Gangster-Rap: Bushido in Himmelkron

Von Martina Bay

Alle Lichter gehen aus, nur ein heller Funken auf der Bühne. Und da ist er: Bushido: Gangster-Rapper, Steuersünder und ehemaliger Praktikant im Bundestag. Rund 1000 Besucher waren am Samstagabend in Himmelkron, als dort der 37-Jährige in der Event-Arena auftrat. Der Dresscode: Jeans, Sneakers, Käppi. Und die uneingeschränkte Solidarität mit einem Mann, der in den Augen seiner Fans sagt, was er denkt.

 
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Jetzt ist ihr Traum wahr geworden. Einmal Bushido live erleben. "Er hat mich durch mein ganzes Leben begleitet. In jedem Song erkenne ich mich wieder", sagt Lena Hacker. Sie habe schon viel Mist durchgemacht, auch mit Männern. Dass sie jemals den Richtigen findet, daran konnte sie selbst nicht glauben. "Gibt es dich" ist deswegen auch eines ihrer Lieblingstracks.

"Dann hat er halt andere Tracks geklaut"

Mittlerweile ist die Bäckereiverkäuferin mit Christian Wilfer (24) verlobt: Auch Bushido-Fan, der selbst unter dem Namen Cyruzz rappt und in der Raucherecke gleich einmal einen seiner eigenen Texte zum Besten gibt. Wilfer trägt Bomberjacke, dicke Uhr und ein fettes Kreuz um den Hals. "Ich bin sehr gläubig", sagt er.

Und kein schlechtes Wort über Bushido. Zum Beispiel darüber, dass er Songmaterial von anderen Bands übernahm, ohne vorher Rücksprache zu halten und dafür auch Schadenersatz zahlen musste. "Dann hat er halt andere Tracks geklaut", sagt Hacker. Oder, dass die Texte frauenfeindlich sind. "Das mag alles schön und gut sein. Aber jeder hat das Recht seine Meinung zu sagen", sagt die junge Frau (25).

Vaseline, Zahnpasta, Sekt zum Bespritzen

Zahnpasta, weiße Tennissocken, Vaseline oder teuren Sekt, um einfach nur die Zuschauer damit zu bespritzen. Das ist die Liste der Sonderwünsche, die Eventmanager Markus Sameth den Rappern bei ihrem Auftritt in der Event-Arena (ehemals Halifax) schon erfüllt hat. Warum jemand ausgerechnet Vaseline braucht, da fragt er nicht. "Bushido wollte ein bisschen Wasser, alles ganz easy", sagt Sameth. Der Eventmanager hat den Auftritt mit dem Management von Bushido eingefädelt. Wie viel Geld der Rapper für seinen Auftritt bekommt, verrät Sameth nicht. Nur so viel: Die Nacht verbringt Bushido noch in Bayreuth. Mit der Presse will der 37-Jährige nicht reden. Grund soll die Trauer um seinen kürzlich verstorbenen Vater sein, sagt Sameth.

Kaugummmi- und zahnstocherkauende Gangster-Freunde

Um kurz vor halb zwei Uhr morgens ist es dann soweit. Bushido betritt in schwarzer Lederjacke, schwarzer Hose und weißem Pullover die Bühne. Dafür, dass seine Musik nur so vor Kraftausdrücken strotzt, ist er überaus höflich zu seinem Publikum. Schließlich will er seine Fans nicht vergraulen. Und die danken es ihm, indem sie fleißig mitrappen.

Alleine ist Bushido nicht gekommen. Seine kaugummi- und zahnstocherkauenden Freunde stehen auch mit auf der Bühne. Einer davon ist Arafat Abou Chaker. Er ist der Anführer des Berliner Abou-Chaker-Clans, der unter anderem in illegale Drogen- und Geldgeschäfte verwickelt sein soll. Nach Recherchen des "Stern"-Magazins soll Bushido ebendiesem eine Vollmacht erteilt haben, die ihm Zugang zu Bushidos gesamten Vermögen gibt. Der Rapper hat dies stets abgestritten. 

Nach 45 Minuten ist schon wieder Schluss

"Es ist einfach eine gute Familie, das hat nichts mit Gewalt zu tun", sagt Michael Baumgartner. Er ist mit seinen 38 Jahren einer der Ältesten auf dem Club-Konzert. Bushido hört er schon seit über zehn Jahren. Baumgartner schätzt den Rapper: "Er sagt, was er denkt und was er sagt, würden sich viele nicht trauen." So spreche er auch Themen wie den sexuellen Missbrauch von Mädchen an.

Nach 45 Minuten ist der Auftritt schon wieder vorbei. So schnell wie Bushido auf die Bühne kam, verlässt er sie auch wieder und verschwindet durch den Hinterausgang. 

Christian Wilfer, alias Cyruzz, rappt vor dem Auftritt in der Raucherecke seinen Song "Revierkampf".

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