Knut Kircher ist sich sicher: Das wird bald normal sein
Auch die Überprüfung durch den Videoassistenten dauert seine Zeit, wie die ersten Spiele gezeigt haben. Und danach natürlich die Tore. Nach Collinas Berechnungen frisst ein Treffer inklusive Torjubel und Wiederanpfiff etwa anderthalb Minuten. All dies soll künftig genauer in die Berechnung der Spieldauer einfließen.
Wem das nicht gefällt, dem sei entgegnet, dass die Nettospieldauer eines Fußballspiels, also ohne Unterbrechungen durch den Schiedsrichter, zwischen 40 und 60 Minuten beträgt. Zehn Minuten Nachspielzeit sind folglich keineswegs zu hoch bemessen.
Gut möglich, wenn nicht wahrscheinlich, dass die XXL-Nachspielzeiten bald auch in den Vereinsfußball Einzug halten werden. Davon geht zumindest Ex-Fifa-Schiedsrichter Knut Kircher aus: „Große Turniere waren schon immer ein Probierfeld für gewisse Neuerungen. Dieser Trend wird sicher auch in der Bundesliga ankommen.“ Der 53-Jährige würde es begrüßen: „Die Spieldauer war schon immer ein Gegenstand von Debatten. Längere Nachspielzeiten sind im Zweifel der richtige Ansatz, um Diskussionen zu minimieren“, findet Kircher. Mit einer Einschränkung: Wenn das Spiel längst entschieden ist, sollten die Männer an der Pfeife das Spiel nicht aus reinen Formalitätsgründen in die Länge ziehen.
Der Rottenburger hat sich während seiner Karriere nach Ablauf der regulären Spielzeit meist auf sein Gefühl verlassen – ohne die Uhr ganz außer Acht zu lassen. Häufig sei die Länge der Nachspielzeit auf dem Feld mit beiden Kapitänen besprochen worden. „Wenn wir rein nach der effektiven Spielzeit gehen würden“, sagt Kircher mit Blick auf die WM, „könnte man noch länger spielen lassen.“
Erstmals pfeifen auch Frauen bei einer Männer-WM
Aufgebot
Erstmals werden weibliche Unparteiische bei einer Männer-WM zum Einsatz kommen. Stephanie Frappart (Frankreich), Salima Mukansanga (Ruanda) und Yoshimi Yamashita (Japan) wurden nominiert. Dazu kommen die drei Assistentinnen Neuza Back (Brasilien), Karen Diaz Medina (Mexiko) und Kathryn Nesbitt (USA). Sie gehören zu der erlesenen Gruppe von 36 Schiedsrichtern, 69 Assistenten und 24 Video-Offiziellen.
Quintett
Mit dabei sind auch fünf Deutsche. Der 38 Jahre alte Daniel Siebert aus Berlin, der schon bei der zurückliegenden EM 2021 im Einsatz war, ist nach dem internationalen Karriereende von Felix Brych (München) die deutsche Nummer eins – auch bei der WM. Dazu kommen seine Assistenten Rafael Foltyn (Wiesbaden) und Jan Seidel (Oberkrämer) sowie die Videoschiedsrichter Bastian Dankert (Rostock) und Marco Fritz (Korb).