Gegen Gewalt an Frauen Gemeinschaftsaktion von Frauenhaus und Basketballern in der Innenstadt

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Das Frauenhaus und die Bayreuther Basketballer starten auf dem Weihnachtsmarkt in der Maximilianstraße im Reichshof eine Spendenaktion gegen Gewalt an Frauen. Unser Foto zeigt (von links) Laura Reichel, Bibi Bialis-Müller und die Leiterin des Frauenhauses, Christine Ponnath sowie den Basketballer Andreas Seiferth. Foto: Ralf Münch Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. Ein Mann packt seine Frau an den Haaren, schlägt ihren Kopf auf den Boden und schneidet ihr in die Hand. Ein Fall aus Kulmbach, aus dem Polizeibericht der letzten Tage. Frauen werden täglich in ihren eigenen vier Wänden misshandelt. Die einzige Zuflucht ist oft das Frauenhaus. Am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen wollen die Mitarbeiterinnen zusammen mit Medi Bayreuth auf das wichtige Thema aufmerksam machen.

 
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Der Caritasverband Bayreuth ist mittlerweile 40 Jahre alt. Dazu gehört auch das Frauenhaus mit seinen ehrenamtlichen und festen Mitarbeitern. Am Montag, 25. November, wollen sie von 11 bis 19 Uhr vor dem Reichshof Kulturbühne Linsensuppe verteilen. Wer bezahlt, macht dies freiwillig als Spende an das Frauenhaus.

Gewalt an Frauen ist ein größeres Problem als viele meinen“, sagt Christine Ponnath, die Leiterin des Bayreuther Frauenhauses, die Basketballer Andreas Seiferth als Schirmherrn für den Aktionstag gewonnen hat. „Wir wollen die Wahrnehmung für das Thema schärfen und zu einem gewaltfreien Umgang miteinander aufrufen.“

Fairness, Toleranz und Gewaltfreiheit

Die Sportler von Medi Bayreuth verkörperten die Werte Fairness, Toleranz, Zusammenhalt und ein gewaltfreies Miteinander. Andreas Seiferth ließ sich gleich dafür begeistern, ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen. „Warum sollen wir die Plattform von Medi nicht dafür nutzen? Wir können so schnell und unkompliziert Leute erreichen, um das Gewaltproblem gegen Frauen bekannter zu machen.“ Mit ihm werden Kapitän Bastian Doreth, Joanic Grüttner Bacoul und Lukas Meisner am Nachmittag zwischen 15 und 17 Uhr auf die Straße gehen. Nach dem Spiel gegen Bonn stehe am Montag voraussichtlich kein Training an, meint der 2,09 Meter große Basketballspieler.

Bibi Bialas-Müller sagt erfreut: „Es ist toll, dass Männer für ein frauenspezifisches Thema aufstehen und sich einsetzen.“ Für die Aktion am Montag, fand sie viele Mitstreiter. Die Holzschmiede in Thurnau stellte das Besteck. Der Kochtopf stammt vom Naturkostladen Hollerbusch. Vereine wie Bayreuth gegen Gewalt und der Freundeskreis Positano unterstützen das Vorhaben ehrenamtlich.

Eine Geste der Anerkennung

Das Frauenhaus wird einen Kochkalender verkaufen. "Viele Frauen wollen uns etwas zurückgeben", schildert Christine Ponnath. "Das geschieht häufig über das Kochen." Eine liebevolle Geste der Anerkennung, um sich für die Hilfe zu bedanken. Alle Rezepte wurden bei Feiern und Anlässen im Frauenhaus zusammen gekocht. Da im Frauenhaus viele Nationalitäten nebeneinander leben, entstanden Gerichte aus vielen Ländern nach dem Motto "Messer, Gabel, Löffelglück - von hier von dort von uns". Der Verkauf der Rezeptesammlung kommt dem Frauenhaus zugute. Denn dieses will sich nun seinerseits bei den Frauen aus den Ländern Gambia, Irak, Ukraine, Deutschland, Syrien, Rumänien, Kasachstan und Tschetschenien bedanken.

Doch der Hintergrund ist ernst: Frauen erleben psychische, physische, sexuelle und finanzielle Gewalt. Alkohol, Drogen und Persönlichkeitsprobleme können Verstärker sein, weiß Sozialarbeiterin Laura Reichel. Längst nicht jede Gewalttat wird bekannt. "Die Dunkelziffer ist hoch."

Angst um die soziale Stellung

Hinzukommen kulturelle Unterschiede, sagt Christine Ponnat. Häufig seien die Kinder der Grund dafür, warum sich Frauen entschließen, etwas zu verändern. Aus Angst um die eigene soziale Stellung und aus Sehnsucht nach Liebe blieben viele oft jahrelang bei einem gewalttätigen Mann. "Eine Frau hält es durchschnittlich sieben Jahre aus, bevor sie geht. "Oft suchen Frauen die Schuld bei sich. In Beziehungen geht es auch um Macht und Rollenbilder. "Eine permanente Überforderung kann Gewalt auslösen."

Was Christine Ponnath noch bemerkt: Die Frauen bleiben heutzutage länger im Frauenhaus als früher. Sie führt dies auf die herrschende Wohnungsnot zurück und mangelnden Wohnraum für Familien. "Wir bieten eigentlich nur einen Schutzraum auf Zeit." Aber manche empfänden diese Zwischenstation bereits ein Stück Heimat.

Gemeinsam mit den Basketballern und der Gleichstellungsstelle der Stadt wollen sie am Montag die Wahrnehmung für die Not der Opfer schärfen. Am Abend beginnt eine Lichterkette ab dem Reisebüro Thomas Cook.

Hintergrund:

Die UN-Generalversammlung verabschiedete am 17. Dezember 1999 eine Resolution. Diese bestimmte den 25. November zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Die Rechte und Freiheiten von Frauen sind bedroht, wenn gegen Frauen Gewalt ausgeübt werde.

Schon seit 1981 organisierten Menschenrechtsorganisationen alljährlich zum 25. November Veranstaltungen, bei denen die Einhaltung der Menschenrechte von Frauen und Mädchen auf die Agenda gesetzt werden. Ins Zentrum rücken dabei die Themen Zwangsprostitution, sexueller Missbrauch, Sextourismus, Vergewaltigung ebenso wie Genitalverstümmelung, Häusliche Gewalt und Zwangsheirat.

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