitteilt, bei ihren Kontrollen vor allem illegale Beschäftigung, Sozialbetrug und Mindestlohnverstöße auf. Insgesamt habe die vom Regensburger Zoll ermittelte Schadenssumme durch nicht gezahlte Steuern und Sozialabgaben auf dem Bau rund 54 000 Euro betragen, so die IG BAU Oberfranken. Im Vergleichszeitraum des Jahres davor hatte das Hauptzollamt Regensburg 160 Ermittlungsverfahren auf dem Bau eingeleitet. Die Baugewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen, die das Bundesfinanzministerium auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup (SPD) zur Kontrollbilanz des Zolls auf dem Bau mitgeteilt hat.

„Die hohe Zahl der Ermittlungsverfahren zeigt, dass kriminelle Methoden auf dem Bau auch in unserer Region zum Alltag gehören. Die tatsächlich aufgedeckten Verstöße sind nur die Spitze des Eisbergs“, stellt der Bezirksvorsitzende der IG Bau Oberfranken, Uwe Behrendt, fest.

Forderung nach öffentlicher Kartei

Neben den vielen „sauber arbeitenden Unternehmen“ gebe es noch immer unseriöse Firmen, für die Lohndumping und illegale Beschäftigung bei Bauaufträgen zum Geschäftsmodell gehörten. Und der IG-Bau-Bezirksvorsitzende Behrendt warnt vor einer weiteren Zunahme illegaler Machenschaften. Denn: „Die hohe Inflation, steigende Bauzinsen, hohe Material- und Energiekosten – alles führt zu einem wachsenden Kostendruck auf dem Bau. Unseriöse Chefs werden deshalb jetzt erst recht versuchen, ihre Kosten durch Lohndumping zu senken. Und sie werden sich noch mehr Tricksereien einfallen lassen, um Steuern und Sozialabgaben zu hinterziehen. Dadurch geraten Arbeitgeber, die sich an den Bau-Tarifvertrag halten, weiter unter Druck.“

Vor diesem Hintergrund fordert der IG-Bau-Bezirksverband Oberfranken deutlich mehr Kontrollen und eine stärkere Präsenz des Zolls auf den Baustellen. „Auch im Kreis Wunsiedel wollen wir ‚saubere Baustellen‘. Der Staat muss sicherstellen, dass kriminelle Praktiken auf Baustellen keine Chance mehr haben.“

Darüber hinaus müssten auffällig gewordene Firmen von der öffentlichen Auftragsvergabe ausgeschlossen werden. „Wir brauchen ein ‚Sündenregister für Schwarzarbeit‘ – eine öffentliche Kartei, in der die Betriebe aufgelistet werden, deren Geschäftsmodell auf illegaler Beschäftigung und Lohnprellerei beruht“, fordert Uwe Behrendt.

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