Der Machtkampf zwischen dem sudanesischen De-facto-Machthaber Abdel Fattah al-Burhan und seinem damaligen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo hat in den vergangenen zwölf Monaten die mittlerweile größte Flüchtlingskrise weltweit ausgelöst. Nach jüngsten Zahlen des UN-Flüchtlingshilfswerks sind mehr als 8,6 Millionen Menschen innerhalb des Sudans und in den Nachbarländern auf der Flucht vor den Kämpfen zwischen der Regierungsarmee SAF und Daglos Miliz RSF. Selbst konservativ geschätzt stammt jeder achte Flüchtling weltweit aus dem Sudan. Einem Bericht der UN-Organisation für Migration (IOM) zufolge werden täglich rund 20.000 Menschen im Sudan neu vertrieben. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International fordert, der UN-Sicherheitsrat müsse das bereits für die Region Darfur geltende Waffenembargo auf das ganze Land ausweiten.
Baerbock: Machtkampf zweiter rücksichtsloser Generäle
Der Machtkampf hat zu einer deutlichen Verschlechterung der humanitären Lage im Sudan geführt, die laut Baerbock "einfach katastrophal" ist. Man sehe die schlimmste Krise der Vertreibung von Kindern. Rund die Hälfte der Bevölkerung seien für ihr Überleben dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. "Dort sterben Tag für Tag Menschen, weil zwei rücksichtslose Generäle ihren Machtkampf auf dem Rücken der Bevölkerung austragen", kritisierte sie. In dem Konflikt werde zudem sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe eingesetzt. "Es sind Gräueltaten, die von Menschen betrieben werden, vor unseren Augen. Der Krieg geht nun in das zweite Jahr und gleichzeitig ist dieser Konflikt von unseren Nachrichten quasi ausgeblendet." Man müssen daher eine klare Botschaft aussenden: "Wir sehen ihr Leiden, wir sind uns dessen bewusst und wir wissen, welche Verantwortung wir tragen." Jedes Leben zähle gleich viel, ob in der Ukraine, in Gaza oder im Sudan.
Baerbock wies darauf hin, dass die Lage auch in den Nachbarstaaten des Sudans dramatisch sei. "Dort spielt sich gerade unter unseren Augen die größte Flüchtlingskrise der Welt ab", sagte Baerbock. So platzten die Flüchtlingslager im Südsudan "im wahrsten Sinne des Wortes aus allen Nähten". Den Menschen fehle es praktisch an allem, es brauche "eigentlich vor allen Dingen auch psychologische Betreuung".
Séjourné: Weg für dauerhaften Frieden ausloten
Bei der Konferenz in Paris ging es neben dem Sammeln von Hilfsgeldern auch um eine bessere Koordinierung der bisherigen Versuche, eine Lösung in dem gewaltvollen Konflikt zu finden. Séjourné sagte, man wolle einen Weg für einen dauerhaften Frieden und die Rückkehr zu einem demokratischen Prozess im Sudan ausloten. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell betonte, auch die Zivilgesellschaft, von denen einige Akteure in Paris ebenso tagten, müsse dabei eine Rolle spielen.